Missstände: Tierschützer zeigen Schlachthöfe an

Der Verein gegen Tierfabriken (VGT) hat acht steirische Schlachthöfe angezeigt. Der Verein wertete anonymes Videomaterial aus und stellte laut eigenen Angaben massive Missstände bei den Schlachtungen fest.

Die Tierschützer sprechen vom Schlachthofskandal Österreich. 3.000 Stunden anonymes Material, das die Arbeit in den Schlachthöfen zeigt, wurde ausgewertet. Es betrifft den Zeitraum Jänner bis Oktober 2015, die angeprangerten Zustände in den Schlachthöfen sind also aktuell.

Schlachthof Missstände VGT

Verein gegen Tierfabriken

Tierschützer zeigen die Missstände in einem der steirischen Betriebe auf

Tiere mit Elektroschocker gequält

Laut David Richter vom Verein gegen Tierfabriken, sind in der Steiermark an acht Standorten anhand von Videomaterial Gesetzesübertretungen beweisbar: „Man sieht dort teilweise massive Tierquälereien, mit Elektroschocker, Zustände die erschreckend sind.“ Im Videomaterial, das der Verein gegen Tierfabriken VGT auch auf seiner Homepage online gestellt hat, ist etwa zu sehen, wie Schlachthofmitarbeiter Tiere beim Abladen - oder in den Treibgängen - permanent massiv mit Elektroschockruten bearbeiten, obwohl das nur in Ausnahmefällen geschehen sollte. Zu sehen sind auch einzelne Tiere, die bei der Schlachtung nicht ordnungsgemäß betäubt waren, vermutlich weil der Zeitdruck zu groß ist, vermuteten die Tierschützer.

Verwaltungs- und strafrechtliche Anzeigen

Der VGT zeigte alle acht ausgewerteten Schlachthöfe bei den Verwaltungsbehörden an, ein bis zwei sollen sogar strafrechtlich angezeigt werden, sagte David Richter: „Es gibt sehr viele Verantwortliche. Die Schlachthofbesitzer müssen ihren Betrieb umstrukturieren und die Arbeiter anders kontrollieren oder einsetzen. Die Veterinärbehörden, die einfach besser kontrollieren müssen, die Fleischabnehmer, die überlegen müssen, ob sie diese Fleischmengen zu diesem günstigen Preis wirklich unbedingt haben müssen oder ob es möglich wäre, mehr an den Tierschutz zu denken und bessere Abläufe zu garantieren und die Konsumenten, die darauf achten müssen, woher das Fleisch kommt, das sie kaufen.“

Eine konstruktive Reaktion auf das Aufdecken bundesweiter Missstände in Schlachthöfen hat der VGT von einem Schlachthof in Kärnten, dort habe man Fehler eingestanden und Verbesserungen zugesagt.

Grüne: „Untragbare Zustände“

Die steirischen Grünen sahen am Dienstag im Zusammenhang mit den Missständen in den Schlachthöfen die Politik gefordert. Diese Ergebnisse müssten ein Handlungsauftrag an Tierschutz-Landesrat Jörg Leichtfried (SPÖ) und Agrar-Landesrat Johann Seitinger (ÖVP) sein, forderte der Grüne Landtagsklubobmann Lambert Schönleitner: „Diese Zustände sind untragbar.“ Oberste Priorität müsse zu allererst „eine Intensivierung der Kontrollen durch die Behörden sein“, sagte Schönleitner. Aber auch die Bundesregierung müsse handeln und sich auf EU-Ebne für eine schärfere Schlachtverordnung einsetzen. Klar sei auch, dass diese aufgedeckten Missstände den vielen Landwirten schaden, die artgerecht und ökologisch produzieren würden, sagte Schönleitner.

Tierschutzlandesrat fordert harte Konsequenzen

Der steirische Tierschutzlandesrat Jörg Leichtfried (SPÖ) reagierte am Dienstag auf die veröffentlichten Missstände: „Vorfälle, wie sie der VGT angezeigt hat, sind selbstverständlich auf das Schärfste abzulehnen und zu verurteilen. Den Vorwürfen ist von den zuständigen Stellen sofort nachzugehen und gegebenenfalls müssen harte, wenn nötig auch strafrechtliche Konsequenzen gezogen werden“, sagte Leichtfried. Er appellierte aber auch an das generelle Kaufverhalten der Menschen: „Bewusstes Einkaufen kann Tierleid verringern.“

In Zukunft werde es notwendig sein, sowohl die externen, als auch die betriebsinternen Kontrollmechanismen noch besser zu machen. Eine Entwicklung wie etwa in Deutschland, wo Großschlachthöfe unter erbärmlichen Bedingungen für Mensch und Tier „Fabriksfleisch“ produzieren, wolle er in der Steiermark definitiv nicht, sagte Leichtfried.

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