Bankermord-Prozess: Zwei Versionen zum Auftakt

Im Grazer Straflandesgericht hat am Montag der Auftakt im sogenannten Bankermord-Prozess stattgefunden. Zwei ehemalige Bankangestellte sollen einen Kunden ermordet, zerstückelt und in Kübel einbetoniert haben. Ihre Versionen der Tat klangen am ersten Tag sehr unterschiedlich.

Den beiden ehemaligen Grazer Bankangestellten, die im Februar 2014 den damals 54-jährigen Kunden getötet und zerstückelt haben sollen, wird Mord und gewerbsmäßiger schwerer Diebstahl vorgeworfen - mehr dazu in Banker-Mordprozess ab 27. April in Graz.

Angeklagte fanden Geldquelle

Der 24-Jährige und der 30-Jährige hatten laut Anklage Kreditschulden für eine Mietkaufwohnung. Seit 2012 sollen sie immer wieder Beträge in unterschiedlicher Höhe vom Konto des 54-jährigen Kunden abgebucht haben. Mit dem Geld - das sie sich zur Hälfte geteilt haben sollen - sollen die beiden Angeklagten dann auch teure Kleidung, Urlaube, Besuche in Lokalen und sogar die Hochzeit eines der beiden Banker finanziert haben.

Opfer erdrosselt und Leichenteile in Mur versenkt

Der Kunde bemerkte aber, dass zwei Sparbücher fehlten und wurde misstrauisch - genau zu diesem Zeitpunkt sollen die beiden Angeklagten dann ihren Mordplan umgesetzt haben: Laut Anklage sollen sie einen Container in Graz-Eggenberg angemietet und in einem Baumarkt Kübel, Beton, Klebeband und schwarze Folie sowie eine Schnur gekauft haben.

Unter dem Vorwand, es gehe um die verlorenen Sparbücher, riefen sie ihr Opfer mit einem Wertkartenhandy an und vereinbarten ein Treffen mit dem 54-Jährigen; sie lockten, so die Anklage, ihr Opfer in ein Auto, erdrosselten den Mann, zerstückelten die Leiche im Container, wickelten sie in Plastikfolie, betonierten die Einzelteile in den gekauften Kübeln und versenkten diese in der Mur. Monate später wurden die Leichenteile dann gefunden - mehr dazu in Bankermord: Leichenteile gehören zu Opfer (12.6.2014).

„Ganz niedrige Beweggründe“

Beim Prozessauftakt am Montag betonte die Staatsanwältin, nachdem der Kunde dahinter gekommen war, dass von seinen Konten und Sparbüchern Geld fehlte, war das sein Todesurteil: „Sie wollten nicht ihren Job verlieren, sie wollten nicht ihre Familien verlieren, und sie wollten schon gar nicht ins Gefängnis. Die beiden haben ihr Opfer kaltblütig aus ganz niedrigen Beweggründen ermordet.“

Nur Helfer und ein Täter in Weißrussland

Die beiden Verteidiger wiederum sahen ihre Mandaten jeweils nur als Helfer - die Hauptschuld, der Tatplan und auch die Tatausübung lagen jeweils beim anderen Angeklagten; die Verteidigerin des Zweitangeklagten meinte überhaupt, dass der Mastermind der dritte Tatverdächtige war - mehr dazu in Bankermord-Prozess: Haftbefehl gegen dritten Mann (25.3.2015); der sitzt allerdings derzeit in Weißrussland wegen eines anderen Deliktes in Untersuchungshaft, weshalb sein Verfahren ausgeschieden wurde.

Erster Beschuldigter teilweise geständig

Der 24-jährige Erstangeklagte bekannte sich dann teilweise schuldig: Er gab zu, an der Tötung des Kunden mitgewirkt zu haben, von Urkundenfälschung zur Geldunterschlagung wollte er aber nichts wissen. Der 24-Jährige hatte von Anfang an zugegeben, Geld vom Kollegen bekommen und an der Tötung zumindest mitgewirkt zu haben; bei genauer Befragung durch den Richter blieb aber nicht sehr viel Konkretes übrig, außer dass er zur Mithilfe gezwungen worden sei. „Ich habe Geld genommen, aber ich hätte nie gedacht, dass es so endet“, meinte der Angeklagte sehr leise. Als sein Kollege ihm erstmals den Mordplan erläuterte, „habe ich ihn gefragt, ob er normal ist. Aber er hat gesagt, entweder du machst mit, oder du gehst auf, oder du bist auch weg.“

„Es ist irgendwie im Nebel“

Ursprünglich hätte der 24-Jährige den Bankkunden erdrosseln sollen, aber er konnte es dann nicht. „Ich bin vom Auto weggelaufen, habe ihn dann nur im Auto sitzen gesehen“, schilderte er. Genaue Erinnerungen habe er nicht: „Es ist irgendwie im Nebel.“ Auch bei der Zerstückelung der Leiche will er nicht mitgeholfen haben: Er war gar nicht im Container, als das geschah, sondern stand außerhalb - dann kam sein Kollege und war „voll mit Blut und Beton.“

Zweiter Angeklagter: „Nicht schuldig“

Der 30-Jährige hingegen fühlt sich überhaupt nicht schuldig - zumindest was den Mord anbelangt. Den Diebstahl des Geldes von des Sparbüchern des späteren Opfers gab er am Montag teilweise zu; den Tod des 54-Jährigen und die Zerstückelung der Leiche sollen der Erstbeschuldigte und der Drittbeschuldigte auf dem Gewissen haben.

Dass er Geld vom Konto des Kunden genommen hatte, gab der 30-Jährige zu. Um diese Diebstähle zu vertuschen, sollte der Drittbeschuldigte beim Bestohlenen einbrechen und die Sparbücher stehlen, von denen die beiden das Geld genommen hatten; aber von der Bluttat wollte der Befragte nichts wissen: „Wir haben etwas geplant, aber keinen Mord“, beteuerte er.

„Hat sich dauernd übergeben“

Das Erdrosseln des ahnungslosen Kunden übernahm nach seinen Ausführungen der Erstbeschuldigte, bei der Leichenzerteilung habe er selbst lediglich den Beton gemischt. „Das ist eine Variante, die bisher nicht vorgekommen ist“, bemerkte der Richter nach diesen Ausführungen. „Ich habe bisher so viel gelogen, weil ich mit diesem Tag nichts zu tun haben wollte“, erklärte der Befragte. Sein Ex-Kollege würde lügen: „Er versucht, sich zu schützen, oder er hat Angst.“

Am Montagnachmittag wurden auch Zeugen befragt, darunter eine ehemalige Kollegin der beiden Angeklagten - sie war mit dem 24-Jährigen befreundet. Nach dem Tag, an dem die Tat stattgefunden haben soll, „ist er extrem in sich zurückgegangen und hat sich dauernd übergeben“, schilderte die Zeugin. Der Prozess wird am Dienstag fortgesetzt.