KAGes: Kürzere Arbeitszeiten für Ärzte unfinanzierbar

Das Sozialministerium will die Arbeitszeit der Spitalsärzte senken. In der Steiermark sei dies aber schlichtweg nicht umsetzbar. Laut Krankenanstalten-Betreiber KAGes würden die Mehrkosten mehr als 30 Millionen Euro pro Jahr betragen.

Weil in Österreich die Wochenarbeitszeit der Spitalsärzte viel zu lang ist und die EU-Kommission deswegen schon mit einer Klage gedroht hat, will das Sozialministerium die Arbeitszeit verkürzen: Demnach sollen Ärzte in den Krankenhäusern künftig nur mehr maximal 48 statt bisher 72 Stunden arbeiten dürfen - mehr dazu in Annäherung um neue Ärztearbeitszeiten (oe1.ORF.at).

Bis zu 620 zusätzliche Spitalsärzte notwendig

Das neue Krankenanstalten-Arbeitszeitgesetz soll mit großzügigen Übergangsregelungen bis 2021 eingeführt werden, so der Plan des Sozialministers. „Es ist aus meiner Sicht ein sehr vernünftiger Vorschlag, weil wir dadurch Zeit gewinnen und versuchen können, die Ärzte zu bekommen und auszubilden“, sagt KAGEes-Vorstand Karlheinz Tscheliessnigg, denn durch die niedrigere Wochenarbeitszeit würden in den Spitälern automatisch mehr Ärzte benötigt, „wobei 450 in der Steiermark die unterste Grenze ist. Es geht bis 620 hinauf, weil wir ja noch nicht wissen wie es wirklich umgesetzt werden soll“.

„Praktisch nicht umzusetzen“

Das bedeute erhebliche finanzielle Mehrkosten pro Jahr, so Tscheliessnig: „Für die Steiermark geht das sehr weit hinauf - im ersten Ansatz ungefähr 35 Millionen Euro. Punkt zwei: Diese Ärzte, die wir da benötigen würden, die gibt es ja gar nicht am Markt, das heißt, wir bekommen sie nicht. Also ist es praktisch nicht umzusetzen.“

Ärztekammer: „Längst überfällig“

Von einer längst überfälligen Neuregelung der Arbeitszeiten spricht hingegen Ärztekammerpräsident Herwig Lindner: „Es ist traurig, dass die EU-Kommission ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Österreich einleiten muss, damit unsere Spitalsbetreiber aufwachen und wir endlich Arbeitszeiten bekommen, die den Ärzten und auch den Patienten gerecht werden.“ Ein wesentlicher Schritt für bessere Patientensicherheit, so Lindner: „Kein Patient hat es verdient, von einem Arzt operiert zu werden, der bereits 30 Stunden im Dienst ist.“

„Horrorzahlen“

Zu den von der KAGes kolportierten 620 zusätzlich benötigten Ärzten sagt Lindner: „Das sind natürlich Horrorzahlen, mit denen man versucht, Bundesminister Rudolf Hundstorfer wieder unter Druck zu bringen. Wir haben auch Berechnungen angestellt, und wir kommen auf eine Zahl von etwa 150 bis 200 Ärzte, die wir zusätzlich brauchen werden.“ Derzeit wandern viele Jungmediziner nach dem Studium ins Ausland ab - bessere Arbeitszeiten könnten auch das verhindern, so Lindner.

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