Imam bestreitet Rekrutierungsvorwürfe

Der Anfang Juni unter Terrorverdacht in Graz inhaftierte Imam bestreitet die gegen ihn erhobenen Vorwürfe. Er habe immer nur zum Frieden aufgerufen, sagte sein Anwalt Bernhard Lehofer am Samstag im Ö1-Mittagsjournal.

Dem 41-jährigen Imam tschetschenischer Herkunft wird von der Staatsanwaltschaft die „Bildung einer terroristischen Vereinigung“ und das „Gutheißen terroristischer Handlungen“ zur Last gelegt. Unter anderem soll er daran beteiligt gewesen sein, mehrere in der Steiermark ansässige Männer - allesamt Asylwerber und Tschetschenen wie der Imam selbst - zu radikalisieren und als Kämpfer für Syrien anzuwerben. Mehr dazu in - Imam unter Terrorverdacht verhaftet (05.06.14) und Syrien-Krieg: Razzien in Grazer Gebetshäusern (01.05.14).

„Haben im Syrien-Krieg nichts verloren“

Im „profil“-Interview dementiert der Geistliche, jemals dazu aufgerufen zu haben, sich am Kampf gegen das syrische Regime unter Präsident Baschar al-Assad zu beteiligen. „Ich erinnere mich an eine Predigt im Sommer des vergangenen Jahres, in welcher ich äußerte, dass die Syrer ihre Probleme selbst lösen müssen, weil externe Gruppen vor allem Schaden anrichten können. Tschetschenen haben im Syrien-Krieg nichts verloren“, sagte er. Einige der jungen Männer, die nach Syrien gegangen sind, kenne er. „Richtig ist, dass diese - so wie viele andere Tschetschenen in Graz auch - die Tawhid-Moschee besucht haben. Schließlich handelt es sich um die einzige tschetschenische Moschee in Graz.“ Aber er habe nichts von ihren Plänen gewusst. „Hätten sie mich gefragt, so hätte ich ihnen gesagt, dass sie dankbar sein sollen, dass Österreich sie so gut aufgenommen hat und dass sie hier bei ihren Familien bleiben sollen.“

Terrorverdacht wegen Denunziation?

Er lebe seit zehn Jahren unbescholten in Österreich, so D. gegenüber dem Nachrichtenmagazin. „Ich bin selbst Flüchtling, habe den Krieg in Tschetschenien erlebt und habe Kinder, von denen ich möchte, dass sie sicher und behütet in Österreich aufwachsen dürfen. Ich würde niemals Personen dazu auffordern, nach Syrien oder sonst irgendwohin in den Krieg zu ziehen.“ Den Terrorverdacht könne er sich nur mit einer Denunziation von Anhängern des tschetschenischen Kadyrow-Regimes erklären, als dessen Gegner er bekannt sei.

Anwalt: „Dieser Imam ist kein Gotteskrieger“

Auch sein Anwalt Bernhard Lehofer ist von der Unschuld des Imam überzeugt: „Sonst würde ich ihn gar nicht vertreten. Alle sagen, dieser Imam habe immer nur zum Frieden, nie zum Krieg aufgerufen. Er entspricht für mich in keinster Weise dem Klischee eines Gotteskriegers.“

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