Flüchtlinge: Großquartier in Leibnitz geplant?

Ein ehemaliges Hotel in Leibnitz könnte zur Unterbringung von bis zu 300 Flüchtlingen herangezogen werden. In einem offenen Brief an die Innenministerin warnt der Leibnitzer Bürgermeister nun vor einem Flüchtlingsghetto.

Rund 950 Menschen wohnen in Seggauberg, das seit den Gemeindefusionen zu Leibnitz gehört, und wenn die angeblichen Pläne des Innenministeriums tatsächlich umgesetzt werden, sollen hier jetzt 200 bis 300 Asylwerber dazukommen. Konkret geht es um das insolvente Hotel „Hasenwirt“: Investoren aus der Region wollen es kaufen und an das Innenministerium als Flüchtlingsunterkunft vermieten.

„Flüchtlingsghetto“

Bürgermeister Helmut Leitenberger (SPÖ) lehnt das Projekt nicht nur aufgrund seiner Dimension entschieden ab - in einem offenen Brief an Innenministerin Johann Mikl-Leitner (ÖVP) weist er darauf hin, dass die Lage in einer „von einsamer Dorfidylle geprägten Landschaft, ohne Infrastruktur“ völlig ungeeignet sei. „Wie sollen die Leute zum Einkaufen kommen? Wo gehen sie hin? Sie werden sich nur dort aufhalten, und wenn man die Beispiele Leoben, Innsbruck und Gleisdorf sieht, wie es dort läuft, dann ist vorprogrammiert, was dort oben passiert“, sagt Leitenberger.

Aus diesem Grund nimmt der Leibnitzer Bürgermeister auch das sehr harte Wort „Flüchtlingsghetto“ in den Mund: „Die Größenordnung ist einfach so. Die Quartiere in Leibnitz haben maximal 48 Bewohner, im Schnitt sind wir bei 20 bis 30 - das ist überschaubar, damit können wir umgehen, da gibt es viele Ehrenamtliche, die das machen. Das ist auch vollkommen in Ordnung, wir haben immer wieder geholfen.“ Etwa an den anfänglichen Spielfelder Chaostagen, wo kurzfristig 1.500 Transitflüchtlinge untergebracht wurden, erinnert Leitenberger.

Muchitsch: „Eine Riesenschweinerei“

Ebenfalls gegen das Großquartier spricht sich der regionale Nationalratsabgeordnete Josef Muchitsch (SPÖ) aus: „Wenn die Gerüchteküche stimmt, dass hier ein insolventes ehemaliges Beherbergungsunternehmen erstanden werden soll, um damit später Geld zu machen, mit Flüchtlingen zur Refinanzierung - dann ist das nicht nur moralisch bedenklich, sondern eine Riesenschweinerei.“ Muchitsch will schon am Mittwoch mit der Innenministerin in Gespräche eintreten - mit dem Ziel, das Asylwerber-Großquartier in Leibnitz noch abzuwenden.

FPÖ: „Protestbrief unglaubwürdig“

Auch die FPÖ will alles tun, um das geplante Quartier zu verhindern. Klubobmann Mario Kunasek spricht von einer nicht verkraftbaren Belastung für die Stadtgemeinde und kündigt an, alle Möglichkeiten zu prüfen sowie mit einer entsprechenden parlamentarischen Initiative gegen das Projekt vorzugehen. Den Protestbrief des Leibnitzer Bürgermeister bezeichnet Kunasek allerdings als „unglaubwürdig“. Leitenberger habe sich bisher als „Steigbügelhalter der Bundes- und Landesregierung betätigt“.

Unterdessen wurde am Montag in Spielfeld mit dem Bau des geplanten Grenzzaunes an der steirisch-slowenischen Grenze begonnen - die ersten Pfosten wurden in den Boden getrieben, der Maschendrahtzaun angeliefert - mehr dazu in Zaunbau in Spielfeld angelaufen.