Brückeneinsturz: ASFINAG steht vor Rätsel

Nach dem Einsturz einer in Bau befindlichen Schnellstraßenbrücke bei Frohnleiten gehen erste Schadensschätzungen von rund 30 Millionen Euro aus. Die Ursache ist unklar - beim Bauherren ASFINAG spricht man von einem Rätsel.

Am Samstag kurz nach 18.00 Uhr stürzte die Brücke rund 300 Meter nördlich des Bahnhofs Frohnleiten auf einer Länge von knapp 100 Metern ein, rund 800 Tonnen Beton und Material begruben mehrere Gleise der darunter verlaufenden Südbahn unter sich - mehr dazu in Schnellstraßenbrücke eingestürzt.

Kein vergleichbarer Fall

Warum die Brücke einstürzte, ist weiterhin unklar, es habe bisher keinen vergleichbaren Fall gegeben, so Alois Schedl, Aufsichtsratsvorsitzender der ASFINAG: „Es ist rätselhaft, es wurden alle Prüfungen, die normalerweise bei einer Brücke vorliegen, durchgeführt, trotzdem ist das passiert, und daher ist es für uns rätselhaft.“ Laut Schedl erfüllten aus derzeitiger Sicht Planer, Statiker und örtliche Bauaufsicht ihre vorgesehenen Aufgaben, es gebe entsprechende Protokolle.

„Brücke hätte halten müssen“

Als möglicher Auslöser wurde zunächst ein Lehrgerüst aus Stahl genannt, das während des Brückenbaus aufgestellt wird - doch sogar ohne dieses Gerüst hätte die Brücke halten müssen, sagte Schedl, weil der Brückenbeton eigentlich schon fest genug war: „Nach meinen Vorstellungen und auch jenen der anderen Experten hätte das halten müssen. Es hat am Freitag Messungen gegeben, es wurden dabei keine Veränderungen festgestellt. Auch der Beton war in Ordnung, er war genügend hart, dass er auch allein die Brücke halten hätte können.“

Am Freitag wurde die Brücke vorgespannt: Dabei werden im Brückenbeton entlang der Brücke Stahlseile gespannt, um die Brücke leicht aufzuwölben. Ob das oder auch Probleme im Boden, mit dem Fundament oder eben mit dem Lehrgerüst eine Rolle spielten oder eine Kombination all dessen, ist vorerst Spekulation. Klar ist laut Schedl: „Es ist allen bewusst, dass man bei einer ÖBB-Querung besonders aufpassen muss. Der Bauzustand ist immer eine kritische Situation“, eine fertige Brücke sei natürlich sicherer, dennoch hätte nichts passieren dürfen.

Staatsanwaltschaft ermittelt

Die Staatsanwaltschaft ermittelt nun wegen des Verdachts der fahrlässigen Gemeingefährdung. Konkrete Verdächtige gibt es noch nicht, aber, so Staatsanwaltschaftssprecher Christian Kroschl gegenüber Ö1 und Radio Steiermark, „es ist bereits ein Sachverständiger aus dem Fachgebiet des Brückenbaus und der Statik beauftragt worden, die Ursache für den Brückeneinsturz und auch das Vorliegen eines allfälligen Fremdverschuldens abzuklären“.

Höhe der Schäden noch nicht abschätzbar

Der Schaden ist jedenfalls enorm. Ersten Schätzungen zufolge könnte er rund 30 Millionen Euro betragen – nämlich durch die nötigen Aufräumarbeiten, den Neubau des Brückenteils und für den Schienenersatzverkehr. Die Kosten werden natürlich auch davon abhängen, wie bald wieder Züge fahren können. Nicht abschätzbar sind dagegen derzeit noch die Kosten der Aufräumarbeiten, aber, so Schedl: „Wir werden sehen, wer der Schuldige ist, und vom Schuldigen werden wir als ASFINAG natürlich die Schäden einklagen und zurückholen.“

Schienenersatzverkehr funktioniert

Bis zumindest 7. März sind an jedem Werktag rund 10.000 Fahrgäste gezwungen, in den Schienenersatzverkehr umzusteigen - mehr dazu in Nach Brückeneinsturz: So kommen Sie ans Ziel. Laut ÖBB-Sprecher Christoph Posch überstand man den Start nach den Semesterferien mit Schülern und Pendlern aber gut: „Wir konnten am Montag nahezu alle Fernverkehrszüge mit geringfügigen Verspätungen abfertigen. Die Nahverkehrszüge wurden aber leider mit etwas größeren Verspätungen betreut, nämlich mit bis zu 30 Minuten - da muss man durch das Ortsgebiet von Frohnleiten fahren, und da gibt es in der Früh natürlich mehr Verkehr. Wir arbeiten aber daran, dass wir aus Kärnten noch zusätzliche Fahrzeuge bekommen, so dass wir in den nächsten Tagen noch zusätzliche Ressourcen bilden können.“

Steirische Brücken grundsätzlich in gutem Zustand

Nach dem Brückeneinsturz auf der S35 stellt sich schließlich auch die Frage, in welchem Zustand die anderen Brücken in der Steiermark - 3.300 sind es auf Landes- bzw. Bundesstraßen - sind. Der Brückenzustand wird mit einem Schulnotensystem beurteilt, und zwei Drittel der steirischen Brücken sind in einem guten bzw. befriedigenden Zustand.

Aber, so der zuständige Landesrat Gerhard Kurzmann (FPÖ), „wir haben elf Prozent, wo wir die Note vier vergeben haben. Wir haben nahezu nichts, wo Sofortmaßnahmen notwendig sind, das ist bloß ein Prozent der Brücken, wo wir mit Tonnagen-Beschränkungen oder mit baulichen Maßnahmen vorgehen müssen.“ Erst vergangene Woche wurde in der Landesregierung beschlossen, dass im heurigen Jahr 17 Mio. Euro für Brückensanierungen zur Verfügung stehen.

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