Song Contest in Wien: Kritik aus Graz

Der Eurovision Song Contest 2015 geht in Wien über die Bühne. Damit hat sich die Wiener Stadthalle als Veranstaltungsort gegen Graz und Innsbruck durchgesetzt. In Graz zeigt man sich als fairer Verlierer, erlaubt sich aber auch Kritik .

Conquita Wurst

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Wrabetz: „Bestbieter-Entscheidung getroffen“.

Der Favorit hat sich am Ende durchgesetzt und so wird der weltgrößte Musikwettbewerb am 23. Mai in der Wiener Stadthalle über die Bühne gehen. ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz sagte, dass aus Wien das beste Angebot gekommen sei - mehr dazu in Song Contest 2015 in Wien (ORF.at) und in Song Contest: Stadt zahlt 11,71 Mio. Euro (wien.ORF.at).

Jürgens und Wurst für Wien

Man habe aus drei sehr interessanten Angeboten wählen können, „die alle über unseren Erwartungen waren“, sagte der ORF-Generaldirektor. Für Wien als Austragungsort haben sich im Vorfeld auch die beiden österreichischen Song-Contest Gewinner Udo Jürgens und Conchita Wurst ausgesprochen.

Wiener Stadthalle

APA/Hans Klaus Techt

Schützenhöfer: Hätte man sich sparen können

Landeshauptmann-Stellvertreter und Tourismus-Landesrat Hermann Schützenhöfer (ÖVP) zeigte sich ebenfalls enttäuscht von der Entscheidung für Wien. Er übte auch Kritik an ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz. „Wenn der ORF-General Wrabetz sagt, aus strategischen Gründen Wien, dann hätte man sich das ganze Drumherum ersparen könne. Dann hätte man andere Städte und Länder nicht in eine Bewerbung hetzen müssen. Also das hätte er vor zwei Monaten auch wissen können, und das ist schon Hinterfragens wert“, so Schützenhöfer.

Die Grazer ÖVP wolle, dass der Stiftungsrat einen Einblick in die finanziellen Hintergründe der Vergabe nimmt. Danach könnten Gerüchte - Wien soll bei weitem nicht das günstigste Angebot gelegt haben - entkräftet werden.

Bürgermeister Nagl: „Schade“

Der Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP) erfuhr von der Niederlage seiner Stadt im Urlaub in Griechenland. In einer ersten Reaktion sagte er gegenüber dem ORF Steiermark, dass es schade sei, dass sich der ORF für Wien entschieden habe. So hätte Graz mit der Stadthalle die technisch beste Halle zur Verfügung gestellt und Innsbruck das finanziell beste Angebot gemacht.

Graz als Ausweich-Location angeboten

Nagl sagte, er sei aber überzeugt, dass es 2015 einen sehr schönen Song Contest geben werde. Indirekt möchte Graz aber von der Song Contest-Vergabe an Wien profitieren: All jene Veranstalter, die wegen der wochenlangen Aufbauarbeiten die Wiener Stadthalle nicht nutzen können, seien herzlich eingeladen in die Grazer Stadthalle zu kommen, sagte Nagl. Ganz besonders würde man sich in Graz über ein Gastspiel von Herbert Grönemeyer freuen. Auch der deutsche Superstar soll sein in der Wiener Stadthalle geplantes Konzert wegen des Eurovision Song Contest nicht durchführen können.

Schröck: „Überaus bedauerlich“

Als „überaus bedauerlich“ bezeichnete die Grazer SPÖ-Vizebürgermeisterin Martina Schröck die Entscheidung für Wien als Austragungsort. „Diese Konzentration auf Wien, wenn es um internationale Veranstaltungen geht, hat zwar leider bereits Tradition und kommt daher wenig überraschend, verärgert aber dennoch immer wieder aufs Neue“, verhehlte Schröck ihren Unmut nicht.

Graz hätte sich die Chance verdient, sagte Schröck, die als Erste für Graz als Austragungsort votiert hatte. Diese „Wiener Lösung“ sei in einem zu kleinen Rahmen gedacht. Von der gesamten Wertschöpfung her wäre Graz ideal gewesen, meinte Schröck: Gäste, die nach Graz kommen, würden erfahrungsgemäß dann auch Wien besuchen – was einen doppelten Gewinn dargestellt hätte.

Aufforderung an ORF

Der ORF sei gefordert, die anderen Mitbewerber in den Song Contest mit einzubeziehen, so Schröck: „Auftrag an den ORF muss es nunmehr sein, viele Programmpunkte in den anderen beiden Bewerberstädten durchzuführen.“ Dies zu erreichen, sei jetzt auch mit eine Aufgabe von Bürgermeister Nagl, der entsprechende Gespräche mit ORF-Chef Wrabetz führen sollte, so Schröck.

Messe-Vorstand: „Typisch österreichisch“

Der Vorstand des Messe Congress Graz, Armin Egger, stimmte Schützenhöfer zu. Wenn strategische Gründe den Ausschlag gegeben hätten, dann hätte man das auch schon früher sagen können, meinte Egger: „Ich würde jetzt einmal sagen, es war eine österreichische Entscheidung. Ich will nicht einmal sagen politisch, aber typisch österreichisch.“ Die Kosten, die bisher entstanden sind, würden sich in Grenzen halten. Für die Stadthalle sei es kein Beinbruch, man sei trotzdem gut gebucht, so Egger.

Versuch, Lücken zu füllen

Im Mai habe man immer Hochsaison, sagte Egger, man werde aber versuchen, Lücken noch zu füllen. Einfach ein Konzert von A nach B, in diesem Fall von Wien nach Graz zu verlegen, sei aber nicht ganz so einfach. „Das hängt immer mit internationalen Touren zusammen und muss auch in den Tourkalender passen, aber abgesehen davon, unsere Mannschaft wird sich selbstverständlich darum bemühen, dass wir mit denen Kontakt aufnehmen, und versuchen das nach Graz zu kriegen“, so Egger.

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