Flüchtlingsquartiere: Durchgriffsrecht fruchtet

Seit einer Woche gilt in Österreich das Durchgriffsrecht bei der Unterbringung von Flüchtlingen - und allein die Androhung dessen dürfte Wirkung zeigen: Mittlerweile haben sich die Quartiersangebote beim Land verdoppelt.

Bis vor kurzem gingen pro Woche bei der zuständigen Fachabteilung des Landes durchschnittlich zehn Angebote für Flüchtlingsquartiere ein - seit gut zwei Wochen seien es rund 20.

Flüchtlingskoordinator auf „Werbetour“

Das dürfte zwei Gründe haben: Zum einen wollen die Gemeinden verhindern, dass der Bund von seinem Durchgriffsrecht Gebrauch macht, zum anderen wirbt auch der Flüchtlingskoordinator des Landes, Kurt Kalcher, auf der ständigen Suche nach neuen Quartieren in den steirischen Bezirken bei Bürgermeisterkonferenzen und Gesprächen mit Polizei, Feuerwehr, Rotem Kreuz und Caritas um Verständnis und Unterstützung.

Quartier für minderjährige Flüchtlinge

APA/Herbert Neubauer

Seit rund zwei Wochen bekommt das Land wöchentlich rund 20 Angebote für Flüchtlingsquartiere

Am Mittwoch ist der Bezirk Murau an der Reihe, danach folgt der Bezirk Murtal: „Wir haben beinahe sämtliche Bezirkshauptmannschaften bereist, und wir haben eine außerordentlich positive Resonanz, die sich auch in dem Ergebnis niederschlägt, dass wir Quartiere hereingemeldet bekommen“, so Kalcher. So gingen etwa erst am Dienstag bei der Fachabteilung des Landes fünf Quartiersangebote aus der Gemeinde St. Peter Freienstein im Bezirk Leoben ein.

„Je kleiner, desto besser“

Sehr oft handle es sich um leerstehende Gasthäuser, Privatquartiere oder auch Bordelle, heißt es beim Land, das die gemeldeten Quartiere dann auf bestimmte Standards hin überprüft. Wie viele Flüchtlingsquartiere es derzeit insgesamt in der Steiermark gibt, will Kut Kalcher nicht sagen - es handle sich aber um eine Zahl im dreistelligen Bereich: „Das sind nach unserer steirischen Strategie kleinere Quartiere so ab zehn bis maximal 60, 70 Personen. Je kleiner, desto besser, weil dadurch die Integration erfolgreicher ist.“

Ehemalige Gemeindeämter meist weniger geeignet

Gemeindeigene Gebäude wie zum Beispiel leerstehende Gemeindeämter oder Bezirksgerichte werden nur vereinzelt angeboten - sie sind laut Kurt Kalcher auch weniger geeignet, weil hier oft die entsprechenden Sanitäranlagen wie Duschen fehlen würden und ein Umbau meist zu teuer wäre. Dennoch gibt es auch diese Angebote, wie zum Beispiel das ehemalige Gemeindeamt des Trofaiacher Ortsteils Gai - hier will Bürgermeister Mario Abl (SPÖ) ab November 30 minderjährige unbegleitete Burschen zwischen 14 und 18 Jahren unterbringen.