Kuljic im Wettskandal-Prozess teilgeständig

Vierter Tag im Prozess um den Fußballwettskandal in Graz: Am Mittwoch stand die Befragung des angeklagten Ex-Profis Sanel Kuljic im Mittelpunkt. Obwohl von Mitangeklagten schwer belastet, zeigte Kuljic sich nur teilgeständig.

Sanel Kuljic

APA/ Hans Punz

Spiel für Spiel wurde vor Gericht durchgegangen

Kuljic ist eine der Schlüsselfiguren in diesem Prozess. Er hat von den fünf beschuldigten Fußballprofis mit Abstand am meisten verdient und war auch Spieler der österreichischen Nationalmannschaft.

Anklage: Manipulation von zehn Spielen

Der 37-Jährige soll laut Anklage an der Manipulation von zehn Matches beteiligt gewesen sein, teilweise als Spieler, teilweise soll er nur Abläufe organisiert haben. Angeklagt ist er auch wegen Erpressung und Nötigung, soll er doch Dominique Taboga immer wieder zum Weitermachen gezwungen haben. Taboga ging deswegen schließlich zur Polizei und packte aus, wodurch im Vorjahr alles aufflog.

In drei Fällen schuldig bekannt

Gleich zu Beginn der Verhandlung am Grazer Straflandesgericht erklärte sich Kuljic schuldig, Fußballspiele manipuliert zu haben, das allerdings nur in drei Fällen. Zwar gab er zu, einige Beschuldigte schon zum Zeitpunkt früherer Manipulationen gekannt zu haben, von den Manipulationen selbst will Kuljic allerdings erst viel später erfahren haben.

„Das war mir blunzen“

Die Richterin begann daraufhin, die Spiele chronologisch durchzugehen: Dabei erklärte Kuljic, bereits 2005 Anrufe von einem ebenfalls angeklagten Kollegen erhalten zu haben, der ihn dazu aufgefordert haben soll „zu gewinnen“, wie Kuljic wörtlich zitierte, und „viel zu schießen“. „Das sollte aber grundsätzlich ihre Einstellung vor jedem Spiel sein,“ so die Richterin, „haben Sie auch gewusst, dass auf die Spiele gewettet wurde?“ „Ich bin davon ausgegangen“, so Kuljic, „aber das war mir blunzen.“ Auch sei ihm nicht bekannt gewesen, dass auch andere Spieler verwickelt sein könnten.

Frage von Taboga im Trainingslager

Erstmals mit den Manipulationen direkt konfrontiert worden sei er im Jahr 2012, so Kuljic, als er zum SV Kapfenberg gewechselt sei - im Trainingslager habe Taboga ihn gefragt, ob er nicht mitmachen wolle.

Sanel Kuljic

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„Habe es nicht übers Herz gebracht“

„Warum sind Sie dann nicht gleich zum Vereinspräsidenten gegangen?“, fragte die Richterin. „Ich habe es nicht übers Herz gebracht“, erwiderte Kuljic. Denn Taboga habe ihm anvertraut, dass eine Spielmanipulation schiefgegangen sei und er jetzt Probleme und Schulden von rund 60.000 Euro habe. Dass er dennoch von Ex-Spielern wie Taboga auch in früheren Fällen belastet wird, könne er sich nicht erklären, sagte Kuljic.

Am Dienstag war einer der Drahtzieher im Hintergrund befragt worden; er wies jede Schuld von sich. Taboga wurde zu den Drohungen der Wettmafia gegen ihn befragt - mehr dazu in Fußballwettskandal: Dritter Prozesstag in Graz. In einem im Prozess vorgeführten Video bestätigte Taboga einem der Angeklagten, dass er bei ihm 50.000 Euro Schulden habe - mehr dazu in Wettskandal-Prozess: Taboga bekennt sich schuldig(11.8.2014).

Gefährliche Drohung: Nicht schuldig bekannt

Nicht schuldig bekannte sich Kuljic, was den Vorwurf der Erpressung und gefährlicher Drohung betrifft. Erst am Dienstag hatte Taboga Kuljic diesbezüglich belastet, indem er behauptet hatte, Kuljic habe ihm einen Metallstab in den Bauch gerammt.

Auch am Nachmittag geht die Befragung von Kuljic weiter, darüber hinaus stand die Befragung von Johannes Lambrecht und zwei weiteren Angeklagten auf dem Prozessplan.