Antidiskriminierungsstelle: Alter bringt Nachteile
2012 waren der Antidiskriminierungsstelle Steiermark 15 Fälle gemeldet worden, 2014 waren es bereits 62. Seit 2012 stieg der Anteil von 3,53 Prozent aller Beschwerden aufgrund des Diskriminierungsgrundes Alter auf 10,15 Prozent (2014).
Muster immer gleich
Das Muster sei immer dasselbe, schilderte die Leiterin der Antidiskriminierungsstelle, Daniela Grabovac. Das gelte beispielsweise für Kredite ebenso wie für Ratenzahlungen. „Einer 67-jährigen Pensionistin wurde ein Kleinstkredit verwehrt, ein Elektrogroßmarkt verweigerte einem 70-jährigen Pensionisten die in der Werbung angepriesene zinsenlose Ratenzahlung für ein TV-Gerät. Bei einer 65-Jährigen wurde mit dem Geburtstag der Überziehungsrahmen auf null gestellt“, so Grabovac.
„Zahlen sind alarmierend“
Dreimal seit 2011 sei die Novellierung des Gleichbehandlungsgesetzes gescheitert, zuletzt im März 2015, sagte Grabovac und meinte weiter: „Die Zahlen von Altersdiskriminierung in der Steiermark sind alarmierend für ganz Österreich. Seniorinnen und Senioren bilden derzeit 20 Prozent unserer Gesellschaft und haben nicht dieselben Rechte wie die restliche Bevölkerung. Das muss dringend geändert werden.“
Offener Brief an Frauenministerin
Die Leiterin schickte am Donnerstag einen offenen Brief an Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) und schrieb darin: „Beziehen Sie dies in den Überlegungen, Argumentationen und politischen Diskussionen mit ein, denn wir werden alle älter und könnten selbst aufgrund des Alters früher oder später diskriminiert werden.“ Ältere Menschen seien die Leidtragenden der noch nicht vollzogenen Novellierung des Gleichbehandlungsgesetzes.
Forderung: Alter mitdiskutieren
Das Gleichbehandlungsgesetz sieht derzeit für ältere Menschen nur einen Schutz im Arbeitsleben vor, nicht aber in den Bereichen Wohnung und Dienstleistungen. Grabovac forderte von Heinisch-Hosek einen nächsten Anlauf, bei dem neben der Diskriminierung wegen sexueller Orientierung auch das Alter mitdiskutiert werden soll, sagte sie.
Seniorenbund: Bedürfnisse verstehen lernen
„Die Diskriminierung aufgrund des Alters muss in allen Bereichen von Gesellschaft und Wirtschaft beendet werden“, so Gregor Hammerl, Bundesobmann-Stellvertreter des Österreichischen Seniorenbundes und Landesobmann des Steirischen Seniorenbundes, in einer Reaktion. „Gesellschaft wie Wirtschaft müssen lernen, sich auf die neue Altersstruktur in Österreich einzustellen. Wollen sie erfolgreich zusammenwirken, müssen sie die Bedürfnisse der Seniorinnen und Senioren verstehen lernen.“
Initiative für Kredite
Der Steirische Seniorenbund habe aufgrund zahlreicher Mitglieder-Beschwerden zu konkreten Problemen mit Banken schon zu Jahresbeginn eine Initiative gestartet, so Hammerl. Eine Banken-Zusammenarbeit in Hausmannstätten vergebe auch Kredite an die ältere Generation. Der älteste Kreditnehmer sei 82 Jahre alt gewesen, das durchschnittliche Kreditvolumen bei 13.000 Euro gelegen.