25 Jahre Briefbomben: Die Chronologie

Am 3. Dezember 1993 sind in den Händen des Hartberger Pfarrers August Janisch und der ORF-Moderatorin Silvana Meixner die ersten von insgesamt 25 Briefbomben explodiert. Damit begann die schlimmste Terrorwelle der Zweiten Republik.

Briefbomben-Serie I

  • 3. Dezember 1993: Im oststeirischen Hartberg detoniert die erste Briefbombe und verletzt Pfarrer August Janisch - mehr dazu auch in 20 Jahre Briefbomben: Janisch „ohne Hass“. In der Minderheitenredaktion im Wiener ORF-Zentrum wird Redakteurin Silvana Meixner durch eine Briefbombe verletzt.
August Janisch und Silvana Meixner

APA/Schatzmayr/Schnarr

August Janisch und Silvana Meixner

  • 4. Dezember 1993: In der Caritas-Zentrale in Wien wird eine Briefbombe rechtzeitig entdeckt - sie war an den damaligen Präsidenten Helmut Schüller gerichtet.
  • 5. Dezember 1993: Eine Briefbombe verstümmelt die linke Hand des Wiener Bürgermeisters Helmut Zilk. Eine an den Slowenischen Kulturverein im südsteirischen Bad Radkersburg geschickte Briefbombe wird ebenso entschärft wie eine an die Grün-Politikerin Madeleine Petrovic adressierte Bombensendung.
  • 6. Dezember 1993: Im Wiener Handelsgericht taucht eine Briefbombe auf, die eigentlich für die grüne Migrationssprecherin Terezija Stoisits gedacht war. Im Posteinlauf des Bundeskanzleramts wird ein an die damalige Frauenministerin Johanna Dohnal adressierter Sprengsatz entdeckt. Viertes Terroropfer wird eine Sekretärin in einer Wiener Anwaltskanzlei: Sie öffnet einen Brief an den „Islamischen Ausländer-Hilfsverein“. Die zehnte und letzte Briefbombe der ersten Serie wird rechtzeitig abgefangen - sie war für die ARGE Ausländerbeschäftigung der Wiener Wirtschaftskammer bestimmt.

Der Klagenfurter Bombenanschlag

  • 24. August 1994: Auf dem Gelände der Rennerschule in Klagenfurt wird eine rund fünf Kilo schwere Bombe entdeckt. Drei Polizisten bringen den Sprengsatz in einem Streifenwagen zum Flughafen - sie detoniert, der 40-jährige Beamte Theo Kelz verliert beide Unterarme, seine beiden Kollegen werden ebenfalls verletzt.

Briefbomben-Serie II

  • 4. Oktober 1994: Eine einem Mitarbeiter des Gastarbeiterreferats der Diözese Feldkirch zugedachte Briefbombe wird entschärft. Auch Briefbomben an den Klagenfurter Wieser-Verlag und die Hallein Papier AG werden rechtzeitig abgefangen.
  • 6. Oktober 1994: An den Abt des Stifts Wilten in Tirol wird eine Briefbombe geschickt und entschärft.

Die Morde von Oberwart

  • 4./5. Februar 1995: An einer Wegkreuzung in der Nähe einer Roma-Siedlung in Oberwart explodiert - vermutlich kurz vor Mitternacht - eine Sprengfalle. Erst in den frühen Morgenstunden werden die Leichen von vier jungen Männern entdeckt. Auch eine Tafel mit der Aufschrift „Roma zurück nach Indien“ wird gefunden.
Die Rohrbombe von Oberwart

APA/Polizei

Die Bombenfalle von Stinatz

  • 6. Februar 1995: Auf einem Altpapiersammelplatz in der kroatisch-burgenländischen Gemeinde Stinatz explodiert ein Sprengkörper und verletzt einen Mitarbeiter des Umweltdienstes Burgenland.

Briefbomben-Serie III

  • 9. Juni 1995: In der Redaktion des TV-Senders Pro 7 in München explodiert eine Briefbombe und verletzt eine Mitarbeiterin der Adressatin, Moderatorin Arabella Kiesbauer. In Linz wird die Betreiberin eines Partnervermittlungsbüros durch eine Briefbombe verletzt.
  • 13. Juni 1995: In der norddeutschen Stadt Lübeck trifft die dritte Briefbombe dieser Serie ein. Der SPD-Geschäftsführer im Rathaus, Thomas Rother, wird beim Öffnen der Post verletzt.

Briefbomben-Serie IV

  • 16. Oktober 1995: Der aus Syrien stammende Gemeindearzt von Stronsdorf in Niederösterreich wird in seiner Ordination durch eine Briefbombe verletzt. Am Postamt von Poysdorf wird Flüchtlingshelferin Maria Loley verletzt, als sie ein an sie adressiertes Schreiben öffnet. In Mistelbach entgeht ein aus Südkorea stammendes Arztehepaar knapp einem Briefbombenanschlag.

Briefbomben-Serie V

  • 11. Dezember 1995: Sechs Tage vor der Nationalratswahl detonieren in einem Postkasten in Graz zwei von vier Briefbomben. Adressaten der Sendungen: das Flüchtlingshochkommissariat UNHCR, eine in Wien lebende indische Familie, eine Partnervermittlungsagentur mit Postfach in Güns (Ungarn) sowie Angela Resetarits, die Mutter des Kabarettisten Lukas, des Sängers Willi („Ostbahn Kurti“) und des ORF-Redakteurs Peter Resetarits.

Die Ingrisch-Bombe

  • 9. Dezember 1996: Bei der Entschärfung explodiert eine Briefbombe, die an die Stiefmutter des damaligen Innenministers Caspar Einem, die Schriftstellerin Lotte Ingrisch, adressiert ist.

Franz Fuchs wird gefasst

  • 1. Oktober 1997: Der 48-jährige Franz Fuchs wird in seinem Heimatort Gralla südlich von Graz am Steuer seines Autos von der Gendarmerie kontrolliert, nachdem sich zwei Frauen verfolgt gefühlt hatten. Er wähnt sich überführt und zündet eine Bombe, die ihm beide Hände zerfetzt. In Gralla erinnert heute nur noch wenig an den „Bombenbauer“ - mehr dazu in 20 Jahre Briefbomben: „Kein Thema mehr“.
  • 2. Februar 1999: In Graz beginnt der sechswöchige Strafprozess gegen Fuchs, in dem der Angeklagte jede Aussage vermeidet. Stattdessen schreit er Parolen wie: „Es lebe die BBA!“ oder „Reinrassige Tschuschenregierung - nein danke!“ und wird von der Verhandlung ausgeschlossen. Psychiater Reinhard Haller bescheinigt ihm eine Persönlichkeitsstörung mit schizoiden, paranoiden, anankastischen, fanatischen und narzisstischen Zügen.
Franz Fuchs beim Prozess

APA/Hans Techt

  • 10. März 1999: Franz Fuchs wird in sämtlichen Anklagepunkten - unter anderem wegen vierfachen Mordes - schuldig gesprochen und zu lebenslanger Haft verurteilt.
  • 26. Februar 2000: Fuchs begeht Suizid, indem er sich in seiner Zelle in der Justizanstalt Karlau in Graz mit dem Kabel seines Rasierers erhängt.