EU-Wahl: Graz ist grün

Bei der EU-Wahl haben die Grünen in der Landeshauptstadt Graz die Nase vorn - sie kamen mit klarem Vorsprung auf Platz eins. Auffallend ist, dass die „Reformpartner“ ÖVP und SPÖ vielerorts teils empfindliche Verluste hinnehmen mussten.

Uhrturm

APA/Georg Hochmuth/Hans Klaus Techt/ORF

Debatte: EU-Wahl: Wie geht es nun weiter, Europa?

Enorme Gewinne für die FPÖ, große Verluste für die ÖVP, kleinere für die SPÖ, die Grünen vor den NEOS: So hat die Steiermark bei der EU-Wahl 2014 gewählt - mehr dazu in EU-Wahl: ÖVP in der Steiermark knapp vor FPÖ und in EU-Wahl: Zwischen Freude und Nachdenklichkeit.

Besonders sticht das Ergebnis in der Landeshauptstadt Graz hervor: Ohne Wahlkarten erreichten hier die Grünen 24,76 Prozent und Platz eins, mit Respektabstand folgen ÖVP (19,12 Prozent), FPÖ (18,9 Prozent und SPÖ (18,32 Prozent); NEOS erreichte 11,52 Prozent. Das Ergebnis in Graz ist das zweitbeste für die Grünen bei dieser Wahl - noch besser lief es nur in Stattegg im Bezirk Graz-Umgebung mit 24,9 Prozent. Die Grünen schafften aber auch in Vorarlberg für eine große Überraschung - mehr dazu in Grüne Überraschung in Vorarlberg (news.ORF.at).

Das Grazer Ergebnis

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Ergebnisse und Hochrechnungen

Alle Ergebnisse und Hochrechnungen finden Sie unter EU-Wahl 2014 (news.ORF.at)

Minus für ÖVP und SPÖ

Die ÖVP ist auch in der Steiermark die Nummer eins. Das war es mit der Freude in der steirischen Volkspartei aber schon. Mit minus 5,1 Prozentpunkten hat die ÖVP in unserem Bundesland nämlich überdurchschnittlich viel verloren. Und ein besseres Ergebnis in der Steiermark hätte wohl auch der Kandidat der steirischen ÖVP, Ex-Justizministerin Beatrix Karl, einen Platz im Europaparlament gebracht. Der Platz im Europaparlament des steirischen SPÖ-Politikers Jörg Leichtfried ist nie in Frage gestanden und auch das Minus von 1,4 Prozentpunkten ist für die SPÖ wohl zu verschmerzen. Der große Wermutstropfen für die steirische SPÖ ist, dass es bei der EU-Wahl nur zu Platz drei gereicht hat. Platz drei hat es für die SPÖ in der Steiermark bei einer bundes- oder landesweiten Wahl vor dieser EU-Wahl übrigens noch nie gegeben.

Verluste für „Reformpartner“

Überhaupt haben die beiden „Reformpartner“ SPÖ und ÖVP bei dieser EU-Wahl in der Steiermark Verluste hinnehmen müssen. Die Sozialdemokraten haben im Bezirk Leoben deutlich verloren und erreichten um 1,4 Prozentpunkte weniger als bei der letzten EU-Wahl, in Voitsberg waren es sogar 4,7 Prozentpunkte; die Freiheitlichen erreichen dagegen in diesem Bezirk einen besonders starken Zuwachs von 17,7 Prozentpunkten.

Die ÖVP muss ein besonders großes Minus im Bezirk Südoststeiermark verschmerzen: Dort verliert sie im Vergleich zur letzten EU-Wahl 2009 8,5 Prozentpunkte; besonders stark verlor die Volkspartei auch im Bezirk Weiz - hier hat es ein Minus von 7,4 Prozentpunkten gegeben.

FPÖ: Verluste nur in Rinnegg

Mit einem Plus von 12,4 Prozentpunkten und mehr als 25 Prozent der Stimmen hat die FPÖ in der Steiermark deutlich über dem Bundesschnitt gewonnen. Bis auf die kleine Gemeinde Rinnegg im Bezirk Murau legten die Freiheitlichen diesmal in allen Gemeinden zu. So wurden die Freiheitlichen in Neumarkt in der Steiermark im Bezirk Murau, wo es sogar eine Bürgerbewegung für den Wechsel zum Nachbarn Kärnten gibt, mit einem Stimmenplus von 21 Prozentpunkten stärkste Partei. Ähnlich die Situation in Teufenbach, wo sich aufseiten der ÖVP ein Minus von 20 Prozentpunkten mit einem Plus von 20,5 Prozentpunkten aufseiten der FPÖ korrespondiert.

FPÖ-Gewinne auf Kosten von ÖVP und SPÖ

Auch im Ennstal zeigte sich in einigen zwangsfusionierten Gemeinden ein nämliches Bild: In Pichl-Preunegg legte die ÖVP 28 Prozentpunkte ab und blieb mit 10,4 Prozent gerade noch zweistellig, während die FPÖ mit plus 30 Prozentpunkten auf 47,8 Prozent raketengleich aufstieg, in Weißenbach bei Liezen, Tauplitz oder Rohrmoos-Untertal legte die FPÖ überall 20 Prozentpunkte und mehr zu und die ÖVP verlor um nicht viel weniger.

Auf Kosten der SPÖ ging das Plus der FPÖ in der Widerstandsgemeinde Etmißl im Bezirk Bruck-Mürzzuschlag. In Hof-Präbach im Bezirk Graz-Umgebung, wo mit ÖVP-Bürgermeister Florian Taucher einer der Gemeindeinitiativen-Sprecher herkommt, profitierten von der ÖVP-Schlappe (minus 23 Prozentpunkte) neben der FPÖ auch die Grünen und die NEOS, die auf jeweils 15 Prozent kamen.

NEOS unter Erwartungen geblieben

Auch in der Steiermark unter den Erwartungen geblieben sind die NEOS. 8,1 Prozent sind in der Steiermark zwar mehr als zuletzt bei der Nationalratswahl, allerdings ist das Team Stronach, dass vor allem Dank der steirischen Wähler den Einzug in den Nationalrat geschafft hat, bei dieser Wahl nicht angetreten. Mit diesem Ergebnis verpasst auch der Steirer Stefan Windberger, die Nummer zwei auf der NEOS-Liste, ein Mandat im Europaparlament.

Eigene Gesetze

Eine EU-Wahl folgt ihren eigenen Gesetzen. Das gilt für Wählermobilisierung und Wahlbeteiligung. Dennoch werden sich Bundes- und Landespolitiker das Ergebnis dieser Europawahl genau ansehen. Denn schaut man in die Länder und auf die Bezirksebene, dann sieht man bemerkenswerte Trends - mehr dazu in Die Überraschungen dieser EU-Wahl (news.ORF.at).

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