Gibt es einen Islam österreichischer Prägung?

Mit dieser Frage haben sich Experten in Graz gestern im Rahmen einer Diskussion beschäftigt. Die Meinungen dazu waren unterschiedlich. Durch die vor kurzem verübten Anschläge in Europa ist das Thema derzeit brisanter ist denn je.

Religionswissenschafter Ednan Aslan beantwortete die Frage ob es derzeit einen österreichischen Islam gebe mit „nein“- Aber- „es sei machbar“, sagte er.

Prägung aus dem Ausland verhindern

Die Schwierigkeit sei seiner Meinung nach aber, dass es „den Islam“ nicht gebe. Der Islam habe derzeit viele Gesichter. Aslan spricht sich etwa für die Ausbildung von islamischen Theologen hierzulande aus. Damit könne man den Islam prägen. Wenn der Islam nicht in Österreich geprägt würde, dann geschehe das im Ausland und das müsse man verhindern. Das Bild, das die Menschen vom Islam haben, hänge immerhin davon ab, was die Muslime daraus machen. Zugleich plädiert der Religionswissenschafter für eine weibliche Prägung in der islamischen Theologie.

Mehr Dialog mit der muslimischen Bevölkerung

Für eine weibliche Prägung spricht sich auch Claudia Unger vom Afro Asiatischen Institut aus. Sie wünscht sich einen interreligiösen Dialog mit deutlich mehr Frauen auf wissenschaftlicher und repräsentativer Ebene. Mehr Dialog mit der muslimischen Bevölkerung hält auch der Historiker Siegfried Beer für unabdingbar, ebenso wie effektive Kampagnen in sozialen Medien, um den Islam nicht mit Gewalt und Terrorismus gleichzusetzen.

Polizei spricht sich für Islamgesetz aus

Landespolizeidirektor Josef Klamminger spricht sich indes für ein Islamgesetz aus. Österreich sei ein Haus des Friedens mit freier Glaubensausrichtung. Problematisch sei es, wenn die Freiheit des Einzelnen die des Anderen überschneide und in diesem Zusammenhang nennt er die Verletzung religiöser Gefühle und der Meinungsfreiheit. Klamminger ist der Meinung, dass ein Islamgesetz hier eine Brücke zwischen Demokratie und Islam sein könne.