Grazer Forscher widerlegen Fußball-Klischees

Innerhalb der europäischen Fußball-Ligen gibt es nicht so viele Unterschiede wie klischeehaft angenommen wird: Im direkten Vergleich stellten Grazer Sportwissenschaftler eine verstärkte Angleichung der Spielweisen fest.

Das Sportwissenschaftler-Trio Admir Kozlic, Norbert Schrapf und Markus Tilp an der Universität Graz verfolgte mit der Videokamera die Fußballspieler auf Schritt und Tritt, Kick und Pass. Dabei zeigte sich: „Tiki-Taka“ - das vor allem den Spanischen Kickern zugeschriebene Kurzpassspiel - oder „Kick und Rush“, wie es angeblich von den englischen Mannschaften bevorzugt wird, sind mittlerweile nur noch Klischee, aber längst nicht mehr nationale Spielertaktik.

Von England über Spanien bis Österreich

Kozlic - der neben seinem Studium der Sportwissenschaften als Konditionstrainer und Spielanalyst beim FC Olimpic Sarajewo arbeitet - verglich die Taktiken der jeweils höchsten Spielklassen von deutschen, englischen, italienischen, spanischen und österreichischen Fußballteams miteinander.

Dazu wertete er die Fußballmatches mit einer an der Universität entwickelten Computer-Software aus - diese Software speichert, klassifiziert und erfasst die Aktionen wie etwa Pässe und Torschüsse auch statistisch. Einzelne Aktionen können so spezifisch abgerufen werden, wodurch es möglich wird, die Technik und Taktik der Spieler zu ermitteln. „Die Auswertung der Daten gibt Aufschluss darüber, welche Spielzüge erfolgreich abgelaufen sind und warum“, erläuterte Markus Tilp, der bereits mehrere vom österreichischen Wissenschaftsfonds FWF geförderte Projekte zur Spielanalyse u.a. im Beachvolleyball und Handball geleitet hat.

„Tiki-Taka“ & „Kick and Rush“ sind Schall und Rauch

„Deutschlands Spieler gehen genauso oft in Zweikämpfe, wie die als ‚körperbetont‘ verrufenen Engländer“, resümierte Kozlic, und in Italien, das angeblich mehr Wert auf Verteidigung als auf Angriff legt, wurden laut dem gebürtigen Bosnier in der vergangenen Saison mehr Tore - es waren insgesamt 1.024 - als in den anderen untersuchten Liegen erzielt. Im „Tiki-Taka“-Land Spanien hätten in den untersuchten Spielen sogar weniger Pässe ihr Ziel erreicht als in England, Deutschland und Italien.

Ergebnis der zunehmenden Internationalisierung

Kozlic, der zurzeit seine Dissertation am Sportinstitut der Universität Graz verfasst, sieht den Grund für die verstärkte Angleichung der Technik und Taktik der einzelnen Mannschaften innerhalb Europas in der zunehmenden Internationalisierung auf dem Spieler- und Trainermarkt.

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