Hausdurchsuchungen in Gratkorner Finanzmisere

Die Finanzmisere der Marktgemeinde Gratkorn bei Graz wird nun strafrechtlich aufgearbeitet: Im Gemeindeamt und an zwei weiteren Örtlichkeiten wurden nun Hausdurchsuchungen durchgeführt; es wird gegen zehn Personen sowie gegen Unbekannt ermittelt.

Im November des Vorjahres hatte Bürgermeister Ernest Kupfer (SPÖ) die Kündigung der Amtsleiterin bekannt gegeben - „angesichts der schwerwiegenden Vorwürfe, welche die gesamte Administration der Marktgemeinde betreffen“, lautete damals die Begründung - mehr dazu in Finanzmisere Gratkorn: Amtsleiterin entlassen (15.11.2013).

Rechnungsabschlüsse seit 2005 rechtswidrig

Dem und den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft vorausgegangen war ein Prüfbericht der Gemeindeaufsicht des Landes: Die Kritik der Aufsichtsbehörde bezog sich auf die Finanz- und Vermögenslage, die Buchhaltung und Kassenführung, diverse Einnahmenbereiche sowie die administrative Führung; die Rechnungsabschlüsse seit 2005 seien als rechtswidrig zu qualifizieren, hieß es unter anderem.

Die Unregelmäßigkeiten waren erst durch die Erkrankung des Kassenleiters aufgefallen, der auch umgehend gekündigt und angezeigt wurde: „Es gibt keine schlüssige Erklärung, wie es zu derartigen Missständen kommen konnte“, so Kupfer. Ein Großteil der Kritikpunkte seitens der Gemeindeaufsicht sei aber inzwischen abgearbeitet, hieß es dazu schon im November.

Das Finanzloch, das in der Ära des verstorbenen Altbürgermeisters entstanden war und um die 40 Millionen Euro groß gewesen sein soll, muss über ein Sparprogramm langfristig abgebaut werden; eine Schlüsselrolle bei den Veruntreuungen spielten Geldflüsse an den ehemaligen Erste-Liga-Fußballverein FC Gratkorn, der 2011 in die Insolvenz geschlittert war.

„Höchstes Interesse an zügigem Verfahren“

Bei den aktuellen Hausdurchsuchungen seien Unterlagen und Datenträger sichergestellt worden - diese würden nun ausgewertet, und danach soll entscheiden werden, ob ein Buchsachverständiger beigezogen wird, erklärte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Hansjörg Bacher.

Seitens Kupfer, der Anfragen über seinen Rechtsanwalt beantworten lässt, hieß es am Dienstag, man habe höchstes Interesse daran, dass das strafrechtliche Ermittlungsverfahren zügig geführt werde; man habe sich dem Verfahren außerdem als Privatbeteiligte mit einer Privatbeteiligtenforderung angeschlossen.

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