Flüchtlinge: Bevölkerung hat Angst

An den Grenzübergängen Spielfeld und Bad Radkersburg herrschen teils chaotische Zustände - in der Bevölkerung wächst der Unmut. Menschen haben Angst um Beruf und Leben. Es gibt aber auch Verständnis für die Flüchtlinge.

Da am Freitagvormittag kaum Busse zur Verfügung gestellt werden konnten, um Flüchtlinge von der Grenze weiterreisen zu lassen, machten sich Tausende von Spielfeld aus selbstständig auf den Weg. Anders die Situation in Bad Radkersburg: Hier warteten die Menschen am Freitag auf Busse - mehr dazu in Tausende warten auf Züge.

Die Menschenmassen, die einerseits die Bundesstraße B 67 blockieren und andererseits teilweise selbstständig durch Spielfeld-Straß und andere Gemeinden spazieren, sorgen für immer größere Angst bei der Bevölkerung.

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Viele Flüchtlinge machen sich zu Fuß auf den Weg Richtung Norden. Das sorgt in der Bevölkerung für Angst. Einige Spielfelder besorgen sich zum Selbstschutz Waffen.

Einerseits fürchten die Spielfelder um ihre Jobs, da die Wirtschaft derzeit stark in Mitleidenschaft gezogen wird, andererseits fürchten sie auch um ihr Leben, da sie die Flüchtlinge nicht einschätzen können. Einige Südsteirer legen sich daher Bewaffnung zu.

Spielfelder Wirt: „Mussten Pfefferspray einsetzen“

In Spielfeld selbst herrscht eine surreale Stimmung: Hunderte erschöpfte und desorientierte Menschen irren umher, und sie stellen die immer gleichen Fragen: „Train station? Speak Arabic? Germany, where?“ - mehr dazu in Spielfeld: „Jetzt sam mir Nickelsdorf“.

Karl Sterner betreibt ein Gasthaus in der Nähe des Grenzübergangs - und auch er berichtet von chaotischen Erlebnissen: „Ich war jedes Mal ruhig, hab’ mich nicht beschwert, wir haben am Donnerstag extra noch aufgesperrt, aber das war eine Katastrophe - da mussten wir Pfefferspray einsetzen, weil sie erdrücken dich.“

„Fast so etwas wie Notwehr“

Eine freiwillige Helferin, die namentlich nicht genannt werden möchte, führt das Verhalten der Flüchtlinge vor allem auf die mangelhafte Infrastruktur im Transitlager zurück: Es gebe weiterhin zu wenig beheizbare Zelte, hunderte Menschen hätten daher die eiskalte Nacht im Freien verbringen müssen - mehr dazu in Flüchtlinge: Lage in Spielfeld weiter chaotisch.

„Wenn sie es warm haben, und wenn sie merken, sie bekommen Kleider, dann ist einmal der erste Druck, die erste Angst draußen. Es sind sehr viele unterkühlte Leute hier, und wir haben für sie keine Decken, keine Schuhe, wir haben nichts für sie - und da steigt natürlich der Unmut. Ich denke, wenn sie durchbrechen, dann ist es fast so etwas ähnliches wie Notwehr“, so die Helferin.

Flüchtlinge vermuten Deutschland viel näher

Spricht man mit den Flüchtlingen, dann hört man, dass sie ihr Ziel Deutschland viel näher vermuten; zudem haben sie Angst vor einer Registrierung, weil sie glauben, dass sie dadurch in Österreich bleiben müssen - daher wollen viele den Kontakt mit den Behörden vermeiden und ziehen lieber auf eigene Faust los.

Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP) sprach am Donnerstag bei einem Besuch in Spielfeld von einer „unannehmbaren Situation“, Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) forderte einen besseren Schutz der EU-Außengrenzen - mehr dazu in Mikl-Leitner in Spielfeld: „Festung Europa bauen“ - und erntete dafür am Freitag Kritik von Verteidigungsminister Gerald Klug (SPÖ) - mehr dazu in Flüchtlinge: Klug kritisiert Mikl-Leitners Wortwahl.

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