Voitsberg: „Neustart“ nach Sprengung

Nach der missglückten Kraftwerk-Sprengung wird die neue Planung rund drei Wochen dauern. Das Militärkommando Steiermark spricht von einem „Neustart“ der Planungen. Von der Wirtschaftskammer kommt herbe Kritik.

Nach der misslungenen Sprengung des Kraftwerks in Voitsberg hat das Bundesheer am Montagnachmittag eine erste mögliche Erklärung für das Scheitern abgegeben. Militärsprecher Christian Fiedler meint, es könnte sein, dass sich die 666 Kilogramm Sprengstoff gegenseitig behindert haben, da sie im Tausendstelsekunden-Bereich hintereinander gezündet wurden.

Drohnen untersuchen Sprengstellen

Man vermutet, dass herumfliegende Teile die Sprengladungen weggeschleudert haben könnten, weshalb die Stahlträger nicht zusammengebrochen sind. Eine exakt zeitgleiche Zündung wäre allerdings auch keine Option gewesen, da die Sprengstoffmenge sonst alle Fensterscheiben in der Umgebung zerbersten hätte lassen, so Fiedler. Ob das Kraftwerk nun gesprengt oder anders abgetragen wird, ist noch nicht geklärt.

Am Montagvormittag waren Drohnen beim Kesselhaus des Kohlekraftwerkes Voitsberg in der Luft. Sie haben erkundet, welche Bereiche von den Experten betreten werden können. Da die Sprengung des Kraftwerkes am Sonntag gescheitert ist, galt das Betreten des Hauses seither als lebensgefährlich - mehr dazu in Kraftwerk-Sprengung schlug fehl.

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Sprengung des ÖDK Voitsberg

Das Kraftwerk in Voitsberg trotzte mehr als 600 Kilogramm Sprengstoff. Die Sprengung wurde von tausenden Interessierten mitverfolgt.

Zusätzlich wurden die Fachleute in Teleskophebekörben außen am Gebäude hochgebracht, um festzustellen, warum die detonierten Sprengsätze nicht die erwünschte Wirkung erzielten. Am Nachmittag soll es erste Erkenntnisse geben, sagte Christian Fiedler vom Militärkommando Steiermark.

Ungelöste Frage: Wer trägt Kosten?

„Wir müssen nun ein neues statisches Gutachten erstellen“, erklärte der Offizier. In dieses würden die entstandenen massiven Verformungen eingerechnet. Durch die weitere Schwächung der Statik sei die konzeptionelle Planung wieder komplett neu aufzustellen. Gewissheit gibt es hingegen darüber, dass alle platzierten Sprengpakete detonierten.

Von Anrainern wahrgenommener Lärm komme von großen Teilen, die in den Stunden nach der Sprengung hinunterfielen, nicht von angeblich verspäteten Zündungen. Ungewissheit herrsche aber noch über die Frage, wer die Kosten trage. Die Verträge zwischen dem Bundesheer und der Porr würden erst geprüft. Fix sei aber: „Was wir begonnen haben, bringen wir auch gemeinsam zu Ende“, so Fiedler.

Kritik von Sprengungsunternehmen

Am Montag wurde Kritik aus den Reihen der steirischen Sprengungsunternehmen laut: „Das Bundesheer kann vieles sehr gut. Aber in diesem Fall hätte man echte Sprengprofis ans Werk gehen lassen müssen“, teilte Wirtschaftskammer-Berufsgruppensprecher Richard Isele in einer Aussendung mit.

Der Fehler an der missglückten Sprengung liege in der Abwicklung: „Das Gebäude wäre mit mehreren Teilsprengungen anstelle einer Sprengung sicher eingestürzt. Das Hauptproblem bei solchen Tätigkeiten ist die Erfahrung. Die hat das Bundesheer, glaube ich, auch nicht. Das Bundesheer sollte davon, glaube ich, eher die Finger lassen.“ Isele forderte nun eine Ausschreibung an den Bestbieter.

Bei der Sprengung am Sonntag war es zu einer Panne gekommen: Während Stiegenhausturm und Mittelbau wie geplant umfielen, blieb das Kesselhaus trotz mehrerer Hundert Kilogramm Sprengstoff stehen. Der Abriss der drei Gebäude sollte die Endphase des mehrjährigen Rückbaus des Kraftwerks darstellen. Schon im August war es zu einer Panne beim rund 180 Meter hohen Schlot gekommen, der nach einer Beschädigung am Fundament schief stand und danach mit Roboterbaggern abgerissen werden musste.