Grazer Franz-Nabl-Preis für Marlene Streeruwitz

Marlene Streeruwitz hat heuer den Franz-Nabl-Preis, den höchstdotierten Literaturpreis der Stadt Graz, erhalten - laut Jurybegründung für ihr „unablässiges Ringen um eine genuin weibliche Sprache“.

Der mit 14.500 Euro dotierte Franz-Nabl-Preis wird seit 1975 alle zwei Jahre vergeben. Zu den bisherigen Preisträgern zählen u.a. Josef Winkler, Norbert Gstrein, Herta Müller, Barbara Frischmuth und zuletzt Florjan Lipus.

Streeruwitz vertritt laut Jury „einen dezidiert feministischen Standpunkt, der Teil eines umfassenden politischen Engagements ist. Mutig und kompromisslos bezieht sie immer wieder Stellung zu Grundsatzfragen von Politik, Gesellschaft und Kultur, mischt sich vielfach aber auch in tagespolitische Angelegenheiten ein“.

„Unablässiges Ringen um genuin weibliche Sprache“

„Ihr Werk versteht sich als unablässiges Ringen um eine genuin weibliche Sprache, im Wissen darum, dass das männlich geprägte System der Sprache nicht einfach aufzubrechen und zu ersetzen ist. Dennoch ist es ihr gelungen, vor allem mittels einer höchst eigenwilligen Zeichensetzung (Stichwort: der Punkt als Würgemal) einen unverwechselbaren Sprachduktus zu etablieren, der jeden ihrer Texte kennzeichnet“, so die Jury weiter.

Schon früh vielfach ausgezeichnet

Streeruwitz wurde am 28. Juni 1950 in Baden bei Wien geboren, ab 1986 trat sie mit literarischen Veröffentlichungen und als Verfasserin von Hörspielen in Erscheinung. Die Uraufführungen von „Sloane Square.“ und „Waikiki-Beach.“ am Kölner Schauspielhaus brachten ihr 1992 den Titel „Nachwuchsautorin des Jahres“ der Zeitschrift „Theater heute“ ein. 1996 erschien ihr erster Roman „Verführungen.“, der ihr den Mara-Cassens-Preis einbrachte. Im Jahr darauf folgte „Lisa’s Liebe.“, ein dreibändiger „literarischer Groschenroman“ über eine Frau auf der Suche nach der großen Liebe.

Streeruwitz widmete sich in der Folge zunehmend dem Prosa-Schreiben - u.a. erschienen der Roman „Nachwelt.“ (1999), die Erzählung „Majakowskiring.“ (2000) und die Romane „Partygirl.“ (2002) und „Jessica, 30.“ (2004). In „Die Schmerzmacherin.“ (2011) absolviert eine junge Frau eine Ausbildung zur Angestellten eines internationalen Sicherheitsunternehmens, wird aber mit beinharten Trainings und undurchschaubaren Vorgängen konfrontiert, denen sie sich nicht gewachsen fühlt.

Marlene Streeruwitz

APA/Georg Hochmuth

2014 landete sie mit „Nachkommen.“ einen literarischen Coup: In dem Buch reist die für den Buchpreis nominierte Protagonistin Nelia Fehn mit ihrem Debüt-Roman „Die Reise einer jungen Anarchistin in Griechenland“ nach Frankfurt, wo sie tiefe Einblicke in die Literaturbetriebsmaschinerie erhält - „Nachkommen.“ schaffte es immerhin auf die Longlist - mehr Ironie geht wohl kaum.

Link: