Trainerlegende Ivica Osim ist 75

Seinen 75. Geburtstag wird Ivica Osim am Freitag seinem Naturell entsprechend geruhsam verbringen. Nicht nur in seiner Heimat Bosnien genießt Osim Legendenstatus - seinen Ex-Club Sturm Graz verfolgt er nach wie vor.

Immer wieder reist Osim mit seiner Frau Asima nach Graz, wo auch Tochter Irma wohnt. Seit einem 2007 während der Tätigkeit als Japans Teamchef erlittenen Schlaganfall schätzt Osim vor allem die medizinische Betreuung im LKH Graz. Auch nach Liebenau kehrt er immer gerne zurück - am 11. Mai beim letzten Saisonheimspiel von Sturm Graz gegen Mattersburg ist ein Stadionbesuch geplant. In den vergangenen Tagen war Sturms „Trainer des Jahrhunderts“ aber gesundheitlich angeschlagen.

Ivica Osim

APA/Herbert Neubauer

Erste Trainererfolge mit Zeljeznicar

Ivan „Ivica“ Osim - später der „Strauß von Zeljo“ genannt - wurde 1941 in Sarajevo als Sohn einer Arbeiterfamilie geboren. Der tierische Vergleich mit dem Strauß kam durch seine elegante Spielkunst zustande, die ihn von seinem Stammclub Zeljeznicar mit 29 Jahren nach Frankreich (Racing Paris, Valenciennes, Sedan, RC Straßburg) führte. Osim wurde 20 Mal ins jugoslawische Nationalteam und 1969 in die All-Star-Elf der EM berufen.

1978 wechselte er vom Rasen auf die Trainerbank. Mit Zeljeznicar verdiente er sich seine ersten Lorbeeren als Trainer. Osim formte aus der multikulturellen Mannschaft aus der bosnischen Hauptstadt einen Spitzenclub, den er gegen die Konkurrenz von Roter Stern und Partizan Belgrad, Hajduk Split und Dinamo Zagreb in der Meisterschaft zweimal auf Rang zwei und ins Cupfinale führte und mit dem er durch den Halbfinal-Einzug im UEFA-Cup auch international für Aufsehen sorgte.

„Das Leben ist zu lang, um Optimist zu sein“

1986 trat Osim die Nachfolge von Bora Milutinovic als Teamchef der jugoslawischen Nationalmannschaft an. Bei der WM 1990 scheiterte Jugoslawien erst im Viertelfinale im Elfmeterschießen an Argentinien, die Qualifikation für die EM 1992 gewannen die Jugoslawen gegen den späteren Europameister Dänemark und Österreich beeindruckend - doch Jugoslawien wurde von der EM ausgeschlossen. Mit dem Kriegsbeginn 1991 war der Vielvölkerstaat auseinandergebrochen.

Der Krieg raubte auch Osim einen Teil seiner Identität. 1992 trat er unter Tränen zurück: „Ich kann mich sicher nicht mehr so freuen wie früher nach dem, was in Bosnien und Jugoslawien passiert ist. Ich habe Probleme zu vergessen“, sagte er damals. Der bekennende Atheist („Meine Religion ist der Fußball“) wurde oft als Grübler tituliert, auch als Pessimist und Skeptiker. Nur eines steht fest: Optimist ist Osim keiner. „Das Leben ist viel zu lang, um Optimist zu sein“, meinte er.

Fünf Titel mit Sturm in vier Jahren

Im Juli 1994 begann Osims Sturm-Ära. Die Steirer übernahm er als Mittelständler, gewann dank Offensivfußball zweimal den Meistertitel (1998, 1999), dreimal den Cup (1996, 1997, 1999) und schaffte dreimal den Einzug in die Champions League (1999 bis 2001).

Ivica Osim

APA/Robert Jäger

Im September 2002 kam nach Streitereien mit dem damaligen Clubpräsidenten Hannes Kartnig der Abschied. Anfang 2003 rief Japan, wo Osim drei Jahre später zum Teamchef aufstieg.

Seine gesundheitlichen Probleme bedeuteten schließlich das Ende seiner Trainertätigkeit. Seiner Liebe Fußball blieb Osim aber als Berater des bosnischen Verbandes treu, den aktuellen Teamchef Mehmed Bazdarevic betreute er einst bei Zeljeznicar. Seine beiden Heimatländer würde Osim nur allzu gerne öfter auf dem Spielfeld sehen. „Österreich hat früher immer gegen Ungarn gespielt, warum nicht jetzt immer gegen uns?“, scherzte er im Vorjahr.

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