Gurlitt: Nazi-Raubkunst in Bad Aussee gelagert?

Der Fall Gurlitt sorgt nun auch in der Steiermark für Aufsehen: Die Kunstsammlerfamilie soll auch in einem Haus in Bad Aussee mutmaßliche Raubkunst aus der Nazi-Zeit gelagert haben. Experten hegen allerdings Zweifel.

Im Salzbergwerk von Altaussee wurden am Ende des Zweiten Weltkrieges von den Nazis geraubte Kunstschätze gelagert und schlussendlich - angeblich nur zur Hälfte - gerettet. Jüngste Spekulationen stellen nun einen Zusammenhang mit einem Haus des Kunstsammlers Wolfgang Gurlitt in Bad Aussee her, wo Gemälde aus dubioser Provenienz auch noch nach Kriegsende aufbewahrt worden sein sollen.

Das Gurlitt-Haus in Bad Aussee

Stadtamtdirektor Bad Aussee

Cousin von Hildebrand Gurlitt

Wolfgang Gurlitt ist der Cousin von Hildebrand Gurlitt, dessen Kunstsammlung im Frühjahr 2012 in der Wohnung seines Sohnes Cornelius in München sichergestellt wurde. Unter Berufung auf das Staatsarchiv heißt es in Medienberichten, Wolfgang Gurlitt habe schon 1943 seine Sammlung - darunter sind bekannte Kunstwerke wie etwa „Freunde“ von Oskar Kokoschka - in seinem Haus in Bad Aussee gelagert, und Überführungslisten würden nahelegen, dass das Haus auch nach dem Krieg als Aufbewahrungsstätte gedient habe.

Auf Nachfrage in der Gemeinde Bad Aussee wird die Existenz einer Gurlitt-Villa bestätigt. Diese sei im Jahr 1944 von einem Wolfgang Gurlitt aus Berlin gekauft worden, bestätigt Bürgermeister Franz Frosch: „Das Anwesen steht jetzt im Eigentum seiner Enkelin, Theresa Ciprino, die in München lebt, die es als Ferienwohnsitz nutzt und ganz normal betreibt.“

Experte: Keine Geschäfte unter Cousins

Wie Hildebrand Gurlitt war auch Wolfgang Gurlitt Kunstsammler - mehr Verbindung als das und eine Cousin-Verwandtschaft habe es zwischen den beiden aber nie gegeben, sagt Robert Holzbauer, Experte für Raubkunst. Er recherchierte schon 2008 in Bad Aussee nach möglichen Verbindungen: „Ich habe im Zuge meiner Recherchen - und ich habe 2009 auch alle in Berlin zugänglichen Akten zu Wolfgang Gurlitt durchgesehen - keinerlei Geschäftsverbindungen zu Hildebrand Gurlitt festgestellt, und über Hildebrand Gurlitt gibt es auch ein sehr ausführliches Buch, wo ebenfalls nichts zu finden ist.“

Keine laufenden Ermittlungen

Wolfgang Gurlitts Kunstsammlung wurde letztlich der Stadt Linz verkauft; er starb 1965 in München - dass in der Aussser Villa Gemälde aus Hildebrands Gurlitts Sammlung zu finden sind, glaubt der Raubkunstexperte daher nicht; und weitere Indizien sprechen dafür, dass es zwischen der Ausseer Villa, Cornelius Gurlitt und möglicher Nazi-Raubkunst keinen Zusammenhang gibt: Weder ermittelt das Bundeskriminalamt, noch gibt es ein entsprechendes Rechthilfeansuchen der Staatsanwaltschaft Augsburg.