Historischer Erzbergbahn droht Einstellung

Die steilste Normalspurbahn Österreichs, die Erzbergbahn, steht vor dem Aus. Denn ein 1,9 Kilometer langes Teilstück, das den ÖBB gehört, soll verkauft werden. Um das Stück zu kaufen, fehlt der Erzbergbahn jedoch das Geld.

Erzbergbahn

erzbergbahn.at

Die Höhe des Kaufpreises sorgt für Disput.

Das 1,9 Kilometer langes Teilstück zwischen Vordernberg Süd und Vordernberg Markt ist baufällig und nicht befahrbar. Kaufpreis: 411.000 Euro. Doch diese Summe könne man nicht aufbringen, hieß es vom ehrenamtlichen Verein Erzbergbahn. Da sämtliche Betriebsstätten der Erzbergbahn in Vordernberg Süd angesiedelt sind, steht die Erzbergbahn nun still. Sollte keine Lösung gefunden und das Teilstück abgebaut werden, droht der Bahn das endgültige Aus.

„Quasi im Heizhaus gefangen“

Die Bahn sitze im Lokschuppen in Vordernberg Süd fest und könne die eigene Strecke von Vordernberg Markt nach Eisenerz nicht erreichen, so Thomas Pusch vom Verein Erzbergbahn. „Da sind 1,9 Kilometer noch befindlich im ÖBB-Besitz. Diese Strecke steht zum Verkauf seitens der ÖBB. Leider kann der Verein Erzbergbahn die geforderten 411.000 Euro nicht aufbringen. Und so sind wir jetzt quasi in unserem Heizhaus gefangen und können mit unseren Triebfahrzeugen nicht auf unsere Strecke auffahren“, so Pusch.

Die Strecke Vordernberg - Eisenerz gehört nämlich dem Verein Erzbergbahn, und wurde um knapp 73.000 Euro von den ÖBB gekauft. Unverhältnismäßig teuer sei der Kaufpreis jetzt, so Pusch. Mehrere Ansuchen um Unterstützung beim Land Steiermark blieben bisher ohne Erfolg. Sollte das Teilstück anderswertig verkauft und abgebaut werden, ist die Erzbergbahn endgültig Geschichte.

ÖBB setzte Frist bis 30. April

Die ÖBB sehen das anders. „Wir warten noch immer auf ein Angebot des Vereins Erzbergbahn, und wir haben jetzt als Frist den 30. April des heurigen Jahres gesetzt“, so ÖBB-Sprecher Christoph Posch. Man sei aber noch gesprächsbereit, und würde die Gleise auch nicht sofort nach Ablaufen der Frist abbauen. Von einer gewissen moralischen Verpflichtung der ÖBB, Bahndenkmäler zu erhalten und beim Kaufpreis daher stark entgegenzukommen, wollte Posch nichts wissen. „Zeiten, wo man bundeseigene Grundstücke für einen symbolischen Preis von einem Euro verkauft hat sind leider vorbei. Wir können Grundstücke leider nicht unter ihrem Wert verkaufen“, so Posch.

Bürgermeister: „Geben nicht auf“

Dem hielt der Bürgermeister von Vordernberg, Walter Hubner, entgegen: „Also die Grundstückspreise bei uns in der Region entsprechen bei weiten nicht dem, was sich die ÖBB vorstellen. Das ist völlig an den Haaren herbeigezogen.“ Hubner will weiter verhandeln: „Aufgrund der bisherigen Gespräche bin ich da nicht sehr optimistisch, aber wir geben nicht auf.“ Ein endgültiges Aus der Erzbergbahn wäre für die Region und den Tourismus rund um den Präbichl „wie ein Stich ins Herz“, so Hubner.

Kritik von den Grünen

Kritik kam von den Grünen. „Wenn der Ausbau der S-Bahn bis Vordernberg sogar für den neuen Leobner Bürgermeister ein Thema ist, dann muss doch die Absicherung der Erzbergbahn herstellbar sein“, so der Grüne Landtagsabgeordnete Lambert Schönleitner. „Wir Grüne fordern schon seit vielen Jahren eine Attraktivierung der Bahn, die bis hinein in Richtung Gesäuse zur größten Klosterbibliothek der Welt eine der bedeutendsten europäischen Tourismusbahnen werden könnte. Österreich verschläft hier eine große Chance.“ Die beiden zuständigen Landesräte Gerhard Kurzmann (FPÖ) und Hermann Schützenhöfer (ÖVP) sollten „endlich aufwachen und umgehend die Mittel für die Absicherung bereitstellen.“

Der ehemalige steirische KPÖ-Vorsitzende Franz Stephan Parteder, selbst aus St. Peter-Freienstein, gibt zu Bedenken, dass es ein schlechtes Signal wäre, „wenn die Gemeinde Vordernberg ein Schubhaftzentrum bekommen, dafür aber die Touristenattraktion Erzbergbahn verlieren würde“.

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