Babys vertauscht: Nach 25 Jahren entdeckt

Ein bereits 25 Jahre zurückliegender Fall von vertauschten Babys beschäftigt derzeit das LKH Graz: Erst durch eine Blutspende erfuhr kürzlich eine 25 Jahre alte Steirerin, dass ihre Mutter nicht ihre leibliche ist.

Der Fall ereignete sich laut einem Bericht der „Kleinen Zeitung“ bereits zwischen 15. Oktober und 20. November 1990 in Graz - und Mutter und Tochter erfuhren erst durch einen Zufall davon: Im Rahmen einer Blutspende wurde klar, dass jene Frau, die sie seit 25 Jahren für ihre leibliche Mutter hält, nicht ihre Mutter sein kann. Ein durchgeführter DNA-Test bestätigte den Verdacht.

Laut LKH-Betriebsdirektor Gebhard Falzberger habe man den Fall im April 2015 der Staatsanwaltschaft Graz gemeldet, „da für die Kindesverwechslung mehrere Fehlerquellen auch außerhalb der Klinik infrage kommen“. Die Behörde habe das Ermittlungsverfahren jedoch im Dezember 2015 „aus Beweisgründen“ eingestellt. „Tatsache ist, dass das Kind bei uns zur Welt gekommen ist“, so Falzberger. Die bisherigen umfangreichen Recherchen durch mehrere Experten hätten auch noch kein Ergebnis gebracht, das die wahren Verwandtschaftsverhältnisse aufgeklärt hätte.

„Strafrechtlich fertig“

Für die Staatsanwaltschaft Graz sei der Fall „strafrechtlich erledigt“, so deren Sprecher Hansjörg Bacher: Der Fall sei eindeutig verjährt, außerdem müsste ein Vorsatz vorliegen - davon sei aber nicht auszugehen; den Opfern stehe aber noch der zivilrechtliche Weg offen. Da die Verwechslung als „keine verfolgbare Straftat mehr“ gilt, könnten DNA-Untersuchungen nicht angeordnet werden - die Tests müssten auf freiwilliger Basis passieren, so Bacher.

Gratis-DNA-Test

Termine für Gratis-DNA-Tests können werktags zwischen 7.00 und 15.00 Uhr unter der Telefonnummer 0316 - 385 34 567 vereinbart werden.

Hunderte Frauen zum DNA-Test

Man sei bemüht, den Fall aufzuklären, heißt es vonseiten des LKH-Betriebsdirektors, deshalb können ab sofort Frauen, die im Zeitraum zwischen 15. Oktober und 20. November 1990 im LKH Graz geboren wurden, und ihre Mütter einen Gratis-DNA-Test durchführen lassen - das taten bisher vier Frauen; zu dieser Zeit wurden dort etwa 200 Mädchen geboren.

Verwechslungsgefahr heutzutage sehr gering

Der Vorstand der Uniklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Uwe Lang, betonte, dass die Wahrscheinlichkeit einer neuerlichen Kindesvertauschung an seiner Klinik in der Zwischenzeit sehr gering geworden sei: Durch ein zusätzliches, zweites Identifikationsband beim Baby würde es eine höhere Sicherheit geben. In den 1990er Jahren seien Babys und Mütter mit je einem Identifikationsarmband versehen worden, laut den vorhandenen Aufzeichnungen wurde aber „mit großer Sorgfalt“ gearbeitet.

Weiters würden Gebärende heute ihre Kinder in abgetrennten „Geburtsräumen“ zur Welt bringen und durch „Rooming-in“ (Eltern bleiben mit dem Kind im selben Zimmer, Anm.) auch weitestgehend im Beisein der Eltern versorgt. In den vergangenen 25 Jahren gab es laut Lang - abgesehen vom aktuellen Fall - keine Hinweise auf eine Verwechslung von Kindern am LKH Graz.

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