IG Milch fordert Unterstützung von Molkereien

Vor etwas mehr als einem Jahr ist die Milchquote gefallen. Seither dürfen Milchbauern so viel produzieren, wie sie wollen. Aufgrund des sinkenden Milchpreises fordert die IG Milch von Molkereien eine eigene Mengensteuerung.

Kuh Milch Glas Hand

dpa/Bernd Schölzchen

Die Milchpreis sinkt seit dem Wegfall der Milchquote stetig

„Wir ersaufen in Milch. Wir ertränken uns da gegenseitig. Die Anlieferungskurve geht nach wie vor nach oben, das ist das Desaster. Und da muss die Milch irgendwo zu einem Dumpingpreis entsorgt werden und das löst natürlich auch eine Negativspirale aus“, kritisiert Ewald Grünzweil von der IG Milch. Seit dem Wegfall der europaweit gültigen Milchquote dürfen Milchbauern so viel produzieren, wie sie wollen - und das tun sie auch - in rauen Mengen.

So ist für Grünzweil klar: „Wir Bauern und Bäurinnen sind Teil des Problems.“ Konkret meint er damit, dass österreichweit seit dem Fall der Milchquote um rund zehn Prozent mehr Milch erzeugt wird, was die Preise weiter fallen lässt.

Ein paradoxes Bonus-Malus-System

Einige österreichische Milchverarbeitungsbetriebe - darunter etwa auch die Obersteirische Molkerei - haben mit 1. März die Milchpreise deutlich reduziert. Bauern bekommen also weniger für die angelieferte Menge. Dem will die Gmundner Molkerei entgegenwirken. Sie hat nach dem Vorbild von Emmi aus der Schweiz und Friesland Campina aus den Niederlanden ein Bonus-Malus-System eingeführt: Wer mehr liefert als im Vorjahr, bekommt weniger Geld für die Milch.

„Da reagieren die Bauern darauf. Das hat man bei der Friesland Campina schon gesehen. Da haben sich 60 Prozent der Bauern an diesem Zulieferverzicht beteiligt und es wurden in drei Wochen um 35 Millionen Kilogramm Milch weniger angeliefert“, so Grünzweil zu dem Bonus-Malus-System.

Ruf nach europaweiter Lösung

Anders sieht das Jakob Karner von der Obersteirischen Molkerei. Seiner Meinung nach brauche es anstatt des Vorstoßes einzelner Molkereien eine europaweite Lösung: „Von vorne herein halte ich von diesen Aktionen relativ wenig, weil sie uns vom grundsätzlichen Problem her nicht wirklich helfen. Denn die Preise werden nicht in Österreich gemacht. Die werden im Norden Europas entschieden.“

Konkret nennt Karner hier Dänemark, die Niederlande und Irland. Und gerade auf der grünen Insel sei die Milchproduktion im vergangenen Jahr um mehr als 30 Prozent angestiegen - bei gleichbleibender Nachfrage.

Schon seit längerem klagen die steirischen Kleinbauern, dass der Preis weiter falle und sie weniger verdienen würden - mehr dazu in Kleinbauern leiden unter Fall der EU-Milchquote (12.7.2015). Die steirische Landwirtschaftskammer forderte den Handel auf, mehr Solidarität mit den heimischen Milchbauern zu zeigen - mehr dazu in LK fordert Bonus für heimische Milchbauern (29.12.2015).

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