Philosoph Rudolf Haller in Graz gestorben

Der Grazer Philosoph Rudolf Haller ist tot. Wie erst am Mittwoch bekannt wurde, ist der Sprachphilosoph und einstige Ordinarius für philosophische Grundlagenforschung an der Universität Graz am 14. Februar nach langer schwerer Krankheit 84-jährig in Graz gestorben.

Auf Rudolf Haller geht die Wiederentdeckung der Wissenschaftstheorie des Physikers Ernst Mach ebenso zurück wie die Neubewertung des „Wiener Kreises“. Neben seinen philosophiegeschichtlichen Studien haben seine Untersuchungen zum Bedeutungsproblem und zur Unterscheidung wirklicher und fiktiver Gegenstände dem analytischen Philosophen internationales Renommee eingebracht.

Internationale Anerkennung für Bedeutungstheorie

Der am 17. April 1929 im obersteirischen St. Gallen geborene Denker studierte Philosophie, Soziologie, Geschichte und Kunstgeschichte in Graz und ging danach als Postdoc nach Oxford (1958/59). Dort wandte er sich der sprachanalytischen Philosophie zu. Seine Habilitationsschrift (1961) war dem Beutungsproblem gewidmet, das auch in den folgenden Jahren im Zentrum seiner Forschung stand. Seine zentrale These: Ausdrücke erhalten ihren Sinn dadurch, dass sie gebraucht werden. Eine von der Verwendung unabhängige, außersprachliche Bedeutung gibt es nicht.

Studien zu Ernst Mach und Ludwig Wittgenstein

Später widmete sich Haller, der 1967 nach einer kurzen Professur in Hannover an die Uni Graz berufen wurde und dort bis 1997 wirkte, vor allem erkenntnistheoretischen Fragen sowie dem Problem der „fiktiven Gegenstände“. Mit Studien zu Alexius Meinong, Otto Neurath, Ernst Mach und Ludwig Wittgenstein ist es ihm gelungen, international Interesse an der Tradition der österreichischen Philosophie zu erwecken. Haller habe „die Eigenständigkeit gegenüber den in Deutschland vorherrschenden Strömungen in den Mittelpunkt gerückt“, betont sein ehemaliger Grazer Institutskollege Johann Christian Marek; als Lehrer sei er „ein großer Förderer des akademischen Nachwuchses gewesen, der die Lehre am Institut internationalisiert hat“.

„Das Institut Wiener Kreis verliert einen langjährigen Förderer und Mitstreiter sowie den langjährigen Vorsitzenden des wissenschaftlichen Beirats“, bedauert Friedrich Stadler, Leiter des Instituts Wiener Kreis und Zeithistoriker an der Uni Wien. Aus seiner Sicht würden vor allem „seine Arbeiten zu Wittgenstein, zum Wiener Kreis und zur Entwicklung einer typisch österreichischen Philosophie seit dem 19. Jhdt. im Gegensatz zur deutschen Philosophie dialektischer oder transzendentaler Natur“ überdauern.

Haller hat 1983 die außeruniversitäre Dokumentations- und Forschungsstelle für österreichische Philosophie in Graz aufgebaut und zählte zu den Pionieren der Österreichischen Ludwig Wittgenstein Gesellschaft, die u.a. jährlich die Wittgenstein-Kongresse in Kirchberg/ Wechsel ausrichtet.

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