Bischof Kapellari ist 80

Egon Kapellari, emeritierter Bischof der Diözese Graz-Seckau, begeht am Dienstag seinen 80. Geburtstag. Seit seinem Rücktritt vor rund einem Jahr ist er als „schlichter Seelsorger“ tätig.

Seit der Annahme seines Rücktritts durch Papst Franziskus vor rund einem Jahr lebt Kapellari bei den Grazer Elisabethinen am rechten Mur-Ufer und ist nach wie vor vielfältig tätig.

Wie er dem steirischen „Sonntagsblatt“ (aktuelle Ausgabe) in einem Interview sagte, halte er es als emeritierter Bischof wie sein Vorgänger Altbischof Johann Weber: „Ich helfe als Priester, Bischof, Publizist und schlichter Seelsorger im In- und Ausland, wo ich noch kann. Ich menge mich aber in keiner Weise in Aufgaben ein, die den amtierenden Bischöfen aufgetragen sind.“

Er habe nun mehr Zeit für das Gebet, aber auch für das Lesen, er stehe in Kontakt mit sehr vielen Menschen, halte Gottesdienste und sei bei kulturellen Veranstaltungen zu Gast, so Kapellari; besonders am Herzen würden ihm auch Krankenbesuche liegen.

Wohnsitz in „buntem“ Grazer Stadtteil

Auf seinen neuen Wohnsitz angesprochen meinte Kapellari, dass dieser Grazer Stadtteil und damit auch die hier liegenden Pfarren sozial sehr bunt strukturiert seien: „Es gibt viele Getaufte, die eher kirchenfern sind, und es gibt sehr viele Muslime. Ich begegne dieser Buntheit jeden Tag auf irgendeine Weise.“

Egon Kapellari

APA/Barbara Gindl

Bischof Egon Kapellari

Die Pfarren und die Ordensgemeinschaften in seiner neuen Wohngegend würden sich nicht verstecken, „sondern begegnen den neuen Herausforderungen sehr kreativ und beispielhaft, ohne Probleme zu verdrängen oder schönzureden“.

Buchhinweis

Egon Kapellari: Schritte zur Mitte. Eine Nachlese. Zum 80. Geburtstag von Egon Kapellari. Graz, Styria 2016

Geburtstag im Stillen

Große Geburtstagsfeiern zum 80er hat sich Kapellari verbeten - einziger offizieller Termin ist die Präsentation seines neuen Buches „Schritte zur Mitte“. Das Buch beinhaltet Texte aus den letzten Jahren der Amtszeit des Bischofs sowie aus den wenigen Monaten seines bisherigen „Ruhestandes“. Bilder von Menschen und Kunstwerken aus der Diözese Graz-Seckau ergänzen die Überlegungen des Bischofs. Präsentiert wird das Buch am Donnerstag, 14. Jänner, um 19.00 Uhr im Grazer Augustinum (Lange Gasse 2).

Wie Kapellari im „Sonntagsblatt“ sagte, habe er das Schreiben immer als Teil seines Apostolats verstanden, „als Dienst am Wort Gottes für die Menschen“. Er verstehe sein neues Buch als „Angebot zur Deutung der Situation von Kirche und Gesellschaft in Österreich, Europa und weltweit“.

Seinen Geburtstag wird Kapellari im wesentlichen aber still begehen - als Seelsorger im Pflegezentrum der Barmherzigen Brüder in Kainbach. Dort werde er - wie schon früher oft - den betreuten Menschen und ihren Helfern begegnen und einen Gottesdienst feiern. „An diesem Tag in Kainbach erlebe ich einmal mehr den sozialen und liturgischen Dienst der Kirche in einem der vielen dafür tätigen Milieus unserer Diözese“, so Kapellari.

33 Jahre Diözesanbischof

Bischof Kapellari leitete die Diözese Graz-Seckau von 2001 bis 2015, davor war er ab 1982 Bischof der Kärntner Diözese Gurk-Klagenfurt. Parallel dazu hatte er vielfältige nationale und internationale Aufgaben in der Österreichischen Bischofskonferenz über.

Geboren wurde Egon Kapellari 1936 in der steirischen Industriestadt Leoben. Er studierte Theologie und Rechtswissenschaften. 1961 wurde er zum Priester geweiht. Nach mehreren Kaplansjahren übernahm er 1964 das Amt des Hochschulseelsorgers in Graz und wurde Geistlicher Assistent der dortigen Katholischen Hochschuljugend. Von 1968 an war Kapellari für die Leitung des Grazer Priesterseminars mitverantwortlich. Bis zu seiner Bestellung zum Bischof führte er auch die Geschäfte des Afro-asiatischen Instituts (AAI) in Graz.

Im Dezember 1981 ernannte Papst Johannes Paul II. (1978-2005) Kapellari zum Bischof von Gurk. Die Leitung der Kärntner Diözese übernahm er am 3. Jänner 1982, am 24. Jänner empfing er die Bischofsweihe. In seiner Zeit als Kärntner Bischof initiierte er u.a. die „St. Georgener Gespräche“ mit Referenten wie Joseph Ratzinger, Karl Lehmann, Hans Urs von Balthasar oder Johann Baptist Metz. Von 1982 bis 1992 war Kapellari österreichischer „Jugendbischof“ und zwei Funktionsperioden lang auch Mitglied des früheren Päpstlichen Rates für den Dialog mit den Nichtglaubenden.

In die flächenmäßig größte österreichische Diözese Graz-Seckau wechselte Kapellari nach dem Rücktritt seines Vorgängers Johann Weber am 14. März 2001. Neben seinen vielfältigen Aufgaben als Bischof fand er immer wieder Zeit für das Schreiben theologisch und spirituell anspruchsvoller Bücher, die ihn im gesamten deutschsprachigen Raum und darüber hinaus bekannt gemacht haben. So wurde sein bekanntestes Buch, „Heilige Zeichen in Liturgie und Alltag“, auch auf Italienisch, Polnisch, Slowenisch, Slowakisch, Spanisch und Koreanisch aufgelegt.

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