Grazer Forscher: Autismus im Säuglingsalter erkennbar

Eines von 88 Kindern weist Schwächen in der sozialen Interaktion oder Kommunikation auf, leidet an Autismus. Autismus wird meist erst um das sechste Lebensjahr erkannt - Grazer Forscher sehen nun aber erste Hinweise auf späteren Autismus bereits im Säuglingsalter.

Wenn das Kleinkind nicht zurücklächelt, nicht auf Zurufe reagiert oder sich sprachlich auffallend langsam entwickelt, können das für Eltern erste Anzeichen auf eine mögliche Entwicklungsstörung sein. Diese wird oft erst im Kindergarten- oder Volksschulalter tatsächlich diagnostiziert.

Bei den Untersuchungen griffen die Forscher auf Videomaterial der Eltern zurück, die ihre Kinder am Wickeltisch oder bei den ersten Lauten gefilmt haben - also lange vor der Diagnosestellung.

„Bewegen sich und vokalisieren anders“

Grazer Forscher gehen dem Erscheinungsbild von Autismus im Säuglingsalter erstmals nach, und sie konnten dabei übereinstimmende Auffälligkeiten beobachten, erklärt der Grazer Physiologe und Neurolinguist Peter Marschik: „Das heißt, die Kinder bewegen sich anders, und die Kinder vokalisieren anders. Die Analyse der frühkindlichen Bewegungen ist eigentlich etwas, das nur von Experten durchgeführt werden kann und auch die Analyse der Vokalisationen, weil wir hier ja zigtausende Parameter untersuchen müssen.“

Frühere Erkennung - bessere Lerneffekte

Noch werde zwar im Grundlagenbereich geforscht, eine Praxisrelevanz wäre aber absehbar, sagt Marschik. Autismus sei nicht heilbar - neuere Studien würden aber zeigen, dass ein früher Therapiebeginn - etwa im Alter von zwei Jahren - bessere Lerneffekte ermögliche, sagt Peter Marschik: „Über intensive Verhaltenstherapie kann es soweit kommen, dass man zu einer verdünnten Symptomatik kommt, das bedeutet, dass Kinder die früher auffällig waren und mit Autismus diagnostiziert wurden, nicht mehr so deutlich erkennbar sind.“

Die Grazer Forscher hoffen, in absehbarer Zukunft ein Modell entwickeln zu können, das Eltern durch eine automatisierte Erkennung von Bewegungen oder Lautbildungen ihrer Säuglinge Verdachtsmomente liefert, um einen Kinderarzt aufzusuchen und - wenn nötig - möglichst früh mit der Therapie zu beginnen.

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