Pensionsgipfel: „Maßnahmen unzureichend“

Montagabend sind die Ergebnisse des Pensionsgipfels von Finanzminister Hans-Jörg Schelling und Arbeitsminister Alois Stöger präsentiert worden. Der Leobener Experte Robert Holzmann bezeichnet sie als absolut unzureichend.

Knapp ein Jahr ist der 29. Februar 2016 als Ziel für eine Pensionsreform von der Regierung avisiert worden. Daraus wurde ein rund fünfstündiges Treffen am Montagabend, Ergebnis: ein zehnseitiges Papier. Die Regierung sprach von einem „kulturellen Durchbruch“. Für Experten ist das Ergebnis „denkbar unspektakulär“. Sie vermissen vor allem langfristige Lösungen für das Pensionssystem - mehr dazu in Langfristige Lösungen vermisst (news.ORF.at).

Experte fordert rasche Anhebung des Pensionsalters

Laut Expertenmeinung sind die Maßnahmen ernüchternd: „Selbst wenn das, was beschlossen wurde, voll durchgezogen würde, würde das an der finanziellen Stabilität des Systems kaum etwas ändern“, kritisiert etwa Robert Holzmann - der Leobener war 14 Jahre lang als Chefstratege für Pensionsreformen bei der Weltbank tätig und beriet in dieser Position bereits zahlreiche Länder.

Ein Hauptpunkt der aktuellen österreichischen Pensionsgespräche ist etwa eine Neuzusammenstellung der Pensionskommission - diese solle Ideen und Vorschläge für Veränderungen ausarbeiten. Bei seinem offiziellen Antrittsbesuch in der Steiermark sprach sich der neue ÖVP-Generalsekretär Peter McDonald besonders stark dafür aus.

Laut Holzmann sind jedoch bereits genügend Vorschläge vorhanden. Stattdessen sei für ihn die rasche Anhebung des Pensionsantrittsalters einer der wichtigsten Schritte: „Wenn man etwa Norwegen oder auch Schweden hernimmt, wo die Leute schon jetzt im Durchschnitt vier oder fünf Jahre länger arbeiten: Da gibt es auch die Arbeitsplätze, es gibt sie auch für die Älteren. Nur muss das nicht nur angedacht, sondern mit entsprechenden Maßnahmen auch umgesetzt werden.“

Gleiche Beträge, späterer Erhalt

Dafür sei es jedoch vor allem wichtig, die Motivation für längeres Arbeiten zu steigern - immerhin werde die Generation der heute 20- bis 25-Jährigen laut Holzmann erst mit 75 bis 80 Jahren in Pension gehen können. Darum sei eine umfangreiche Reform des Arbeitsmarktes notwendig - Pensionen müssten so nicht gekürzt, sondern an das Alter angepasst werden: „Die heutige Pensionshöhe ist okay, aber nicht, wenn sie mit 58 bezogen wird, sondern erst, wenn sie mit 65 bezogen wird.“

Nur so könne laut dem Universitätsprofessor ein Gleichgewicht zwischen Einnahmen und Ausgaben im Pensionssystem erreicht werden. Derartige Maßnahmen erwartet Holzmann aber nicht vor der kommenden Legislaturperiode - also frühestens in drei Jahren.