Mitfahrgelegenheit mit Waffe erzwungen: Elf Jahre Haft

Am Mittwoch musste sich ein 28 Jahre alter Slowake in Graz vor Gericht verantworten: Er soll eine Oberösterreicherin mit vorgehaltener Pistole gezwungen haben, ihn und eine Begleiterin in die Steiermark zu fahren. Das Urteil: elf Jahre Haft.

Bange Stunden musste eine 26-jährige Autofahrerin in Oberösterreich im November vergangenen Jahres erleben: Auf einem Parkplatz in Ansfelden bei Linz öffnete plötzlich ein Mann die Beifahrertür und hielt der Autolenkerin eine Pistole vor das Gesicht; der Slowake forderte sie auf, ihn und seine Begleiterin in die Steiermark zu bringen - mehr dazu in Mit Pistole Mitfahrgelegenheit erzwungen (6.11.2014).

Laut Angeklage hielt der Beschuldigte während der ganzen Fahrt seine Pistole auf die Autolenkerin. Nach etwa drei Stunden zwang er sie, bei Gratkorn von der Autobahn abzufahren; vor dem Bahnhof Peggau stieg das Pärchen aus, die Autolenkerin konnte in einem nahegelegenen Gasthaus Hilfe holen. Bei einer sofort eingeleiteten Fahndung konnte das Duo rasch festgenommen werden.

Angeklagte: „Habe mich entschuldigt“

Beim Prozess am Mittwoch gab der Slowake dann zu, der Oberösterreicherin die Pistole an den Kopf gesetzt zu haben, damit sie losfährt; nach zehn Minuten habe er aber erkannt, einen Fehler gemacht zu haben und die Waffe beiseite gelegt.

Dann hätte er der Frau erzählt, dass er eine Bekannte, die an Epilepsie leide, nach Slowenien bringen wolle, weil sie in der Slowakei von ihrer Familie bedroht werde. Daraufhin habe die Frau angeboten, ihm zu helfen, ihm freiwillig ihre Jause überlassen und 70 Euro für Lebensmittel gegeben - so die Schilderung des Angeklagten.

Auf die Frage der Richterin, warum er denn eine Gaspistole und vier Messer bei sich getragen hatte, antwortete er: Er lebe im Wald und schütze sich damit vor wilden Tieren; er habe die Frau während der Fahrt nicht bedroht und sich auch bei ihr entschuldigt.

Opfer: „Keine Rede von Freundlichkeit“

Ein anderes Bild von den Vorfällen zeichnete dagegen der Kellner jenes Cafes in Peggau, in dem die Frau Hilfe gesucht hatte: Die weinende und völlig aufgelöste Frau habe von einer Entführung gesprochen, woraufhin er die Polizei verständigt habe.

Bevor die junge Oberösterreicherin selbst den Gerichtssaal betrat, musste der Angeklagte in den Nebenraum gebracht werden - die 26-Jährige, die zum Tatzeitpunkt gerade zu Beginn ihrer Schwangerschaft war, ist schwer traumatisiert und in Therapie; sie leidet an Alpträumen und Angstzuständen. Während der gesamten Autofahrt habe sie die Waffe gespürt, zuerst am Kopf, dann seitlich am Körper; von Freundlichkeit oder gar einer Entschuldigung könne keine Rede sein.

Elf Jahre Haft - Urteil noch nicht rechtskräftig

Die Schöffen glaubten dem Angeklagten nicht: Der 28-Jährige wurde wegen schwerer Nötigung und schweren Raubes zu elf Jahren Haft verurteilt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.