Öffi-Kosten in Graz „viel zu niedrig“

Am Freitag geht in Graz der Nahverkehrskongress zu Ende. Ein deutscher Verkehrsexperte sorgte dabei am Donnerstag für Aufsehen, weil er die Preise in Graz als „viel zu niedrig“ bezeichnete. Er kritisierte auch die Politik für die Einführung der geförderten Jahreskarte.

Der deutsche Verkehrsexperte Stefan Weigele hat sich auf die Verbesserung des Verkehrsangebots von Städten und Gemeinden spezialisiert. Für eine Studie hat er die Qualität der Öffi-Netze in den 14 größten österreichischen Städten unter die Lupe genommen. Graz schneidet dabei sehr gut ab.

Weigele lobt Top-Angebot in Graz

„Nur Salzburg und Innsbruck haben ungefähr ein gleich gutes Angebot. Das heißt, offensichtlich ist das Angebot hier - was Liniennetzdichte und Taktdichte angeht - sehr gut ausgebaut. Und das rechtfertigt aus unserer Sicht auch einen guten Preis. Der Bürger ist bereit, für ein gutes Öffi-Angebot auch zu bezahlen“, ist sich Weigele sicher.

Straßenbahn in Graz

ORF.at/Christian Öser

Stefan Weigele zufolge sei Öffi-fahren in Graz zu billig

Die Entscheidung der Politik, durch Zuschüsse in Graz eine besonders günstige Jahreskarte anzubieten, kritisiert Weigele als "nicht adäquate Maßnahme. Dies würde kaum jemanden dazu bewegen, auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen.

Jahreskarte um bis zu 600 Euro

„Ein gut ausgebautes Angebot bringt die Leute zum öffentlichen Verkehr und Parkraumbewirtschaftung und Reglementierung des Parkens in der Stadt, Förderung des Fahrradverkehrs - das sind Sachen, die treiben dann den öffentlichen Verkehr. Rein mit Preismaßnahmen, mit Absenkungen, erreicht man das nicht“, behauptet der Experte.

Als Besitzer einer geförderten Jahreskarte könne man die Öffis in Graz um nur 80 Cent pro Tag nützen, rechnet der deutsche Verkehrsexperte vor. Viel zu billig. Sogar das Doppelte, also bis zu 600 Euro, bezeichnet Weigele als angemessen.

Zweckgebundene Einnahmen bei Öffis

„Gleichzeitig betonen wir aber auch, dass die Schere zwischen dem was ein Autofahrer für das Parken bezahlt und dem Preis, was ein Fahrgast für den öffentlichen Verkehr bezahlt, natürlich nicht auseinander gehen darf. Das heißt, die Kommunen und Städte sollten gleichzeitig auch die Parkpickerl-Preise anpassen und erhöhen“, will der Experte eine generelle Erhöhung aller Preise. Das dadurch eingenommene Geld solle wiederum in die Verbesserung der Öffi-Netze fließen.

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