Voitsberg: Kraftwerks-Sprengung schlug fehl

Sonntagnachmittag hätten die restlichen Bauwerksteile des Kraftwerks Voitsberg gesprengt werden sollen. Die Sprengung schlug allerdings fehl. Nun wird nach der Ursache für die misslungene Sprengung gesucht.

Rund 1.700 Sprengladungen mit insgesamt 666 Kilogramm Sprengstoff sollten Sonntagnachmittag gezündet werden. Warum die Sprengung fehlschlug war Montagvormittag noch nicht bekannt.

Zwei Teile der Anlage, Stiegenhausturm und Mittelbau, wurden wie geplant gesprengt. Beim Kesselhaus ging offensichtlich etwas schief. „Ein Teil steht noch. Wir müssen jetzt versuchen herauszufinden, woran das liegt“, sagte PORR-Konzernsprecherin Sandra Bauer. Bundesheer und Sachverständige suchen nach der Ursache.

Dieses Element ist nicht mehr verfügbar

Sprengung des ÖDK Voitsberg

Um 15.30 Uhr wurde mit der Sprengung des Kraftwerks in Voitsberg begonnen. Das Mittelgebäude blieb schwer beschädigt stehen.

Am Montag wird zu diesem Zweck mit mechanischen Aufstiegshilfen - das sind laut Bundesheer hydraulische Hebekörbe - jede einzelne Sprengstelle begutachtet. Man will damit herausfinden, warum der Sprengstoff nicht die erwartete Wirkung erreicht hat. Erst dann können Angaben über die Ursache für die fehlgeschlagene Sprengung gemacht werden.

Beim Kesselhaus nur ein Stahlträger durchtrennt

Die Sprengung sei von Experten des Bundesheers nach bestem Wissen und Gewissen vorbereitet worden, es seien die besten am Markt erhältlichen Zünder und der beste Sprengstoff verwendet worden, alle erforderlichen sprengtechnischen Maßnahmen seien mehrfacht überprüft worden, sagte Christian Fiedler, Sprecher des Militärkommandos Steiermark.

Die Ursache für das Versagen sei völlig offen, man werde sich nun die Situation im nicht gesprengten Trakt direkt anschauen. Der sprengtechnische Leiter begab sich laut Aussendung des Militärkommandos Steiermark mit seinen Fachleuten zum Sprengobjekt und begann sofort mit ersten Überprüfungen. Nach diesen Erkenntnissen wurden die Objekte Verkehrsturm sowie der Mittelbau planmäßig zum Kippen gebracht. Beim Sprengobjekt Kesselhaus wurde nur ein Teil der Stahlstützen durchtrennt.

Betreten des Gebäudes wäre lebensgefährlich

Eine genaue Aussage über die Ursachen der Nichtdurchtrennung der verbliebenen Stahlträger könne erst nach einer genaueren Besichtigung erfolgen, so das Militärkommando Steiermark. Beim Gebäude bestehe wegen der vorangegangenen Sprengwirkung kein Zugang, um diese Besichtigung derzeit durchführen zu können. Ein Betreten des Gebäudes wäre derzeit lebensgefährlich, am Montag soll mittels technischer Aufstieghilfen die Begutachtung durchgeführt werden.

Keine Gefahr für Bevölkerung

Für die Zivilbevölkerung bestehe keine Gefahr, es seien alle im Kraftwerk angebrachten Sprengladungen detoniert. Wann es zu einer weiteren Sprengung kommen wird steht derzeit nicht fest, laut Bundesheer sind für eine Sprengung genaue Planungen und Vorlaufzeiten erforderlich.

ORF-Radio-Steiermark Reporter Christian Prates berichtet aus Voitsberg von der Sprengung

Dieses Element ist nicht mehr verfügbar

Nur ein Stumpf sollte übrig bleiben

Die Sprengung des 100 Meter hohen Kesselhauses, des Mittelbauses und des Stiegenhausturms Sonntagnachmittag sollte der Anfang vom endgültigen Ende des Kraftwerks sein und hätte lediglich zehn Sekunden dauern sollen. Nach der Sprengung sollte vorerst ein rund 25 Meter hoher Stumpf übrigbleiben, der dann in den nächsten Wochen und Monaten herkömmlich abgebrochen werden sollte.

Spätestens im Juni 2016 soll dann nichts mehr an das Kraftwerk erinnern. Für die ausführende Baufirma Porr und den Sprengdienst des Bundesheeres bedeutete die geplante Sprengung des Kraftwerks eine logistische und technische Meisterleistung - mehr dazu in Kraftwerk Voitsberg: Letzte Sprengungen (3.11.2015).

Nicht die erste Panne beim Rückbau des Kraftwerks

Das Dampfkraftwerk Voitsberg wurde von 1938 bis 1941 errichtet, mit Braunkohle aus der Umgebung befeuert und bis 1983 ständig ausgebaut. 2006 erfolgte aus Kostengründen die Stilllegung, seit 2013 wurde es rückgebaut. Es prägte also mehr als 70 Jahre das Bild der Region Voitsberg, das sich zum ersten Mal im August dieses Jahres stark veränderte, als der 180 Meter hohe Kamin kontrolliert zu Fall gebracht wurde, dabei kam es zur ersten Panne beim Rückbau des Kraftwerks - mehr dazu in „Schiefer Turm von Voitsberg gefallen“ (8.8.2015).