AT&S-Bilanz: Weniger Gewinn, mehr Umsatz

Der Leobener Leiterplattenhersteller AT&S hat im Geschäftsjahr 2015/16 trotz mehr Umsatz weniger verdient. Das führte man bei der Bilanzpressekonferenz am Dienstag in Wien auf eine Großinvestition in China zurück.

„Wir sind die Nummer eins in Europa in der Branche“, erklärte AT&S-Vorstandschef Andreas Gerstenmayer. Dabei wird auf den Mix zwischen Europa als Stammsitz und Asien als Standort für die Serienproduktion gesetzt: Während an den beiden österreichischen Standorten Leoben und Fehring unverändert rund 1.200 bis 1.300 Leute arbeiten, wird in China groß investiert. So baut man derzeit im zentralchinesischen Chongqing ein neues AT&S-Werk auf, in dem sogenannte IC-Substrate sowie substratähnliche Leiterplatten produziert werden.

Neuer Rekordumsatz für AT&S

Bei der Bilanzpressekonferenz am Dienstag in Wien präsentierte Finanzvorstand Karl Asamer die Zahlen des Geschäftsjahres 2015/16: Der Umsatz legte zwar um 14,4 Prozent auf 762,9 Mio. Euro zu, ohne Währungseffekte bleiben immerhin fünf Prozent rein organisches Wachstum. Damit wurde ein neuer Rekordumsatz erzielt. Der Gewinn sank um 19,3 Prozent auf 56 Mio. Euro, der Gewinn pro Aktie ging von 1,78 Euro auf nunmehr 1,44 Euro zurück. Das operative Ergebnis (EBIT) ging um 14,6 Prozent auf 77,0 Mio. Euro zurück.

Für Chongqing ist ein Gesamtinvestment in der Höhe von 480 Mio. Euro in der ersten Phase bis Mitte 2017 veranschlagt. Die Abschreibung und Amortisation soll durchschnittlich zehn Jahre dauern. Das Investment in das IC-Substrate-Projekt lag per Ende des Geschäftsjahrs (31.3.2016) bei 208,7 Mio. Euro, die Investitionen in die substratähnlichen Leiterplatten lagen bei 82,9 Mio. Euro. Die Eigenkapitalquote sank im vergangenen Geschäftsjahr von 49,5 auf 42,3 Prozent. Die Nettoverschuldung stieg von 130,5 Mio. auf 263,2 Mio. Euro. Der Nettoverschuldungsgrad stieg von 21,6 auf 46,3 Prozent.

Weiterhin starke Nachfrage an mobilen Endgeräten

Motiviert für die Investitionen sieht sich das Unternehmen durch die weiterhin starke Nachfrage an mobilen Endgeräten. Der Markt im Kundensegment Smartphones wuchs im Jahr 2015 um zehn Prozent und war damit weiterhin das am stärksten wachsende Segment der globalen Elektronikindustrie: „Smartphones sind die Technologietreiber und Wachstumsbringer“, betonte Gerstenmayer. Doch auch im schwierigeren Markt der Computer-Anwendungen wird neues Wachstum für Server und Speicher-Computer im Zuge der „Internet der Dinge“-Anwendungen erwartet.

Im Ausblick verwies CEO Gerstenmayer auf die Strategie, dass man die Technologieführerschaft weiter ausbauen wolle. „Es gibt künftig viele smarte Dinge“, verwies er auf den zunehmenden Einsatz von Elektronik in vielen Lebensbereichen. Dafür wolle man immer effizientere Lösungen für die Kunden anbieten. Das mittelfristige Umsatzziel des Unternehmens liege bei einer Milliarde Euro.

Umsatzwachstum von zehn bis zwölf Prozent erwartet

Im Geschäftsjahr 2016/17 werde man sich auf den Aufbau in Chongqing konzentrieren: „Wenn das Umfeld einigermaßen stabil bleibt, erwarten wir ein Umsatzwachstum von zehn bis zwölf Prozent“. Die EBITDA-Marge soll auf Basis der zu erwartenden Anlaufkosten für das weitere Hochfahren in Chongqing bei 18 bis 20 Prozent liegen. Die höheren Abschreibungen von zusätzlich 40 Mio. Euro jährlich für Chongqing sollen das EBIT deutlich beeinflussen.

Wirtschaftswünsche nach Faymann-Rücktritt

Nach dem Rücktritt von Werner Faymann als Bundeskanzler und SPÖ-Chef hat Gerstenmyer am Dienstag auch seine Wünsche an den nächsten Bundeskanzler geäußert: „Wir brauchen eine Regierung, die versteht, dass es eine industrielle Basis braucht - und man diese fördern und unterstützen muss.“ Derzeit herrsche Stagnation in Österreichs Wirtschaftspolitik: „Wir haben große Mühe, international mitzuhalten“, meint der CEO.

Kritik an Defiziten in der Bildungspolitik

Der Standort Österreich falle in internationalen Rankings zurück. Es werde auch immer schwieriger, hierzulande hochqualifizierte Arbeitskräfte zu bekommen, ortet er Defizite in der Bildungspolitik. Der Kapitalmarkt friste überhaupt ein „Nischendasein“. Gerstenmayer kritisierte auch steigende Kosten: „Man hat manchmal den Eindruck, Unternehmen könnten kontinuierlich gemolken werden“. Gleichzeitig seien die Wünsche der Arbeitgeber nach einer Flexibilisierung der Arbeitszeiten ein „absolutes Tabuthema“.

Die AT&S Austria Technologie & Systemtechnik Aktiengesellschaft mit Sitz im steirischen Leoben beschäftigt weltweit rund 8.800 Mitarbeiter, davon etwa 1.300 in Österreich. Ex-SPÖ-Finanzminister Hannes Androsch hält 16,3 Prozent der Aktien, 17,8 Prozent hält Willibald Dörflinger, der Rest (65,9 Prozent) ist im Streubesitz.

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