Trauma nach Amokfahrt: Von Rettung gekündigt

Ein Mitarbeiter des Grünen Kreuzes in Pöllau ist Augenzeuge der Amokfahrt in Graz geworden. Zwei Wochen später flatterte ihm die Kündigung ins Haus. Begründung: Er sei aufgrund seines Traumas nicht mehr arbeitsfähig.

Mehr als einen Monat ist es her, dass bei der Amokfahrt in der Grazer Innenstadt drei Menschen ums Leben kamen. 36 weitere wurden verletzt, zahlreiche Personen konnten sich in letzter Sekunde in Sicherheit bringen. Einige von ihnen kämpfen auch jetzt noch mit Schlafstörungen und Angstzuständen.

Schlafstörungen, Alpträume

Ein Mitarbeiter des Grünen Kreuzes im oststeirischen Pöllau kämpft noch mit den Folgen des Erlebten. Zwei Wochen nach der Amokfahrt wurde der Mann gekündigt - als Begründung wurde angegeben, dass die arbeitsbezogene gesundheitliche Eignung nicht gegeben sei. Aufgrund der Amokfahrt leide der Mann unter Schlafstörungen, Alpträumen und Angstzuständen.

Das Kündigungsschreiben

ORF.at

Das Kündigungsschreiben

Nach der Kündigung wandte er sich an die Arbeiterkammer. „Er hat mir geschildert, dass er am besagten Tag durch die Herrengasse gegangen ist. Das Auto ist auf ihn zugefahren. Er wäre tot“, sagte Josef Pesserl, Präsident der Arbeiterkammer Steiermark.

Widersprüchliche Aussagen über Krankenstand

„Er hat dann seinen Urlaub noch verbraucht, hätte sich eigentlich sofort krankmelden können, war aber der Meinung, das vergeht vielleicht wieder während seines Urlaubes. Am Ende des Urlaubes hat er aber festgestellt, dass es nicht geht, dann hat er sich krankgemeldet“, so Pesserl.

Dieses Element ist nicht mehr verfügbar

Grünkreuz-Mitarbeiter traumatisiert

Doris Beck-Zehetleitner hat in „Steiermark heute“ über den Fall berichtet.

Erich Rechberger, der Leiter der Regionalstelle des Grünen Kreuzes Pöllauer Tal, betonte, ihm liege nach wie vor keine Krankmeldung des Mitarbeiters vor. Als er nachtelefoniert habe, habe ihn sein Mitarbeiter nur angeschrien. Er habe aber prinzipiell kein Problem damit, den Mitarbeiter wieder einzustellen - dieser müsse sich nur entschuldigen.

Hoffnung auf Einigung

Auf eine Einigung hofft auch AK-Präsident Pesserl: „Das Grüne Kreuz Steiermark lebt nach dem Motto ‚Im Mittelpunkt unseres Handelns steht der Mensch‘. Wenn das so ist, dann würde ich an den Arbeitgeber Grünes Kreuz Steiermark appellieren, diesen Mitarbeiter wieder einzustellen und die Kündigung wieder zurückzunehmen.“

Die Stadt Graz richtete eine zentrale Anlaufstelle für die Opfer und Betroffenen der Amokfahrt ein: Sie soll helfen, die psychosozialen, therapeutischen, juristischen und finanziellen Ansprüche zu klären - mehr dazu in Nach Amokfahrt: Anlaufstelle bleibt aufrecht (12.7.2015).

Links: