Nach Rücktritt: Warten auf Bischofsnachfolge

Mit Ankündigung des Rücktritts von Egon Kapellari als steirischer Bischof beginnt das Rätselraten um seine Nachfolge, die in Rom bestimmt wird. Seinen letzten großen Auftritt als Bischof hatte Kapellari am Sonntag.

In einem Hirtenbrief, seinem letzten offiziellen Schreiben als Diözesanbischof, hat Egon Kapellari am Samstag den Rückzug aus seinem Amt bekanntgegeben - mehr dazu in Diözesanbischof Egon Kapellari legt Amt zurück sowie in Kirche und Politik zollen Kapellari Respekt (23.1.2015).

Letzter Sonntagsgottesdienst

Am Sonntag war Egon Kapellari noch einmal als Bischof zu Gast in Bad Radkersburg, wo er nach der Messe das umgebaute Pfarrheim segnete. Der Einzug in die Frauenkirche war der letzte große öffentliche Auftritt und der letzte Sonntagsgottesdienst als Bischof der Dözese Graz-Seckau. Gefasst und fast gelöst wirkend führt er durch die Messe ohne emotional zu werden: „Ich bin vor 33 Jahren in der Dompfarre von Klagenfurt in Kärnten zum Bischof geweiht worden und nun bin ich hier und werde regierender Bischof sein bis zum nächsten Mittwoch.“

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Egon Kapellari beim letzten Sonntagsgottesdienst als Bischof

Mit gewohnt überlegten Worten spricht Bischof Kapellari in seiner Predigt von Mängeln in der Kirche aber auch vielen Lebenskeimen, trotz sinkender Katholikenzahlen. Der Bischof appelliert an die Kraft des Einzelnen, die Mitte - den Kern der Pfarre - zu unterstützen um das Netz Kirche zu stärken, dem auch er weiter angehören werde.

Papst muss Rücktritt erst annehmen

Zugleich beginnt einmal mehr das Rätselraten, wer Kapellari als Bischof in der Steiermark folgen wird. Bestimmt wird der Kandidat vom Papst in Rom, der zunächst allerdings auch offiziell den Rückzug Kapellaris annehmen muss.

Ab diesem Zeitpunkt beginnt nach den Regeln des Kirchenrechts ein genau geregeltes Verfahren zu laufen, sagt Heinrich Schnuderl, Generalvikar der Diözese Graz-Seckau und Stellvertreter des Bischofs: „Das Domkapitel als Ratgeberkollegium, das vom Kirchenrecht her eingerichtet ist, hat die Aufgabe, binnen acht Tagen nach Annahme des Rücktritts einen Diözesan-Administrator zu wählen. Das wird vermutlich in der kommenden Woche der Fall sein. Jedenfalls müssen wir abwarten bis Rom wirklich offiziell den Rücktritt zur Kenntnis nimmt und veröffentlicht.“

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Verständnisvolle Reaktionen für Kapellari unter den Gläubigen

Schnuderl möglicher Administrator

Bis zur Ernennung eines neuen Bischofs leitet dieser Administrator die Geschäfte der Diözese. Dieser könnte Heinrich Schnuderl heißen. Als logischer Nachfolger des Bischofs sieht er sich aber nicht: „Es könnte sein, dass mich das Domkapitel zum Diözesan-Administrator wählt. Ich bin 71, also ein Nachfolger des Bischofs bin ich sicher nicht.“

Auch der Superior von Mariazell, Karl Schauer, wurde bereits als Kapellari-Nachfolger gehandelt. Ernstzunehmende Hinweise darauf, dass er dieses Amt anstrebt, gibt er aber nicht: „Was Bischof Kapellari in diesen 33 Jahren an Dienst, Demut, an Selbstentäußerung auf sich genommen hat, dann muss man schon fragen, ob er dem Leben nahe oder fremd ist, wenn einer das anstrebt.“

Kapellari letzter Sonntagsgottesdienst als BIschof

ORF

Am Sonntag zog Kapellari zur Predigt in die Frauenkirche in Bad Radkersburg ein

150 Bischofsernennungen im Jahr

Die Steiermark ist allerdings nicht das einzige Bundesland, in dem ein neuer Bischof ernannt werden muss. Kirchenrechtsexperte Franz Hasenhütl rechnet daher damit, dass Rom hier eine gesammelte Entscheidung treffen wird: „Kapellari kündigt seinen Rückzug an, und auch die Bischöfe von St. Pölten und Linz werden in diesem Jahr 75 und müssen ihren Rücktritt einreichen. Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass Rom hier vielleicht, um es auch salopper zu sagen, ein Gesamtpaket schnüren wird.“

Jedes Jahr werden in Rom übrigens 150 Bischöfe vom Papst ernannt, erklärt Hasenhütl, der deshalb nicht verwundert darüber ist, dass die Entscheidung in der Steiermark schon seit einiger Zeit auf sich warten lässt: „So schön die Steiermark ist - wir sind halt doch nicht der Nabel der Welt und auch nicht der Weltkirche.“

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