Wundenlecken in den Gremien

Am Tag nach der Landtagswahl ist für SPÖ und ÖVP Wundenlecken angesagt: Am Nachmittag beraten die Gremien, ob nach den erheblichen Verlusten vom Sonntag die rot-schwarze Zusammenarbeit fortgeführt wird.

Franz Voves

APA/Hans Klaus Techt

Debatte: Welche Folgen hat die Wahl?

Die SPÖ war am Sonntag um 9,1 Prozentpunkte auf 29,2 Prozent abgestürzt. Unter 30 Prozent wollte Landeshauptmann Franz Voves eigentlich ursprünglich zurücktreten - am Wahlabend selbst relativierte er seine Ansage allerdings und verwies auf die Gremien am Montag. Ein sattes Minus von 8,7 Prozentpunkten hat auch die ÖVP zu beweinen, die nun bei 28,5 Prozent liegt. Sowohl Voves als auch sein Landeshauptmann-Vize Hermann Schützenhöfer sprachen sich aber zuletzt für die Fortsetzung ihrer Kooperation aus - mehr dazu in Bleibt Voves? Konsequenzen nach Schlappe offen (news.ORF.at).

Ebenfalls noch am Montag wollen sich die Grünen mit dem Wahlergebnis beschäftigen - sie hatten ja leicht auf 6,4 Prozent zugelegt, damit aber das Ziel, zweistellig zu werden, verpasst. Nur inoffiziell am Montag will sich die KPÖ absprechen, das Landesparteisekretariat soll erst Mittwochnachmittag zusammentreten. Der große Wahlsieger, die FPÖ, macht am Montag traditionell blau - das Plus von 16,5 Prozentpunkten auf 27,1 Prozent will man Dienstagabend im Vorstand und Präsidium bejubeln.

Alle Ergebnisse, alle Daten

Insgesamt waren 964.665 Steirer in 287 Gemeinden aufgerufen, einen neuen Landtag zu wählen - bei der letzten Landtagswahl vor fünf Jahren waren es noch 542. Hier finden Sie alle Ergebnisse und Vergleichsdaten - mehr dazu in Alle Ergebnisse, alle Daten.

Ergebnis noch ohne Wahlkarten

Die Landtagswahl 2015 in der Steiermark am Sonntag gleicht einem politischen Erdbeben: Die beiden „Reformpartner“ SPÖ und ÖVP erlitten massive Verluste und liegen nur noch knapp vor der FPÖ - mehr dazu in SPÖ, ÖVP und FPÖ fast gleichauf. Im vorläufigen amtlichen Wahlergebnis sind die Wahlkarten noch nicht berücksichtigt. Die per Briefwahl und in „fremden“ Wahllokalen abgegebenen Stimmen werden erst am Montag ausgezählt. Nach Angaben der Landeswahlbehörde wurden in der Steiermark 65.696 Wahlkarten ausgegeben - das sind 6,8 Prozent der 964.665 Wahlberechtigten.

Die Reaktionen der Kandidaten und Parteien

Die Reaktionen in den Parteizentralen fielen naturgemäß unterschiedlich aus: Bei der FPÖ ist man hocherfreut, bei SPÖ und ÖVP ist Wundenlecken angesagt - mehr dazu in Spitzenkandidaten: Freude und Entsetzen, in Die Reaktionen der Landesparteien und in Die Reaktionen der Bundesparteien. An der Parteibasis von SPÖ und ÖVP ist man sich jedenfalls bewusst, dass beim Thema Asyl nachgeschärft werden muss - mehr dazu in Asyl: SPÖ- & ÖVP-Basis sehen Handlungsbedarf -, und die Sozialpartner setzen weiter auf die „Reformpartnerschaft“ - mehr dazu in Sozialpartner setzen weiter auf „Reformpartner“.

Wählerstromanalyse

ORF.at

„SPÖ und ÖVP noch nie so schlecht“

Der Politologe Peter Filzmaier analysierte das Wahlergebnis: Er sprach von dramatischen Veränderungen und einem historischen Tiefststand für SPÖ und ÖVP, die aber ihre Partnerschaft wohl fortsetzen würden - mehr dazu in Filzmaier: „SPÖ und ÖVP noch nie so schlecht“. Und die FPÖ ist die neue Arbeiterpartei, zumindest in der Steiermark: Laut einer ISA-Wahlbefragung gaben bei der Landtagswahl nicht weniger als 61 Prozent der Arbeiter den Freiheitlichen ihre Stimme - mehr dazu in Wahltagsbefragung: FPÖ neue Arbeiterpartei. Außerdem konnte die FPÖ fast drei Viertel ihrer Wähler von 2010 erneut mobilisieren - mehr dazu in FPÖ mobilisierte viele Stammwähler. Laut einer Analyse der FH Joanneum könnten auch die Gemeindefusionen mit dem Ergebnis etwas zu tun haben - mehr dazu in Die Auswirkungen der Gemeindefusionen.

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