Sonderverträge stellen Notarztversorgung sicher

In Österreich gibt es einen Mangel an Notärzten. Durch die neuen Dienstzeiten bei den Spitalsärzten fehlen in vielen Bundesländern die zeitlichen Kapazitäten, Notarztdienste zu besetzen. In der Steiermark ist das anders - hier gibt es Sonderverträge.

Seit Jahresbeginn dürfen Spitalsärzte nur noch maximal 48 Stunden pro Woche arbeiten, bis zu 72 Stunden sind nur durch eine schriftliche Zustimmung möglich. Das stellt auch das Notarztsystem vor große Herausforderungen: Die meisten Notärzte sind in Krankenhäusern angestellt und werden dort gebraucht.

In Linz diskutierten am Donnerstag Vertreter aus Politik und Medizin über die aktuelle Versorgungsproblematik - mehr dazu in RK warnt vor Notärztemangel (ooe.ORF.at). Die Steiermark scheint da österreichweit eine Ausnahme zu sein: Hier ermöglichen es Sonderverträge, zusätzlich zu den Spitalsärzten auch externe Mediziner zu beschäftigen.

Elf Notarztdienste blieben im Jänner unbesetzt

In der Steiermark gibt es 22 Notarztstützpunkte, davon zwei für die Flugrettung; an ihnen werden pro Monat etwa 650 Dienste von ausgebildeten Notfallmedizinern verrichtet. Die meisten sind Spitalsärzte - sie dürfen nun nicht mehr als 48 Stunden pro Woche arbeiten, was bedeutet, dass nur mehr wenig Zeit für den Notarztdienst bleibt, schildert Klaus Pessenbacher, Leiter der Notfall- und Katastrophenmedizin des Landes.

Für elf Dienste konnte deshalb im Jänner kein Notfallmediziner gefunden werden, sagt Pessenbacher: „Seit der notwendigen Umsetzung des Krankenanstaltenarbeitszeitengesetzes ist es nicht immer möglich, alle Dienste zu besetzen. Dafür gibt es einen Koordinator des Landes und der steirischen Krankenanstaltengesellschaft. Das ist unsere Herausforderung: Es wird niemand zu Schaden kommen, es wird ein Notarzt kommen; aber er muss nicht wie bisher unbedingt aus dem nächstgelegenen Krankenhaus kommen.“

Genug Ärzte, aber rechtliche und Verteilungsprobleme

Der Präsident des österreichischen Roten Kreuzes, Gerald Schöpfer, rechnet vor: „Wir haben etwa 4,8 Ärzte pro Einwohner, der OSZE-Schnitt liegt etwa bei 3,2 - es gibt also nicht zu wenig Ärzte, sondern wir haben ein Problem mit der Verteilung, und wir haben das rechtliche Problem, dass Notärzte nach Meinung der Gebietskrankenkasse, angestellt werden müssen und nicht über einen freien Werkvertrag tun dürfen.“

Schöpfer macht sich deshalb dafür stark, dass Ärzte als freie Dienstnehmer, also über einen Werkvertrag als Notarzt arbeiten dürfen. So könnten viele neue Notärzte gewonnen werden: „Das sind ja Ärzte, die fest angestellt sind, und die sich da etwas dazu verdienen könnten. Wir sehen jetzt die Situation, dass die Reduzierung auf 48 Stunden im Spitalsbereich sogar die Chance bietet, dass Ärzte die Ressourcen hätten, als Notarzt zu arbeiten“.

Problemzone Haftung

Mit ein Grund, warum Sozialministerium und Sozialversicherung bisher dagegen sind, sind Haftungsfragen. Der Notarzt sei im Auftrag des Landes Steiermark unterwegs, so Pessenbacher: „Das Land übernimmt die Haftung für diese Tätigkeit - soweit rechtlich möglich - und hat ein umfassendes Versicherungspaket für Unfälle, für Rechtsschutz und so weiter abgeschlossen, so dass sich der Notarzt im Dienst keine Sorgen machen muss, wenn etwas passiert. Das sind schon gravierende Unterschiede zu einem freien Dienstnehmer“, denn wer auf Werkvertragsbasis arbeitet, trägt das volle Risiko selbst.

Werkverträge unumgänglich

Das Land Steiermark will dem Ärztemangel entgegenwirken, indem es Sonderverträge für selbstständige Ärzte vergibt, die Versicherung und Haftung einschließen, dennoch sei ein entsprechender Werkvertrag unumgänglich, sagt Pessenbacher, „weil wir natürlich viele Ärzte ins Boot holen könnten, die bei konkurrenzierenden Krankenanstaltenunternehmungen oder privaten Sanatorien beschäftigt sind und die kein zusätzliches Dienstverhältnis anstreben, sondern tatsächlich ihre Leistung bezahlt haben wollen, und das könnte man über den Werkvertrag abwickeln“. Dafür wäre kein Geld, sondern politischer Wille für eine Gesetzesänderung notwendig, so der Leiter der Notfall- und Katastrophenmedizin des Landes.