Grippewelle: Lange Wartezeiten für Kinder

Kaum zehn Prozent aller Kinder, die wochenends mit ihren Eltern die Ambulanz aufsuchen, benötigen akute Hilfe. Das sorgt für lange Wartezeiten - die Ambulanz der Kinderklinik am LKH Graz ist nur für schwere Fälle zuständig.

Die Zahl der Grippe-Neuerkrankungen in der Steiermark stieg in den letzten Tagen an - mehr dazu in Grippewelle hat Steiermark erreicht (3.2.2016). Während Erwachsene außerhalb der regulaären Praxis-Öffnungszeiten von einem praktischen Notarzt behandelt werden können, sind Krankenhäuser und Kinderkliniken oft mit jungen Patienten überfüllt, die keine oder kaum fachliche Hilfe der Ärzteteams benötigen.

Ambulanz nur für schwere Fälle zuständig

Die Ambulanz der Kinderklinik am LKH Graz etwa ist für die Behandlung besonders schwerwiegender Erkrankungen bei Kindern zuständig. Besonders jetzt während der Grippewelle kommen jedoch immer mehr besorgte Eltern mit ihren kleinen Patienten in die Ambulanz, weil keine anderen Kinderärzte geöffnet haben. Am Ende benötigen aber nicht einmal zehn Prozent dieser Kinder akute Hilfe.

Krankes Kind

APA

Hotline für medizinische Hilfe

Wer derzeit an Wochenenden medizinische Hilfe benötigt, kann sich - ob jung oder alt - an die Telefonnummer 141 wenden. In Graz gelangt man so zum Ärztenotdienst, in ländlichen Regionen erfährt man unter der jeweiligen Telefonvorwahl des Ortes und der Nummer 141, welcher praktische Arzt ordiniert.

Um langen Wartezeiten - zumindest bei besonders schwerwiegenden Fällen - vorzubeugen, stellen die Ärzte daher bei einer Ersteinschätzung fest, ob ein Kind wirklich sofort behandelt werden muss: „Die Patienten, die dringlich sind, nehmen wir zuerst dran. Wir können damit verhindern, dass solche Patienten gefährdet werden“, erklärt Gerald Wendelin.

„Kinderärzte auch am Wochenende“

Doch wie der Oberarzt erklärt, hat das System auch eine Schattenseite: „Wenn mein Kind nicht so krank ist, muss ich noch länger warten. Das wäre ein Grund mehr, einen niedergelassenen Arzt aufzusuchen.“ Daher wünscht sich der Arzt, dass Kinderfachärzte auch an Wochenenden und in der Nacht verfügbar sein sollten.

In der ganzen Steiermark ist zwar auch an Wochenenden und Feiertagen immer ein praktischer Arzt erreichbar, eine spezielle Versorgung mit Kinderfachärzten gebe es laut Wendelin derzeit aber nicht: „Am Wochenende ist die Situation für die Eltern sehr schwierig, weil sie außerhalb der Kinderklinik und des Kindermobilen-Notfall-Dienst KiMoNo keinen Ansprechpartner finden.“ Und was KiMoNo anginge, könnten die drei hier tätigen Ärzte laut Wendelin nicht in dem Umfang Patienten betreuen, wie es vom Aufwand her nötig wäre.

Nach der Aufregung um Engpässe in der kindermedizinischen Versorgung in Wien schaltet sich nun die Volksanwaltschaft ein: Es werde ein amtswegiges Prüfverfahren geben, hieß es. Anlass sind Aussagen seitens der Sozialversicherung - mehr dazu in Zu wenige Kinderärzte: Volksanwaltschaft prüft (wien.ORF.at).