Garnhersteller Borckenstein meldete Insolvenz an

Der oststeirische Garnhersteller Borckenstein hat am Mittwoch in Graz einen Insolvenzantrag eingebracht. Ziel sind eine Sanierung mit 20-Prozent-Quote und eine Fortführung der Firma mit 286 Dienstnehmern.

Das Unternehmen wurde 1789 im benachbarten Burgau gegründet und betrieb die erste mechanische Spinnerei Österreichs. Seit 1845 werden in Neudau Garne produziert, zuletzt beschäftigte Borckenstein hier 286 Mitarbeiter. Allerdings habe der enorme Preisdruck auf dem Textilmarkt die Firma in eine existenzbedrohende Lage gebracht, heißt es - mehr dazu in Garnhersteller Borckenstein droht Insolvenz.

Mit 7,4 Mio. Euro überschuldet

Nun wurde beim Landesgericht für Zivilrechtssachen in Graz einen Insolvenzantrag eingebracht. Laut der Kreditschützer AKV, KSV1870 und Creditreform ist Borckenstein mit 7,4 Mio. Euro überschuldet - die Passiva betragen 30,2 Mio. Euro, die Aktiva 22,8 Mio. Euro; rund 200 Lieferanten und Gläubiger sind betroffen.

Borckenstein in Neudau

Borckenstein

Borckenstein hat zurzeit rund 290 Mitarbeiter

Der Jahresumsatz des Unternehmens habe zuletzt rund 55 Mio. Euro betragen, doch seit 2012 wurden Verluste verzeichnet; daher kam es 2013 zur Fusion mit der nunmehrigen italienischen Muttergesellschaft. Die Ursache für die finanziellen Problemen sei jedenfalls der Markt: „Borckenstein beliefert mit seinen Garnen überwiegend den europäischen Markt außerhalb Österreichs. Als exportorientiertes Unternehmen muss man sich mit asiatischen, türkischen und auch europäischen Massenproduzenten messen“, erklärte Clemens Jaufer, Anwalt des Unternehmens.

Kostensenkungsmaßnahmen verpufften

Wegen der Konkurrenz aus Billiglohnländern wurden in den vergangenen Monaten bereits Kostensenkungsmaßnahmen gesetzt, doch der Anstieg beim Rohstoffpreis für Viskose machte die Bemühungen zunichte. Trotz Verhandlungen mit den Hausbanken konnten die Jännerlöhne der 286 Mitarbeiter nicht mehr ausbezahlt werden.

Fortführung geplant

Die angestrebte Sanierung ohne Eigenverwaltung sieht eine 20-prozentige Quote binnen zwei Jahren und eine Fortführung am Standort in der Oststeiermark vor, da „ausreichend Bestellungen“ vorhanden seien. Borckenstein-Geschäftsführer Andrea Parodi appellierte bereits an die Mitarbeiter, weiter motiviert zu sein: „Es ist unser Ziel, den Standort in Neudau zu sichern und möglichst viele Arbeitsplätze zu erhalten.“ Laut Parodi will man mit der vollen Stammmannschaft in Neudau in das Sanierungsverfahren gehen, er räumte aber ein, dass auch gewisse Restrukturierungsmaßnahmen im Personalbereich während des Verfahrens notwendig sein würden.

Der Garnhersteller ist einer der größeren Betriebe im strukturschwachen steirisch-burgenländischen Grenzgebiet. Kündigungen oder gar eine Schließung wären jedenfalls der zweite schwere Schlag für die Region nach der Schirnhofer-Pleite - mehr dazu in Schirnhofer wird vorerst weitergeführt (28.1.2016).

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