Steirische Bauernhöfe fest in weiblicher Hand
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Für Elisabeth Düregger aus Mitterbach bei Knittelfeld beginnt jeder Tag gleich: Nachdem ihre zehn Milchkühe gefüttert und gemolken sind, treibt die Bäuerin das Vieh hinaus auf die Kurzrasen-Weide. Vor 22 Jahren hat sie mit ihrem Mann den Hof in Mitterbach bei Knittelfeld von ihren Schwiegereltern übernommen. Seit fast 18 Jahren führt sie ihn alleine: „Traktorfahren müssen meine Männer machen, aber alles andere kann ich wirklich gut schaffen."
Die Düreggers haben einen Kraftfutterautomaten entwickelt. Jede Kuh trägt einen Chip um den Hals, der die Maschine aktiviert, sobald das Tier diese betritt. Eine selbstgebaute Ballenbelüftungsanlage trocknet das Heu. Elisabeth Düregger wirft es anschließend einfach hinunter in den Stall. Auch die Melkmaschine ist automatisiert - eine Leitung führt vom Stall direkt in die Milchkammer. Ein Knopfdruck genügt, um den Mist vom Stall ins Freie zu befördern.
Ertrag des Bauernhofes sichert Leben nicht
Bäuerin Elisabeth kann das meiste ohne großen Aufwand erledigen, während ihr Mann in der Arbeit ist. Eines ist auch klar: Rein vom Ertrag ihres kleinen Bauernhofes könnten sie nicht leben, so Sebastian Düregger: „Zehn Stück Milchkühe sind wirtschaftlich ein Halbtagsjob für meine Frau und was würde ich dann zu Hause noch machen.“
In der Steiermark gibt es 40.000 landwirtschaftliche Betriebe, 41 Prozent leiten Frauen. Viele müssen es machen, weil der Ehemann dazuverdienen muss oder weil sich gemeinsame Lebenswege einfach trennen. In vieler Hinsicht ist die Moderne auf den steirischen Bauernhöfen eingezogen. Maria Stering aus Grabenwarth bei Ligist ist geschieden. Gemeinsam mit ihren Eltern und den Kindern führt sie den Hof.
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Bäuerin und gleichzeitig Unternehmerin
Maria Stering denkt langfristig, um auch künftig das wirtschaftliche Überleben zu sichern. Sie ist nicht nur Bäuerin, sondern auch Unternehmerin: „Ich sitze auch vor dem Computer und mache meine Anträge und Buchhaltung. Ich zahle Rechnungen ein über das Internet. Das sind Sachen, die muss jede Bäuerin können.“
Auch die Politik reagiert nun auf die steigende Mehrfachbelastung der heimischen Bäuerinnen. Sie setzt auf zusätzliche Aus- und Fortbildungsmaßnahmen und bessere Kinderbetreuungsmöglichkeiten, sagt etwa Familienministerin Sophie Karmasin: „Da geht es nicht nur um die Plätze, sondern auch um die Öffnungszeiten, die Flexibilität, um gemeindeübergreifende Projekte, Sommeröffnungszeiten und natürlich um die Qualitätsentwicklung in diesem Bereich.“
Auch Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter setzt auf verstärkte Maßnahmen: "Die Bäuerin ist Unternehmerin, auf jeden Fall. Das unterstützen wir auch beispielweise in der Diversifizierung der Ausbildung, bei der Direktvermarktung oder im Tourismus oder beim Bauernhof“ – mehr dazu in Bäuerinnentagung: Mehr Geld für Kinderbetreuung (15.4.2015).
Innovation und Anerkennung
Viele Bäuerinnen sind auch innovative Lebensmittelproduzentinnen. Simone Schmiedtbauer aus Hitzendorf zum Beispiel ist eine Vorreiterin in Sachen Direktvermarktung. Immer dienstags verarbeitet sie gemeinsam mit ihrem Mann und den Mitarbeitern ihre Fleischprodukte, die sie dann auf Märkten und in Lebensmittelgeschäften verkauft: „Man kann sich in der Landwirtschaft nicht mehr nur einsperren und warten, dass jemand kommt. Man muss aktiv auf den Kunden zugehen und die Bauernecken in den diversen Geschäften waren eine wunderbare Möglichkeit, uns zu präsentieren.“
Bäuerinnen wie Maria Stering würden sich aber oft mehr Anerkennung wünschen: „Ich liebe meine Arbeit, auf der anderen Seite ist da dieser Druck vom Milchpreis, oder dass die Milch nicht mehr diese Wertschätzung hat, weil das Produkt einfach nichts kosten darf.“