Immer mehr Kleinkinder haben Essstörungen

Essstörungen sind mittlerweile zu einer Art Volkskrankheit geworden. Betroffen sind in erster Linie Jugendliche und hier vor allem junge Frauen; besonders erschreckend ist aber, dass die Krankheit immer häufiger auch Kleinkinder trifft.

Ob Fettsucht, Essbrechsucht oder Magersucht - jedes Jahr müssen mehr als 2.700 Betroffene in den österreichischen Spitälern behandelt werden. Das sind zehn Mal mehr als noch vor 20 Jahren, so die alarmierenden Zahlen des aktuellen Frauengesundheitsberichts.

Übergewichtiges Mädchen

APA/Ralf Hirschberger

Mittlerweile gibt es zehn Mal so viele Betroffene wie noch vor 20 Jahren

Immer mehr Betroffene unter drei Jahren

Das größte Risiko, an einer Essstörung zu erkranken, besteht im Alter zwischen elf und 16 Jahren, doch krankhaftes Über- oder Untergewicht trifft auch immer mehr Kleinkinder unter drei Jahren, sagt Diätologin Christine Hardt-Stremayr vom ernährungsmedizinischen Dienst an der Uniklinik Graz: „Bei den Kleinkindern ist es sehr häufig, dass sie ‚picky eaters‘ sind, das bedeutet, dass sie nur bestimmte Lebensmittel tolerieren und das kann soweit gehen, dass sie nur Spaghetti mit Ketchup essen oder sich nur von Fruchtsäften ernähren, was natürlich in weiterer Folge zu einer Mangelernährung führen kann.“

150 neue Patienten jährlich

Insgesamt kommen im ernährungsmedizinischen Dienst rund 150 neue junge Patienten mit Essstörungen pro Jahr dazu, ein Drittel davon muss stationär aufgenommen werden, weil die Essstörung bereits die Gesundheit bedroht, wie Hardt-Stremayr an einem Extrembeispiel erklärt: „So ein zwölf Monate altes Baby - das hat ungefähr zehn Kilo. Und wir haben durchaus Kinder, die mit einem Jahr nur sechs Kilo haben, also die Hälfte von dem, was sie eigentlich haben sollten.“ Bei Kleinkindern besteht dadurch die Gefahr, dass sie dehydrieren und das gesamte Wachstum stagniert.

Essen als positives Erlebnis

Bei Jugendlichen kann Über- oder Untergewicht zu Schlaf- oder Herzrhythmusstörungen bis hin zur Unfruchtbarkeit führen. Als Elternteil sei es daher wichtig, schon frühzeitig auch beim Essen Vorbild zu sein, sagt Maguerte Dunitz-Scheer von der Grazer Uniklinik für Kinder- und Jugendheilkunde: „Es muss nicht jeden Tag eine warme Mahlzeit geben, aber Essen und Kochen soll ein positives soziales Erlebnis sein, und das ist das, was man den Eltern wirklich klar machen muss.“ Am häufigsten von Essstörungen betroffen sind übrigens Mädchen, nur rund zehn Prozent der Patienten sind männlich.

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