Erzberg wird Tunnel-Forschungszentrum

Im Erzberg soll in den kommenden drei Jahren ein weltweit einzigartiges Zentrum für Tunnelforschung und -sicherheit entstehen. Als Basis für das Zentrum am Berg (ZaB) dienen mehrere stillgelegte Stollen.

Die Montanuniversität Leoben begeht ihr 175-Jahr-Jubiläum, und im heurigen Feierjahr nahm sich die obersteirische Ausbildungsstätte ein ganz besonderes Projekt vor: die Realisierung des Zentrums am Berg. Für diesen außergewöhnlichen Forschungsbereich konnte jetzt die Finanzierung gesichert werden - in den nächsten Wochen soll mit dem Bau eines unterirdischen Tunnelsystems beim Erzberg begonnen werden.

Vier Röhren

Beim Leitprojekt Zentrum am Berg soll in einem stillgelegten Teil des steirischen Erzbergs eine weltweit einzigartige Forschungsstätte mit zwei Eisenbahn- und zwei Straßentunnels sowie einer fünften Röhre als Versuchsstrecke entstehen. Dieses unterirdische Tunnelsystem soll nicht nur als Forschungs-, sondern auch als Entwicklungs- und Seminarzentrum für den Bau und Betrieb von Untertageanlagen dienen. Das ZaB biete die Chance, neue Technologien zu etablieren und dadurch neue Arbeitsplätze zu schaffen, betonte Rektor Wilfried Eichlseder am Montag.

30 Millionen Euro

Im Bereich des Tunnelbaus sind für die Weiterentwicklung der Baumethoden, aber auch der Materialien und der Ausstattung bis hin zur Sicherheitstechnik Tests unter realen Bedingungen bisher nur schwer möglich: Tests im Labormaßstab seien eingeschränkt aussagekräftig, Versuche in bestehenden Tunnels wiederum teuer, da die Tunnels für die Versuche gesperrt und der Verkehr umgeleitet werden muss, schilderte der Projektleiter Robert Galler vom Institut für Subsurface Engineering der Montanuni. Die projektierte unterirdische Tunnelforschungsanlage auf rund 1.000 Meter Seehöhe soll - nach einer Investition von rund 30 Millionen Euro - in spätestens drei Jahren Abhilfe schaffen.

Großes internationales Interesse

Das Interesse sowohl von der internationalen Forschung als auch von Unternehmen sei enorm, schilderte Galler: Es gehe unter anderem um die Entwicklung neuer Lüftungskonzepte, geothermische Fragestellungen und die Entwicklung von Steinschlagschutzsystemen. Rund 50 Unternehmen, die in der Anlage forschen wollen, hätten sich schon gemeldet.

Die bisherigen Absichtserklärungen würden Mittel von rund drei Millionen Euro jährlich umfassen - damit sei die Deckung der laufenden Kosten sichergestellt. Erst vor wenigen Tagen habe man den Zuschlag für die Koordination eines mit drei Millionen Euro dotierten EU-Forschungsprojekts erhalten, das in Richtung unterirdische Speicherung der Energie aus Solaranlagen geht, sagte Galler.

Für Forschung und Training

Insgesamt ist bis Ende 2018 der Ausbau von fünf ehemaligen Stollen vorgesehen, die dann Forschern, der Tunnelbauindustrie und verschiedensten Einsatzorganisationen beste Forschungs- und Trainingsbedingungen bieten sollen. Das Land Steiermark, Wissenschafts- und Infrastrukturministerium sowie die Montanuniversität Leoben haben sich bereits im Vorjahr auf die jeweilige Finanzierung geeinigt, wie Vizerektorin Martha Mühlburger ausführte.

Das Land Steiermark beteiligt sich mit zwölf Millionen Euro. Landeshauptmann Franz Voves (SPÖ) sprach am Montag von einer „Riesenchance, nicht nur für die Montanuni, sondern für die Entwicklung der gesamten Region“.

Spatenstich möglicherweise im Herbst

Nach dem Abschluss der montanbehördlichen Verfahren und der Verhandlung mit der Bezirkshauptmannschaft Leoben sei der Spatenstich noch für den Herbst vorgesehen. Dann soll das Forschungszentrum in einer Reihe von Teilprojekten in Betrieb genommen werden.

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