Doppelmord-Opfer waren auf Weg zur Polizei

Nach dem Doppelmord in Kapfenberg sind Dienstagnachmittag die Ergebnisse der Obduktion bekannt geworden: Die Ehefrau wurde mit neun, ihre Schwester mit drei Messerstichen getötet. Sie waren auf dem Weg zur Polizei.

Nach dem Doppelmord am Montag wurden zuletzt immer mehr Details bekannt: Die am Montag mit neun Messerstichen von ihrem Mann getötete Frau hinterlässt drei Kinder im Alter von vier, zehn und elf Jahren.

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Wie Anton Kiesl vom Landeskriminalamt Dienstagnachmittag bekanntgab, waren die Ehefrau und ihre Schwester nach dem Dienstende der Frau in einem Einkaufszentrum in der Kapfenberger Innenstadt auf dem Weg zur Polizei, um eine Anzeige zu machen, da ihr Mann auch nach einer Trennung „keine Ruhe gegeben habe. Deshalb ist wohl ihre Schwester dabei gewesen - als Schutz“, sagte Kiesl.

„33-Jähriger zerfließt vor Selbstmitleid“

Seine Schwägerin soll der beschäftigungslose Mann laut Obduktion mit drei Messerstichen getötet haben. Er „zerfließe“ laut Kiesl während der Befragungen in Selbstmitleid. Dass er auch die Schwester seiner Ehefrau getötet habe, sei ihm gar nicht bewusst gewesen; sie hinterlässt zwei Kinder.

Der 33-jährige Serbe und seine 30 Jahre alte Ehefrau waren seit 2004 verheiratet und lebten seit 2007 in Kapfenberg; auch etliche weitere Verwandte sind im Bereich der obersteirischen Stahlstadt zuhause.

Trennung vor zehn Tagen

So hatte die Frau nach der Trennung vor etwa zehn Tagen mit den Kindern bei ihren Verwandten Unterschlupf gefunden; der mutmaßliche Täter dürfte sie aber verfolgt und ihr und ihrer 29-jährigen Schwester am frühen Montagnachmittag rund 100 Meter hinter einem Supermarkt in der Wiener Straße in einem Gebüsch versteckt aufgelauert haben.

„Er wollte angeblich Aussprache“

„In den Befragungen hält er sich sehr bedeckt, redet von Erinnerungslücken und dass er Alkohol und Drogen konsumiert hat“, sagte Kiesl. Angeblich wollte er eine Aussprache, doch habe ihm die Frau auf sozialen Netzwerken nicht geantwortet bzw. ihn geblockt. „Er gibt an, er hat sie gefragt: ‚Warum sprichst Du nicht mit mir?‘“ berichtete der Chefinspektor.

„Mann war brutal“

Die Tat sei offenbar für ihn schon eine abgemachte Sache gewesen, da er dann mit dem mitgebrachten Klappmesser zustach und auch noch gegen Kopf und Oberkörper der Frau trat und auf die am Boden Liegende sprang. „Es war brutal“, beschrieb Kiesl die Vorgangsweise. Die Frauen seien schnell verblutet, ein Ergebnis der Blutuntersuchung des Mannes liege noch nicht vor.

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Zu Hilfe eilende Männer verletzt

Verletzt wurden auch zwei Männer, die den beiden Frauen zu Hilfe geeilt waren - der 70-Jährige und der 49-Jährige konnten nach ambulanter Behandlung im LKH Hochsteiermark aber in häusliche Pflege entlassen werden.

„Wir haben geschrien, er soll aufhören“

Eine Augenzeugin berichtete: „Wir sind zu dritt hier spaziert - und dann sehe ich da bei den Parkplätzen einen Mann in einem roten T-Shirt, der auf zwei bis drei Personen eingeschlagen hat und auf denen herumgehüpft ist. Und wir haben geschrien, er soll aufhören.“

Die Frau habe daraufhin die Einsatzkräfte verständigt: „Ich habe sofort die Polizei angerufen und gesagt, sie sollen Polizei, Notarzt und Rettung schicken: Zwei liegen am Boden. Dann ist der Mann bis zur Tankstelle heruntergegangen. Seine Hände waren blutverschmiert. Der andere Herr hat schon geschrien: ‚Geht weg von dem, der ist aggressiv!‘ Dann kam schon die Polizei und legte ihm Handschellen an. Er hat nur gesagt: ‚Ich habe Drogen genommen und Alkohol getrunken.‘ Das war seine Entschuldigung.“

Tat dürfte geplant gewesen sein

Der 33-Jährige wurde in der Nähe des Tatorts festgenommen - laut Polizei ließ er sich widerstandslos verhaften. Die Polizei spricht von einer Beziehungstat aufgrund der bevorstehenden Trennung; demnach dürfte die Tat geplant gewesen sein.

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KIT und Sozialarbeiter kümmern sich um Familie

Die drei bzw. zwei Kinder der beiden Frauen - sie sind alle minderjährig - sollen nun in Obhut der Großeltern sein. Gerade für sie ist die psychosoziale Unterstützung durch das Kriseninterventionsteam (KIT) sehr wichtig, so Edwin Benko vom KIT-Team, „dass man auf die besonders gut achten muss, altersgemäß schauen, wie kann man ihnen etwas erklären, sie begleiten, ihnen Schutz und Sicherheit vermitteln. Dieses Gefühl, sie sind erschüttert, unvorstellbar, was da passiert ist - auf einmal ist die Mutter nicht mehr da, noch dazu wer der Täter ist, und da zu schauen, was brauchen sie in der Situation, in die Zukunft denken, wie kann man das jetzt schon gut vernetzen, dass sie nicht in ein großes Loch hineinfallen.“

Neben dem Kriseninterventionsteam kümmern sich auch Sozialarbeiter der Bezirkshauptmannschaft Bruck-Mürzzuschlag um die Familie, heißt es aus dem Büro von Soziallandesrätin Doris Kampus (SPÖ).