Veranstalter spüren „Anfütterungsverbot“

Seit zwei Jahren ist das „Anfüttern“, die Geschenkannahme, verboten, wenn das Geschenk einen Vorteil bringen könnte. Das spüren immer mehr Veranstalter - so kehrte heuer einer der größten Logenmieter der Opernredoute den Rücken.

Über viele Jahre hinweg nutzte der Unternehmer Werner Gröbl die größte Loge in der Grazer Oper für die Pflege von geschäftlichen Kontakten - bis zu 100 Gäste gingen an einem Ballabend in der offenen „Bürgermeisterloge“ ein und aus.

„Als Gastgeber höchstpeinlich“

Seit Einführung der neuen Compliance-Regelungen hätten aber geladene Gäste aus Politik und Wirtschaft abgesagt oder um eine Rechnung gebeten, um selbst zu bezahlen - für Werner Gröbl Grund genug, heuer keine Loge zu mieten: „Das ist als Gastgeber höchstpeinlich, jemandem, den sie eingeladen haben, eine Rechnung legen zu müssen. Geschäfte werden eben unter Menschen gemacht, und wenn Menschen sich wohlfühlen, entsteht Vertrauen - offensichtlich geht es uns in Österreich zu gut: Wir können auf - ehrliche - Geschäfte verzichten.“

„Grad der Normalisierung notwendig“

Auch Eventmanager Herwig Straka sieht wirtschaftliche Nachteile durch das verschärfte Korruptionsstrafgesetz: Veranstaltungen mit hochpreisigen VIP-Packages würden derzeit nur schwer Kunden finden, denn viele Unternehmen hätten sich intern noch strengere Regeln auferlegt - etwa Obergrenzen für Geschenkannahmen weit unter 100 Euro oder die Auflage, einen Kunden nur maximal einmal pro Jahr einzuladen.

Aus Sicht des Eventmanagers würden viele Firmen überzogen reagieren: „Da gehört der Grad der Normalisierung her, wo man sagt, was unterscheidet uns wirklich von Bestechung, was ist eine ganz normale Einladung, die üblich ist und für die gesamte Gastronomie und Hotellerie eine wichtige Existenzgrundlage ist. Würde man das weiterspinnen und Einladungen gänzlich verbieten, würde es vermutlich viele Arbeitsplätze nicht mehr geben.“

Firmen im Moment besonders vorsichtig

Wie groß die Einbussen seien, würde sich derzeit nicht abschätzen lassen, so Straka; er spricht von einer Zwischenphase, in der Firmen besonders vorsichtig seien und hofft, dass diese in ein oder zwei Jahren ihre Regelungen wieder lockern werden.