Lyoness zahlt unzufriedene Kunden teilweise aus

Nachdem zahlreiche Lyoness-Mitglieder per Anwalt Rückzahlungen einforderten, wird die Grazer Einkaufsgemeinschaft nun aktiv: Kunden, die am Vertrieb teilgenommen haben, bekommen 75 Prozent ihrer Einzahlungen zurück.

Die mit Klagen und strafrechtlichen Vorwürfen konfrontierte Grazer Einkaufsgemeinschaft Lyoness löst ihr Versprechen ein, mit „Altlasten“ aufzuräumen. Mitglieder, die ihr Geld zurückwollen und deshalb einen Anwalt einschaltet haben, bekommen dieser Tage ein Schreiben: 75 Prozent ihrer Einzahlungen seien ihnen überwiesen worden.

„Kulanzstorno“ wird abgezogen

„Wir bedauern, dass Sie sich in dieser Angelegenheit nicht direkt an uns gewandt haben und dass wir erst durch ihre anwaltliche Vertretung von Ihrer Unzufriedenheit erfahren haben“, heißt es in einem Brief von Lyoness. Lyoness zahlt aber nicht die kompletten Beträge, die Kunden in das System eingezahlt haben, zurück, sondern zieht 25 Prozent „Kulanzstorno“ ab.

Klagen meist von „Vertrieblern“

Die Klagen gegen Lyoness kommen größtenteils von Mitgliedern, die sich selbst am Vertrieb beteiligt haben und zu diesem Zwecke in Gutscheine oder Werbekampagnen („Businesspakete“, „Premiummitgliedschaft“) investiert haben. Neben dieser Vertriebsschiene gibt es noch die Kunden/Händler-Schiene: Das ist die sogenannte Cashback-Karte, mit der Konsumenten sparen können, wenn sie bei bestimmten Geschäften einkaufen.

Auszahlung „größtenteils abgearbeitet“

Die Auszahlung unzufriedener Mitglieder sei größtenteils schon abgearbeitet, sagte Unternehmenssprecher Mathias Vorbach. Die nunmehrige Kulanzlösung biete man sowohl Vertrieblern, die sich einen Anwalt genommen haben, als auch jenen, die sich direkt an Lyoness gewandt haben, an. „Wir behandeln alle gleich.“ Vorbach betonte, dass es insgesamt „nur wenige unzufriedene Leute aus dem Vertrieb“ gebe. „Das sind nicht normale Kunden, sondern Unternehmer, die sich im Vertrieb engagiert haben.“

„Einem Schneeballsystem ähnlich“

Schon vor dem Jahreswechsel begann Lyoness, sogenannte Premiummitglieder auszuzahlen - vor allem jene, die bereits eine Klage gegen das Unternehmen eingebracht hatten, wie der Wiener Anwalt Eric Breiteneder erzählt. Er vertritt in der Causa rund 300 Personen und hat für sie schon 50 Klagen eingebracht. Die geschlossenen Verfahren hat er alle gewonnen, bis auf eine Klagszurückweisung, weil er in Graz statt am Sitz des Verbrauchers geklagt hatte.

„Wir haben insgesamt sieben Urteile gegen Lyoness, zwei davon nicht rechtskräftig.“ In einem rechtskräftigen Urteil erklärt das Kremser Landesgericht die Verträge zwischen Kläger und Lyoness auch deshalb für nichtig, „weil das Geschäftsmodell der beklagten Partei einem Schneeballsystem so ähnlich ist“.

Mittlerweile gibt es offenbar von seiten von Lyoness eine teils andere Vorgehensweise: Neu sei nun, dass auch Kunden, für die Breiteneder lediglich ein Aufforderungsschreiben an Lyoness verfasst hat, direkt von der Einkaufsgemeinschaft angeschrieben werden und Zahlungen erhalten. Breiteneder rät unzufriedenen Lyoness-Kunden, sich direkt an das Unternehmen zu wenden, dann sparten sie sich das Geld für den Anwalt.

Korruptionsstaatsanwaltschaft ermittelt weiter

Lyoness ist gerade dabei, sich neu aufzustellen. So soll am Samstag für den Strukturvertrieb, zwecks klarerer Abgrenzung, ein neuer Name präsentiert werden. Der Abschluss mit dem „Alten“, wie es Lyoness in seinem Schreiben an Unzufriedene nennt, könnte aber noch ein wenig dauern: Seit mehr als einem Jahr ermittelt die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft gegen die Rabattfirma wegen des Verdachts auf Pyramidenspiel und Betrug.

„Es wird weiter ermittelt. Das Verfahren ist nach wie vor anhängig“, sagte Oberstaatsanwältin Carmen Prior. Vorbach meinte dazu, Lyoness sei „weiterhin im engen Austausch“ mit den Ermittlern. „Wir haben nochmals neue Unterlagen zur Verfügung gestellt, die unseren Standpunkt untermauern.“

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