„Rosetta“ schreibt Weltraumgeschichte

Zehn Jahre ist die Raumsonde „Rosetta“ mit Technik aus der Steiermark an Bord durch das Weltall zum Kometen Tschjurjumov Gerassimenko - kurz „Tschuri“ - gereist. Am Mittwoch landete nun die Landestation „Philae“ auf dem Kometen.

Im März 2004 startete die Raumsonde „Rosetta“ ihre Reise zum Kometen „Tschuri“, und am Mittwoch kam es zur Weltpremiere: Die kleine Landestation „Philae“ setzte auf dem Kometen auf, wenngleich nicht ganz perfekt - mehr dazu in „Zweimal gelandet“ (news.ORF.at).

"Tschuri"

APA/EPA/ESA/Rosetta/Philae/ROLIS/DLR / HANDOUT

Mit der Mission „Rosetta“ wollen Wissenschaftler mehr über die Entstehung unseres Sonnensystems erfahren - mehr dazu in 20 Jahre Arbeit, sieben Stunden Bangen (science.ORF.at).

Erstmalige Landung auf einem Kometen

Es ist das erste Mal, dass eine Sonde auf einem Kometen landete, sagt Wolfgang Baumjohann vom Institut für Weltraumforschung in Graz: „Man ist zwar schon auf dem Mond gelandet, sogar ein Mensch, das war sicherlich die tollste Leistung, die Amerikaner sind schon ein paar Mal auf dem Mars gelandet, die Europäer haben das einmal probiert, sind aber abgestürzt. Die Russen sind einmal mit einer Sonde auf der Venus gelandet - die hat drei bis vier Minuten überlebt, bei den 400 Grad Celsius, die man dort hat. Europa selbst ist schon auf dem Saturnmond ‚Titan‘ gelandet. Auf dem Kometen ist aber noch niemand gelandet - wir betreten Neuland, das ist schon ein besonderes Ereignis.“

Rosetta Raumsonde

Science Photo Library / picturedesk.com

Die Raumsonde Rosetta landete Mittwochnachmittag auf „Tschuri“

Ankerharpune löste nicht aus

Mit an Bord von „Rosetta“ ist Technologie aus der Steiermark, etwa jene Ankerharpune, mit denen „Philae“ am Boden des Kometen hätte verankert werden sollen. Auf dem „Agilkia“ getauften Kometen-Landeplatz sollte sich der Forschungsroboter unmittelbar nach der Landung mit Harpunen festzurren - der dafür notwendige Mechanismus habe sich nach Angaben von Landemanager Stephan Ulamec aber offenbar nicht ausgelöst. Es sei derzeit zwar noch „schwierig zu verstehen, was während und nach der Landung geschehen ist“, die bisher empfangenen Daten legten aber die Vermutung nahe, dass die Landeeinheit nach einer ersten Berührung der Kometenoberfläche noch einmal abgehoben sei.

Weiß-grünes Messgerät

Ein Magnetfeldmessgerät aus der Steiermark kommt ebenfalls zum Einsatz - es soll, vereinfacht gesagt - das Eis im Inneren durchleuchten. Auch ein System, das den Staub des Kometen untersucht, trägt weiß-grüne Handschrift, sagt Heinz Mayer von Joanneum Research: „Ziel ist es, den Kometenstaub zu untersuchen, um die Konsistenz zu prüfen, um die Zusammensetzung des Sonnensystems etwas besser zu verstehen.“

Zuschauer in der Akademie der Wissenschaften

APA/Neubauer

Wolfgang Baumjohann jubelt

Laut Wolfgang Baumjohann könnte es sein, dass in diesem Staub Spuren von Leben enthalten sind: „Nicht wirkliches Leben, aber Vorstufen des Lebens. Das wäre ganz interessant, dann wüsste man, ob Kometen schon Spuren des Lebens hatten, als das Sonnensystem gebildet wurde“.

Erleichterung nach Landung

Nach der erfolgreichen Landung zeigten sich die Verantwortlichen erleichtert - Wolfgang Baumjohann hielt es zum entscheidenden Zeitpunkt nicht mehr auf dem Sessel: „Ich bin aufgesprungen, obwohl das nicht meine Art ist“. Und weiter: „Ich bin glücklich, dass das Ding unten ist.“

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