Mehr Geld bringt nicht unbedingt mehr Geburten

Eine höhere Familienbeihilfe führt nicht automatisch zu einer höheren Geburtenrate, sagt der Grazer Soziologe Franz Höllinger. Mehr Geburten gebe es hingegen vor allem in Ländern mit gut ausgebauter Kinderbetreuung.

Baby Geburt

dpa-Zentralbild/Arno Burgi

Wie man die Zahl der Geburten in einer alternden Gesellschaft erhöhen kann ist eine Frage, die sich mittlerweile viele westliche Länder stellen müssen

Die Regierung beschloss bei ihrer Klausur am Mittwoch, dass ab Juli eine höhere Familienbeihilfe bezahlt wird. Wie viel Geld die Familien dann genau bekommen, steht aber noch nicht fest, weil das konkrete Modell erst Ende Jänner präsentiert wird - mehr dazu in Mehrere Millionenpakete geschnürt (news.ORF.at). Im Schnitt wird die Familienbeihilfe um vier Prozent erhöht - und das zum ersten Mal nach 13 Jahren.

Spitzenreiter bei direkter Unterstützung

Neben der höheren Beihilfe bleibt auch das Schulstartgeld erhalten - es gibt also auch weiterhin für sechs- bis 15-jährige Kinder jedes Jahr im September 100 Euro zusätzlich. Damit liegt Österreich bei den direkten finanziellen Zuwendungen an die Familien europaweit im Spitzenfeld, sagt der Grazer Soziologe Franz Höllinger von der Karl-Franzens-Universität.

Mehr Geburten bei „stark geförderter“ Kinderbetreuung

„Diese Familienleistungen sind in Österreich deutlich höher als in vielen anderen Ländern, wie etwa auch in Schweden oder Frankreich“, so Höllinger, „ich glaube, nur Belgien ist da ähnlich hoch wie Österreich“. Anders sehe es bei den indirekten Transferleistung an Familien aus: „Dazu zählt man insbesondere die Kinderbetreuungseinrichtungen. Da liegt Österreich im europäischen Vergleich relativ weit hinten.“

Mehr Geld für die Familien bedeutet aber nicht, dass damit auch die Zahl der Geburten steigt: Hier zeigt sich nämlich, „dass in Ländern mit hohen indirekten Leistungen - sprich: wo Kinderbetreuungsplätze stark gefördert werden -, dass dort höhere Geburtenraten sind und dort auch die Frauenerwerbstätigkeit höher ist.“

Mehr indirekte Leistungen angekündigt

Aber auch hier will die Regierung investieren: So sollen bis 2018 350 Millionen Euro in den Ausbau der Kinderbetreuungseinrichtungen und 400 Millionen Euro in die schulische Tagesbetreuung fließen. Insgesamt macht das „Familienpaket“ der Regierung mehr als 1,5 Milliarden Euro aus, wobei den Löwenanteil die höhere Familienbeihilfe ausmacht.