AK sieht große Defizite in der Kinderbetreuung

Vor allem in den ländlichen Gebieten der Obersteiermark ist das Angebot an Kinderbetreuungseinrichtungen zum Teil äußerst schlecht. Das zeigt eine aktuelle Studie der Arbeiterkammer (AK). So bietet jede fünfte Gemeinde überhaupt keine Betreuungseinrichtung an.

In den Ballungsräumen wie in Graz, Graz-Umgebung, Leoben oder Vordernberg erfüllen die Kinderbetreuungseinrichtungen die wichtigsten Kriterien, so die Arbeiterkammer: Es gibt etwa Ganztagskindergärten mit Mittagessen und Betreuungseinrichtungen für Kinder unter drei Jahren. Zudem seien die Öffnungszeiten so, dass beide Elternteile Vollzeit berufstätig sein können, sagt AK-Frauenreferentin Bernadette Pöchheim.

Viele Frauen werden in die Arbeitslosigkeit gedrängt

Diese Kriterien erfüllen aber nur knapp acht Prozent aller Gemeinden. Vor allem in der westlichen Obersteiermark schaue es laut dem aktuellen AK-Betreuungsatlas dramatisch schlecht aus: „Sehr viele Landgemeinden bieten nur einen Halbtagskindergartenplatz an, der in der Regel von 7.00 bis 13.00 Uhr oder von 8.00 bis 14.00 Uhr geöffnet hat. Da muss man sich noch die Pendlerproblematik hinzudenken: Viele Frauen müssen auspendeln und haben dann nicht einmal die Möglichkeit, Teilzeit zu arbeiten, weil notwendigerweise ein Teilzeitarbeitsplatz auch nicht von 8.00 bis 12.00 Uhr gegeben ist.“

Gefahr Altersarmut

Viele Frauen würden angesichts der schlechten Betreuungssituation nicht arbeiten, obwohl sie das eigentlich wollen, so Pöchheim. Die Folge: Altersarmut. „Wir merken einfach, dass sehr viele Frauen während der Karenz das Dienstverhältnis auflösen, weil kein Betreuungsplatz vorhanden ist. In der Folge steigen sie oft in weniger qualifizierte Jobs wieder ein bzw. sind langen Zeiten von Arbeitslosigkeit ausgesetzt. Dramatisch wirkt sich das auf die Altersvorsorge von Frauen aus.“

Frau mit Gitarre unter Kindern

APA/Harald Schneider

Die Studie wurde von der Einrichtung Kinderdrehscheibe im Auftrag der Arbeiterkammer durchgeführt

„Bekenntnis ohne Verpflichtung hilft nichts“

Arbeiterkammer-Präsident Josef Pesserl fordert einen Ausbau von Kinderbetreuungseinrichtungen, so dass Eltern Vollzeit arbeiten können. „Es geht um einen Rechtsanspruch auf einen Kinderbetreuungsplatz ab dem ersten Lebensjahr. Es hilft ja das Bekenntnis dazu nichts, wenn es auf der anderen Seite keine Verpflichtung gibt, solche Betreuungsplätze in ausreichendem Maße zur Verfügung zu stellen“, so Pesserl.

Zudem müssten die Öffnungszeiten anders gestaltet werden, und im Sommer dürfe ein Kindergarten keinesfalls neun Wochen geschlossen sein. Der Bund solle die Mindeststandards einheitlich vorgeben und den Gemeinden mehr finanzielle Mittel zur Verfügung stellen. Ein Schritt in die geforderte Richtung könnte das neue Kinderbetreuungsgesetz sein, das von allen Parteien abgesegnet wurde und schon im Herbst in Kraft treten soll - mehr dazu in Neues Kinderbetreuungsgesetz auf Schiene (30.4.2014).

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