Wettskandal-Prozess: Taboga bekennt sich schuldig

In Graz ist am Montag der Prozess rund um den bisher größten österreichischen Wettskandal im Fußball fortgesetzt worden. Für den zweiten Prozesstag war die Befragung von Dominique Taboga angesetzt: Er schilderte dabei das System und bekannte sich schuldig.

Die Staatsanwältin hatte in ihrem Eröffnungsvortrag vom „Betrug am zwölften Mann, den Zuschauern“ durch die manipulierten Spiele gesprochen. Das Ziel der Angeklagten waren hohe Wettgewinne gewesen, sie setzten vorwiegend bei asiatischen Wettanbietern.

Dominique Taboga mit Anwalt Thomas Moser

APA/ Hans Punz

Dominique Taboga gilt als eine der Schlüsselfiguren im Prozess

Taboga war eine Schlüsselfigur in der Betrugsgeschichte. Als er angeblich von seinem Fußballkollegen Sanel Kuljic erpresst wurde, ging er zur Polizei, und die ganze Sache flog auf. Beide sitzen nun auf der Anklagebank, Kuljic ist derzeit in Haft.

„Übergegner Ried“

Taboga bekannte sich am Montag in vollem Umfang schuldig. Die Richterin besprach jedes der angeblich manipulierten Spiele mit dem Beschuldigten. 2005 war - ein jetzt ebenfalls angeklagter - Kollege an ihn herangetreten und hatte erstmals eine Beeinflussung des Spiels vorgeschlagen. „Ich sollte an einer Niederlage des DSV Leoben gegen SV Ried mitwirken“, schilderte der Fußballer. Er willigte ein, „weil so ein Spiel eh meistens verloren geht“, so der Angeklagte. „Sie gehen mit einer derartigen Motivation aufs Spielfeld?“, wunderte sich die Richterin. „Als Spieler kann man das abschätzen, bei einem derartigen Übergegner“, meinte Taboga.

„Weniger Leistung - wenn nötig“

Die ersten Male hatte Taboga 7.000 Euro dafür bekommen, „weniger Leistung zu bringen, wenn es nötig geworden wäre“; mehr Geld wurde dann für einen Sieg von Rapid über den SV Kapfenberg, bei dem er zu diesem Zeitpunkt unter Vertrag war, in Aussicht gestellt. Kapfenberg war damals gerade aufgestiegen und „sowieso schlecht gestartet“, also war das mit dem Verlieren kein großes Problem, meinte Taboga. „Schlecht gestartet? Ich habe noch nie einen Aufsteiger gesehen, der schlecht gestartet ist“, wunderte sich die Richterin. „Kapfenberg schon“, so Taboga.

Bedrohung via Skype-Gespräch

Er wurde immer wieder vom selben Kollegen angesprochen - dieser war spielsüchtig, und zwar nicht in Bezug auf Fußball, sondern bei Automaten und Internetwetten. Bei einer Partie gegen Red Bull Salzburg klappte die Beeinflussung nicht - das Ergebnis war anders, als ausgemacht worden war. Taboga beschrieb, wie er daraufhin vor einen Computer zitiert wurde und über Skype mit einem Unbekannten telefonieren musste. Dieser hatte seinen Bildschirm ausgeschaltet, also sprach der Fußballer mit einem schwarzen Monitor. „Er hat gesagt, er kennt jetzt mein Gesicht, und er hat überall Leute, die auf mich aufpassen würden“, schilderte Taboga. „Und sie haben befürchtet, dass sie verprügelt werden?“, fragte die Richterin. „Oder noch mehr“, so der Angeklagte.

Vor einem Spiel habe es dann ein Treffen mit einem „gut gekleideten Ausländer“, den er nicht näher beschreiben konnte, gegeben, um weitere Spielausgänge zu besprechen. Meistens habe er allerdings nicht viel dazu beitragen müssen, dass sein nunmehriger Verein, der SV Kapfenberg, verloren habe, so Taboga freimütig: „Es waren keine intensiven Manipulationen von mir nötig“, meinte der Beschuldigte und gleichzeitig Hauptzeuge.

Insgesamt müssen sich die zehn Angeklagten für die Manipulation von 18 Spielen verantworten. Schon der Prozessauftakt am vergangenen Freitag war spannend - mehr dazu in Fußballwettskandal: Erster Prozesstag in Graz.