Gutachten: GAK seit Mitte 2001 zahlungsunfähig

Nach neun Jahren Ermittlungen liegt nun das Gutachten zum Verfahren gegen frühere Funktionäre des ehemaligen Bundesliga-Vereins GAK vor: Der Verein soll schon im August 2001 zahlungsunfähig gewesen sein.

Laut Berichten der „Kleinen Zeitung“ und der Zeitschrift „News“ umfasst das Gutachten 2.070 Seiten. In den Berichten wird der Sachverständige Thomas Keppert zitiert: Es müsse „aus betriebswirtschaftlicher Sicht festgehalten werden, dass der Verein längstens mit Ablauf des 3. August 2001 (...) nicht mehr in der Lage war, seine fälligen Schulden zu entrichten“. Bekanntlich wurde der GAK 2004 aber noch Meister und meldete erst 2007 - also sechs Jahre später - erstmals Konkurs an - mehr dazu in GAK: Chronologie des Niedergangs.

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APA/Markus Leodolter

Kaum ein Jahresabschluss, den der GAK bis zu seinem Bundesliga-Aus 2007 vorlegte, habe auch nur annähernd der Wirklichkeit entsprochen, so der Gutachter

Falsche Bilanzen

Möglich war das laut Gutachten mit falschen Bilanzen: Kaum ein Jahresabschluss, den der Grazer Athletik Klub bis zu seinem Bundesliga-Aus 2007 vorlegte, habe auch nur annähernd der Wirklichkeit entsprochen. Keppert erklärte in seinem Gutachten, dass Unterlagen vorlägen, die den Verdacht untermauerten, „dass sich der Verein jedenfalls seit dem Jahr 2000 wesentlich durch die Verschweigung von Lohnabgaben gegenüber dem Finanzamt Graz finanziert hat. Durch diese Hinterziehungen waren die Lohnabgaben zwar bereits fällig, aber aus den Büchern des Vereins nicht zu ersehen. Schon durch die Verschweigung dieser Verbindlichkeiten kam es jedenfalls zu einer wesentlich geschönten Darstellung der wirtschaftlichen Lage im Rechnungswesen des Vereins.“

Spielbetrieb mit Schattenkonten aufrechterhalten

Im Fokus der Ermittlungen stehen die ehemaligen Präsidenten der „Roten Teufel“ - darunter Peter Svetits, Rudolf Roth, Harald Sükar und Stephan Sticher. Der Gutachter rechnete vor, in welcher Ära Lohnabgaben in unterschiedlicher Höhe vorenthalten worden sein sollen: 731.000 Euro bei Svetits, 3,15 Mio. Euro bei Roth und 254.500 Euro bei Sükar. Mit „Schattenkonten“, über die 3,2 Mio. Euro geflossen seien, soll der Spielbetrieb aufrechterhalten worden sein; von denen habe Roth laut Gutachten wissen müssen.

Die Ursache für die finanzielle Schieflage ortete Keppert bei überzogenen Spielergehältern und mangelnder interner und externer Kontrolle. „Schwarzlöhne“ in der Höhe von fünf Mio. Euro sollen ausbezahlt und 1,8 Mio. Euro an schwarzen Kartenerlösen eingenommen worden sein; alleine bei der Steuerhinterziehung stehen vier bis fünf Mio. Euro im Raum.

WKStA prüft

Neben Kepperts Gutachten hatte auch schon Fritz Kleiner ein Gutachten erstellt, doch er musste Anfang 2012 wegen möglicher Befangenheit den Fall abgeben; Kleiner hatte die Insolvenz mit 30. Juni 2000 festgestellt. Keppert hat sein Gutachten, das rund eine Mio. Euro gekostet haben soll, in vier Jahren mit Rückblicken bis in die 90er Jahre erstellt. Erst im Februar 2016 hatte die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) den Akt von der Staatsanwaltschaft Graz übernommen - mehr dazu in WKStA übernimmt GAK-Prozess (24.2.2016).

Die WKStA bestätigte am Freitag, dass das Gutachten vorliegt, inhaltliche Auskünfte gab Sprecherin Alexandra Baumann jedoch wegen des laufenden Verfahrens nicht. Nun müssen die Staatsanwälte die Expertise prüfen und über eine mögliche Anklage entscheiden.

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