Hofburg-Wahl: Van der Bellen holt Graz

Norbert Hofer (FPÖ) hat bei der Hofburg-Wahl am Sonntag in 284 von 287 steirischen Gemeinden die Mehrheit geholt. Alexander Van der Bellen war in Graz vorn, Irmgard Griss in Stattegg und Rudolf Hundstorfer (SPÖ) in Selzthal.

Laut dem vorläufigen amtlichen Endergebnis erreichte Norbert Hofer (FPÖ) österreichweit 35,1 Prozent der Stimmen - mehr dazu in Briefwähler brachten noch Verschiebungen (news.ORF.at). In der Stichwahl am 22. Mai wird Hofer daher gegen Alexander Van der Bellen antreten. Dieser erreichte 21,3 Prozent, Irmgard Griss 18,9 Prozent. Abgeschlagen die beiden Kandidaten der Regierungsparteien: Andreas Khol (SPÖ) kommt ebenso wie Rudolf Hundstorfer auf rund elf Prozent. Richard Lugner erhielt 2,3 Prozent.

Ergebnis der Hofburg-Wahl

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Schon bei der Nationalratswahl 2013 hatte sich die FPÖ in der Steiermark den ersten Platz geholt, aber nur knapp mit 25,10 Prozent vor der SPÖ mit 24,03. Bei der Hofburg-Kür kam FPÖ-Kandidat Hofer auf 38,84 Prozent. Irmgard Griss gelang in ihren Geburtsbundesland der Sprung auf Platz zwei mit 21,76 Prozent, Van der Bellen wurde Dritter mit 17,31 Prozent. Rudolf Hundstorfer (SPÖ) erreichte 10,33 Prozent, Andreas Khol (ÖVP) 9,71 Prozent. Bei einer wahlberechtigten Bevölkerung von 969.480 Personen waren das gerade einmal knapp 60.000 Stimmen pro Vertreter der Regierungsparteien. Richard Lugner war letzter mit 2,05 Prozent - mehr dazu in Hofburg-Wahl: Hofer in der Steiermark klar vorne und in Hofburg-Wahl: Wer hat wen warum gewählt?.

Gesprächsrunde der Kandidaten

In der Hofburg gaben die Kandidaten ihre Stellungnahmen zum Wahlausgang ab.

Grazer Debakel für Koalitionskandidaten

Hofer hatte in fast allen steirischen Kommunen den ersten Platz erreicht, oft mit 40 bis über 50 Prozent und ungeachtet ob schwarzer ländlicher Raum oder rote Industriestädte. Graz zeigte, dass es neben einer Schwäche für die KPÖ auch für Grüne Überraschungen gut ist: In der Landeshauptstadt lag Van der Bellen mit 33,21 Prozent entgegen dem Landestrend vor Hofer (25,41 Prozent). Achtbar schlug sich Griss, der Heimat ihres Ehemanns Gunter, mit 27,01 Prozent. Khol kam auf 6,11 Prozent, Hundstorfer auf 6,7 Prozent. Richard Lugner auf 1,51 Prozent.

In Bruck/Mur, einst stolze rote Hochburg, hatte Hundstorfer mit 15,9 Prozent der Stimmen nur wenig mehr als Van der Bellen (15,6). Hofer führte mit 40,92 Prozent überlegen vor Irmgard Griss (19,62), Khol kam nur auf 5,83 Prozent, Lugner immerhin auf 2,13 Prozent. In den anderen Städten des obersteirischen Industriegebiets der Mur-Mürz-Furche - Kapfenberg, Mürzzuschlag, Leoben - sah es nicht anders aus. Das gleiche galt für Khol in den bisherigen schwarzen Kerngebieten wie der Obersteiermark und der Ost- und Südsteiermark.

Selzthal bleibt rot

Schon gegen 15.00 Uhr zeigte die Wahllandkarte bei 257 von 287 ausgezählten Gemeinden ein Bild, das es bei einer Bundespräsidentenwahl in der Steiermark noch nie gegeben hatte - und das sich auch nicht mehr ändern sollte: Alle Gemeinden waren blau eingefärbt, nur die obersteirische Eisenbahnergemeinde Selzthal im Bezirk Liezen war rot: Hundstorfer führte hier mit 35,7 Prozent vor Hofer mit 31,5 Prozent. Griss und Van der Bellen lagen hier gleichauf mit 13,0 Prozent, Khol erreichte 4,5, Lugner 2,3 Prozent.

Ergebnis Selzthal

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Das Ergebnis von Selzthal

Griss in Stattegg voran

Erst um 15.45 Uhr schlich sich eine andere Farbe auf die Landkarte: Die Gemeinde Stattegg am nordöstlichen Stadtrand von Graz sah Irmgard Griss mit 29,5 Prozent vor Hofer (26,7) und Van der Bellen (26,2). Hundstorfer und Khol schafften hier gerade einmal 9,6 bzw. 6,5 Prozent.

Ergebnis Stattegg

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Das Ergebnis von Stattegg

Asylthema spielte keine Rolle

Das Ausländer- und Asylthema allein konnte nicht der Ausschlag für Blau gewesen sein, sonst hätte Hofer in betroffenen Gemeinden entlang der Grenze zu Slowenien oder in Vordernberg (Abschiebezentrum), Spital am Semmering (großes Asylquartier) oder Fehring (zu Asylwerberunterkunft umgewandelte Kaserne) und Premstätten (mittlerweile aufgelöstes Großquartier) wohl mehr Zustimmung gefunden. Die blauen Hochburgen waren über die ganze Steiermark verteilt, gingen aber nirgendwo über 60 Prozent.

In Strass in Steiermark (mit dem Grenzübergang Spielfeld) und in Bad Radkersburg befanden sich die beiden Flüchtlingssammelstellen, hier war es im Herbst zu jeweils einem „Ausbruch“ von Migranten aus dem Grenzkontrollraum gekommen. Dies hatte offenbar keine Auswirkungen: Hier hatte Hofer 49,0 bzw. 33,2 Prozent, Griss kam auf 19,1 bzw. 25,6 Prozent. Khol und Hundstorfer lagen in Strass-Spielfeld bei 11,5 bzw. 10,2 Prozent, in Bad Radkersburg bei 16,1 bzw. 10,3 Prozent. Van der Bellen kam hie wie da auf 8,2 bzw. 11,4 Prozent.

Sein bestes Ergebnis erzielte Hofer in Ebersdorf im Bezirk Hartberg-Fürstenfeld mit 56,30, Griss in ihrer weststeirischen Heimatgemeinde Deutschlandsberg mit 32,85 Prozent. In 33 Gemeinden erreichte Hofer die absolute Mehrheit. Khol hatte sein bestes Resultat in Pusterwald (Bezirk Murtal) mit 27,99 Prozent. Van der Bellen lag in Stattegg (Graz-Umgebung) mit 26,16 Prozent am besten, Lugner in Krottendorf-Gaisfeld (Bezirk Voitsberg) mit 10,58 Prozent.

Von „Alles gepasst“ bis zu „allerletztes Warnsignal“

Die Bundespräsidentschaftswahl am Sonntag sorgte in der politischen Landschaft Österreichs also für ein Erdbeben - dementsprechend unterschiedlich die Reaktionen: Sie reichen von großer Freude bis zu Katastrophenstimmung - mehr dazu in Von Freude bis „absolute Katastrophe“, in Hofburg-Wahl: Wundenlecken bei SPÖ und ÖVP und in Schwarz-rote Zukunftssorgen nach Niederlage.

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