Spielfeld: Erneut Tausende Neuankünfte

Auch am Donnerstag herrschte am Grenzübergang Spielfeld ein stetes Kommen und Gehen: Tausende Flüchtlinge kamen an und wurden weitertransportiert. Bei einem Handgemenge wurde ein Polizist verletzt.

Donnerstagabend befanden sich über 4.000 Flüchtlinge am Grenzübergang Spielfeld - ihr Weitertransport in Bussen und Sonderzügen ist laut Polizeisprecher Wolfgang Braunsar im Laufen. Der Druck ist aber groß: Laut Auskunft der slowenischen Polizei halten sich im Aufenthaltszentrum in Sentilj 3.400 Flüchtlinge auf, und weitere 2.000 Flüchtlinge sind im „Niemandsland“ - die Bemühungen der Polizei und des zentralen Transportmanagements gehen dahin, im Verlauf der Nacht so viele Personen wie möglich in Notunterkünfte zu bringen. In Bad Radkersburg befinden sich rund 800 Flüchtlinge, die Weiterfahrt funktioniert reibungslos.

Polizist bei Handgemenge leicht verletzt

Prinzipiell sei die Lage an der Grenze ruhig, der Transport der Flüchtlinge verlaufe laut Braunsar geordnet. Am Nachmittag kam es in Spielfeld allerdings unter den Flüchtlingen zu einem Handgemenge - ein Polizist griff schlichtend ein und wurde dabei durch einen Faustschlag ins Gesicht leicht verletzt; der Angreifer wurde festgenommen.

Mittwochabend hatten etwa 3.500 Menschen versucht, über die B67 nach Österreich zu gelangen - zu diesem Zeitpunkt hielten sich insgesamt über 6.000 Menschen in der Erstversorgungsstelle in Spielfeld auf - mehr dazu in Flüchtlinge: Spielfeld wieder an Kapazitätsgrenze.

Rund 2.000 Flüchtlinge wurden dann noch in den Abendstunden in Notunterkünfte in Graz und in anderen Bundesländern gebracht, der Rest verbrachte die Nacht auf Donnerstag an der Grenze, 300 davon im Freien - das wäre aber laut Polizeisprecher Wolfgang Braunsar deren Entscheidung gewesen: „Viele glauben, dass sie ihren Platz in den Bussen verlieren, wenn sie in den Zelten schlafen“, so der Beamte. Diesen Personen habe man Isolierdecken gegen die nächtliche Kälte zur Verfügung gestellt.

300 Personen medizinisch versorgt

Rund 300 Personen mussten am Donnerstag in Bad Radkersburg und in Spielfeld medizinisch versorgt werden: „Verkühlungen, Kreislaufschwächen, viele Menschen sind geschwächt, einigen war schwindlig. Wir hatten auch einige Diabetiker“, so Rot-Kreuz-Sprecher August Bäck. Vier Transporte in Krankenhäuser mussten durchgeführt werden: „Bei zwei Kinder mussten wir den Gesundheitszustand näher abklären lassen, bei einer Person wurde eine Wunde genäht. Weiters wurde eine gynäkologische Untersuchung gemacht“.

Die Dolmetscher hätten vor allem im Sanitätsbereich alle Hände voll zu tun: „Diabetiker zum Beispiel brauchten Medikamente - da ist man sehr gefordert als Übersetzer beim Erläutern, dass eine Arznei praktisch die gleiche ist wie jene, welche die Patienten sonst kennen - sie heißt hier eben anders“, schildert Bäck.

Keine schweren Notfälle

Beim Roten Kreuz wandte man sich gegen die auf Online-Plattformen offenbar bewusst gestreuten Gerüchte: „Anders als dort behauptet gab es keine schweren Notfälle“, so Bäck. Die flüchtenden Menschen seien geschwächt, die Strapazen wirkten sich besonders bei Kindern, älteren Personen oder schwangeren Frauen aus. „Herzinfarkte oder schwerste Verletzungen oder gar Geburten wurden keine registriert“, sagte Bäck.

Dieses Element ist nicht mehr verfügbar

Menschen zwischen den Grenzen

Hinter jedem Flüchtling steht ein Schicksal. ORF-Steiermark-Reporter Gernot Frischenschlager hat mit einigen gesprochen.

Überhaupt brodelt die Gerüchteküche: Zahlreiche Gerüchte über Ausschreitungen, Diebstähle, Verletzte und sogar Seuchen machen die Runde. Bei näherer Betrachtung bleibt davon aber nicht viel über - mehr dazu in Flüchtlinge: Zwischen Gerüchten und Wahrheit.

Faymann: „Keine Zäune an den Grenzen“

Unterdessen geht die Debatte über die „besonderen baulichen Maßnahmen“ am Grenzübergang Spielfeld geht weiter: Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) stellte in der ZIB2 am Mittwoch klar, dass es keine Zäune zu Slowenien geben werde.

Faymann: „Keine Zäune an den Grenzen“

Das Interview ist auch in voller Länge zu sehen - mehr dazu in tvthek.ORF.at.

Der Bundeskanzler widersprach damit Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP), die sehr wohl von Zäunen gesprochen hatte - mehr dazu in Mikl-Leitner plant „bauliche Maßnahmen“. Mikl-Leitner solle Vorschläge vorlegen, meinte Faymann. Zäune würden das Problem nicht lösen, es gehe darum - in Absprache mit Deutschland -, die Kontrollen zu verbessern.

Anderer Ansicht ist der Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP): Er fordert angesichts der Flüchtlingsströme, man müsse „die Grenze zu Slowenien dicht machen, so gut das möglich ist“ - mehr dazu in Flüchtlinge: Nagl will „Grenze dichtmachen“.

Link: